Neue Anlaufstelle:Ein Rathaus für Kinder

Neue Anlaufstelle: Mitbestimmung üben: bei Mini-München ist das jedes Jahr möglich.

Mitbestimmung üben: bei Mini-München ist das jedes Jahr möglich.

(Foto: Catherina Hess)

Jugendliche sollen mehr Mitsprachemöglichkeiten bekommen. Die Corona-Pandemie hat viele Pläne dazu verzögert.

Von Kathrin Aldenhoff

Nach den Einschränkungen in den Jahren der Pandemie will die Stadt Kindern und Jugendlichen zeigen, dass ihre Stimmen und Anregungen ernst genommen werden. Im Büro der Dritten Bürgermeisterin Verena Dietl soll eine entsprechende Anlaufstelle entstehen, eine Art Rathaus für Kinder und Jugendliche.

"Münchner Kinder aus allen Stadtbezirken dürfen bei uns im Rathaus zu Wort kommen und ihre Anliegen an die Bürgermeisterin formulieren", sagt Verena Dietl (SPD). "Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen werden wir referatsübergreifend Lösungen entwickeln." Dafür soll eine neue Stelle geschaffen werden. Am Dienstag wird der Kinder- und Jugendhilfeausschusses darüber beraten.

"Es ist wichtig, dass bei der Partizipation wieder etwas vorangeht", sagt Judith Greil, Vorsitzende des Kreisjugendrings München-Stadt. "Während der Pandemie hatte das Thema leider an Fahrt verloren." Ein wichtiges Rahmenkonzept, das nach einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2019 erarbeitet werden sollte, sei noch nicht fertig. "Dieses Konzept soll auch sicherstellen, dass Verwaltungshandeln Kinder- und Jugendbeteiligung ermöglicht." Sie hofft, dass dieses Konzept nun geschrieben wird.

Seit vielen Jahren wird versucht, junge Münchnerinnen und Münchner an Entscheidungen, die sie betreffen, zu beteiligen und sie mehr einzubeziehen. Nicht immer klappt das. Und besonders während der Pandemie, als es so wichtig gewesen wäre, die Stimmen der Kinder und Jugendlichen zu hören, fiel die Partizipation oft aus. Etwa weil Kitas, Schulen und Jugendtreffs geschlossen waren und es im Notbetrieb wenig Gelegenheit dazu gab. Ein Beispiel: Kontaktbeschränkungen verhinderten, dass das Kinder- und Jugendparlament im Münchner Waisenhaus tagt. Selbstwirksamkeit zu erleben, das war so noch einmal schwieriger.

Wenn Jugendliche mitreden dürfen, dann dauert es oft lange, bis tatsächlich etwas umgesetzt wird. "Für diejenigen, die ihre Ideen und Wünsche beigesteuert haben, ist das Thema dann oft nicht mehr relevant", sagt Judith Greil. Weil sie aus dem Alter raus sind oder weil sie weggezogen sind. Deshalb sei es wichtig, dass es künftig schneller gehe.

Kinder haben ein Recht, beteiligt zu werden

Ein Beispiel für Mitbestimmung: Im Herbst und Winter 2018 waren Mädchengruppen in der Stadt unterwegs und zeigten Orte, an denen sie sich unsicher fühlten. Daraufhin wurde geprüft, wo eine bessere Beleuchtung möglich ist. Auch danach fanden Nachtspaziergänge statt, die Ergebnisse sollen in diesem Jahr im Kinder- und Jugendhilfeausschuss vorgestellt werden.

In Zukunft solle es mehr Beteiligungsprojekte geben, sagte Bürgermeisterin Verena Dietl, "sodass möglichst alle Kinder und Jugendliche in München erreicht werden". Dass Partizipation kein Luxus ist, darauf weist Judith Greil hin: "Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, beteiligt zu werden. Ob sie es dann wahrnehmen, ist ihre Sache. Aber wenn wir ihnen gute Angebote machen und sie merken, dass sie wirklich Dinge verändern können, dann werden sie auch Lust haben, mitzubestimmen."

Im Jahr 2001 hatte der Münchner Stadtrat die UN-Kinderrechtskonvention anerkannt.

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