Süddeutsche Zeitung

Pasing:Im Schneckentempo zum Umbau

Nördlich des Bahnhofs fehlen Tausende Fahrrad-Stellplätze. Die Verwaltung untersucht das Problem seit Jahren

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Nördlich der Bahnanlagen hinsichtlich des Ausbaus des Bahnhofs Pasing Nord und des Umfeldes habe ich eine Beschlussvorlage in Bearbeitung, die ich vor der Sommerpause in den Stadtrat einbringen möchte", das kündigte Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat in der Bürgerversammlung vor mehr als 300 Zuhörern in der Aula des Bertolt-Brecht-Gymnasiums an. Ende Februar 2019 war das. Zwei Sommerpausen später hat zumindest der Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing, noch nichts von besagter Beschlussvorlage Schmiedlaus zu Gesicht bekommen. Seit mehr als elf Jahren drängt das Gremium nun schon auf ein Konzept für die Neugestaltung des Bahnhofsumfelds und eine damit unmittelbar einhergehende Verkehrsplanung für den Bereich.

In Aussicht gestellt wurde dieses den Stadtteilpolitikern und der Bevölkerung nicht erst bei der Bürgerversammlung 2019, sondern in schöner Regelmäßigkeit alle Jahre wieder. Ebenso beharrlich waren die Nachfragen, zuletzt im Januar 2020. Nun liegt dazu eine Antwort aus dem Planungsreferat vor. Der BA hatte einen formalen städtebaulichen Wettbewerb zur verkehrlichen Neuordnung des Bahnhofsumfelds (Nordseite) gefordert. Dieser wird nun vom Referat als "nicht zielfördernd" abgelehnt. Es fehle schlicht ein Objekt, das Gegenstand einer hochbaulichen Studie sein könnte, heißt es da. Wesentlich schneller und kostengünstiger (etwa 100 000 Euro) erscheint der Behörde eine verkehrliche Machbarkeitsstudie zum Thema. Ihr müsse jedoch erst der Stadtrat zustimmen.

Dem Bezirksausschuss wird nun mitgeteilt, dass das Planungsreferat eine entsprechende Beschlussvorlage "bereits" ausgearbeitet habe. Arbeitsauftrag einer Machbarkeitsstudie sei es aufzuzeigen, wie die Erreichbarkeit des Bahnhofs Pasing Nord zu Fuß, mit dem Rad oder dem Bus verbessert werden könnte und wie die Aufenthaltsqualität im Bahnhofsumfeld erhöht werden könnte. Das Planungsreferat will die Ergebnisse dieser Studie zur Grundlage für eine spätere Gestaltungsplanung machen. Zuvor aber, so wird versichert, werde man Varianten der Öffentlichkeit präsentieren und mit den politisch Verantwortlichen vor Ort diskutieren, um eine "Vorzugslösung" zu finden.

Wichtiger Inhalt einer Machbarkeitsstudie wird auch eine Fahrrad-Tiefgarage sein, welche die Stadtteilpolitiker dringend für den Nordbereich des Bahnhofs fordern. Schon seit Jahren fehlt es dort notorisch an Radlabstellplätzen. Angesichts des enormen Bevölkerungswachstums, das Pasing nördlich der Bahn in den kommenden Jahren zu erwarten hat, ist mit einem Kollaps dort zu rechnen. Das hat offensichtlich auch das Planungsreferat erkannt, das von einem zusätzlichen Bedarf an 1500 bis 2000 Plätzen ausgeht, dies jedoch weiter untersuchen lassen will. Der BA hatte sich 3000 Stellmöglichkeiten in einer kostenlos nutzbaren Tiefgarage gewünscht, die auf einem Grundstück östlich des Nordausgangs entstehen könnte. Das Planungsreferat will nun unterschiedliche Betreibermodelle untersuchen.

In Zusammenhang mit dem unterirdischen Fahrrad-Parkhaus ist auch das Hochhaus zu sehen, das der Eigentümer eines Eckgrundstücks in Bahnhofsnähe realisieren wollte. Die Radl-Tiefgarage, so sein Vorschlag, sollte in den Untergeschossen mit Zugang zum Bahnhof eingerichtet werden. Die Wohnturm-Pläne waren aufgrund der schieren Dimension - 50 Meter Höhe - in Pasing auf erhebliche Kritik gestoßen, auch wenn eine kostenlos nutzbare Tiefgarage im Keller weiterhin attraktiv erscheint. Im Schreiben an den Bezirksausschuss macht das Planungsreferat deutlich, welche Grenzen der dort gültige Bebauungsplan einer Höhenentwicklung aktuell setzt: maximal vier Vollgeschosse und zur Bahn hin eine Traufhöhe von 13,5 Metern.

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Quelle:
SZ vom 20.10.2020
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