Naturschutz:Weckruf aus der Gartenstadt

Naturschutz: Die prächtige Eiche am Pasinger Mühlerweg musste im November 2019 fallen.

Die prächtige Eiche am Pasinger Mühlerweg musste im November 2019 fallen.

(Foto: Robert Haas)

Die Pasinger sorgen sich um das Grün in ihrem Viertel. Bei der Bürgerversammlung schildern Anwohner traumatische Baumfäll-Aktionen.

Von Ellen Draxel

Die knorrige Eiche am Pasinger Mühlerweg war mehr als 200 Jahre alt. Als sie vor zweieinhalb Jahren der Axt zum Opfer fiel, löste das ungeachtet der Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde unter den Anwohnern eine Protestwelle aus. Baumfällungen sind im gartenreichen Pasing ein Aufregerthema, seit Langem schon engagieren sich die Stadtteilbewohner ganz besonders für den Erhalt ihrer grünen Oasen. Wie sehr, wurde am Mittwochabend bei der Pasinger Bürgerversammlung deutlich. Ein Großteil der 22 Anträge, die allesamt befürwortet wurden, drehte sich um Naturschutzbelange - während Münchnern in anderen Stadtbezirken oftmals eher Verkehrsprobleme auf den Nägeln brennen.

Für Monika Ermert war die Fällung der Mühlerweg-Eiche ein Weckruf. Seitdem setzt sie sich intensiv für den Baum- und Grünflächenbestand in München ein. Ihre Forderung: Bebauungspläne und Erhaltungssatzungen mit strengeren Baumschutzmaßnahmen zu erlassen. Und auch jüngere Bäume mit einem geringeren Stammumfang als 80 Zentimeter in die Baumschutzverordnung aufzunehmen. "20 000 Bäume", erklärte sie am Mittwoch mit Verweis auf Recherchen des Bundes Naturschutz, habe die bayerische Landeshauptstadt seit 2011 "verloren" - sie seien ersatzlos gefällt worden.

Ähnlich argumentierte Isabella van Eeghen. Sie sorgt sich ganz konkret um zehn alte Bäume, die auf einem Grundstück an der Lichtingerstraße 12 in der Pasinger Waldkolonie stehen und möglicherweise Neubauten weichen müssen. Die Stadt, beantragte sie, solle bei "möglichst vielen" dieser grünen Riesen das Abholzen untersagen. Auch müsse das Bußgeld für illegales Fällen so teuer werden, dass es sich jeder Bauherr zweimal überlege, ob er diese Strafzahlung auf sich nehmen wolle.

Zur Zukunft des Landschaftsparks West gibt es schon wieder Gerüchte

Eine grüne Lunge, die vielen Münchnern am Herzen liegt, ist der Landschaftspark West. Er erstreckt sich von der Willibaldstraße, wo die städtische Baumschule junge Bäume aufzieht, über Teile Pasings, Laims und Haderns und reicht bis ins Würmtal. Diesen Grünzug, wichtig als Naherholungsgebiet, Rückzugsort für Tiere und Frischluftschneise, gelte es zu schützen, so Ruth Autenrieth und Christopher Stark. Autenrieth bittet die Kommune, die Entscheidung des Stadtrats vom Juli 2021, den Park von einer Bebauung freizuhalten, "schnellstmöglich umzusetzen". Denn ihr sei, "zu Ohren gekommen", sagte sie der Versammlung, dass bereits wieder Pläne über Neubauten auf dem Gelände kursierten.

Zuvor hatte der Pasinger Stark bereits mehr Personal für die Lokalbaukommission und die Untere Naturschutzbehörde gefordert, um den Behörden die Chance einzuräumen, ihren Bauaufsichts-Pflichten nachzukommen. Bisher heiße es immer: Die Aktenberge auf den Schreibtischen seien zu groß, man könne niemanden schicken. "Die Folge ist, dass Vorgärten zu Schottergärten werden, Baurecht überschritten wird und Bäume gefällt werden."

Danach gefragt, was sie von dem Vorschlag Starks halte, meinte Anna Gänsbacher von der Lokalbaukommission: "Ich würde dem Antrag zustimmen." Um den Schutz der Natur ging es außerdem Fritz Raffelsbauer. Er fordert mehr Wasser für den Alt-Arm der Würm im Pasinger Stadtpark und Frischwasser für den dortigen Fischteich, in dem längst kein Fisch mehr schwimme, weil er "eine stinkende braune Brühe" sei.

Beim zweiten großen Themenkomplex des Abends stand die Bildung im Mittelpunkt. Der Elternbeirat der Grundschule am Schererplatz hat ein Konzept für einen neuen Campus gemeinsam mit dem Elsa-Brandström-Gymnasium entwickelt, für den er um Unterstützung bat. "Im Schuljahr 2025/26 werden wir an der Grundschule acht Klassen mehr haben als jetzt, für die uns dann Räume, eine Mensa und Sporthallen fehlen", prognostizierte der Elternbeiratsvorsitzende Leif Geuder.

Deshalb gelte es zu handeln: Notwendig seien die Konzeption und Planung von Schulräumlichkeiten, Sport- und Schwimmhallen sowie eine Standortanalyse. "Vor allem Schwimmbäder brauchen wir dringend mehr, um unseren Kindern das Schwimmen beizubringen." Geuders Vorredner Peter Bireth hatte da bereits gefordert, beim Umbau des Max-Planck-Gymnasiums auch ein Schulschwimmbecken unter der Zweifachturnhalle der Schule vorzusehen.

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