Nicht nur beim Fußball und bei den Gehältern spielt München im deutschlandweiten Vergleich seit Jahren in der Champions League. Auch in zwei anderen Kategorien, bei denen ein Spitzenplatz weniger erstrebenswert ist, mischt die Stadt ganz vorn mit: So ist München sowohl die am dichtesten besiedelte Kommune im Bundesgebiet als auch besonders stark versiegelt – fast die Hälfte des Stadtgebiets ist bebaut, betoniert oder asphaltiert. Inmitten von so viel Grau sind grüne Oasen umso wichtiger, und genau hier kommen die sogenannten Parkmeilen ins Spiel. Diese grünen Schneisen – auf Luftbildern gut erkennbar – verbinden die großen Parks mit dem Münchner Grüngürtel am Stadtrand. Dabei vernetzen sie dem Rathaus zufolge nicht nur die einzelnen Stadtteile, sondern fördern auch Biodiversität, tragen zur Klimaregulierung bei und dienen als Erholungsorte.
Der Haken daran: Auch wenn der Name es nahelegt, sind jene Parkmeilen keineswegs durchgängige Grünstreifen, wo Fußgängerinnen ungestört flanieren und Radfahrer ungebremst entlangrollen können. Vielmehr ist dieser grüne Mix aus Parks, Kleingärten, Sportflächen, Feldern und Biotopen löchrig wie die Jeans vieler Teenager und weist an etlichen Stellen Barrieren in Form von Straßen, Schienen oder Gebäuden auf. Dies zu ändern, ein durchgängiges Wegenetz und obendrein mehr Erholungsraum in den Parkmeilen zu schaffen, hat sich die Stadt schon vor Jahren zum Ziel gesetzt. In einem ersten Schritt nahm sich das Rathaus dabei die Parkmeilen Feldmochinger Anger und Trudering-Neuperlach vor. Für sie wurden zwei Masterpläne entwickelt, die der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung nun abgesegnet und zugleich erste Maßnahmen auf den Weg gebracht hat.
„Wir beschließen mit den Parkmeilen in Gänze sehr gute qualitätssteigernde Möglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt“, lobte Christian Smolka (Grüne). Mit Blick auf die grüne Achse im Osten sagte er, dass von der Aufwertung der Parkmeile Trudering-Neuperlach vor allem die Menschen in den Neubaugebieten profitieren würden, etwa im Alexisquartier, am Otto-Hahn-Ring und an der Heltauer Straße. Mit Blick auf den Grünzug im Norden zwischen Feldmoching und Hasenbergl sagte Dirk Höpner (München-Liste): „Wir freuen uns alle riesig auf die Parkmeile Feldmochinger Anger. Das könnte zum Zusammenwachsen dieser beiden heterogenen Stadtteile führen.“
Mit der dortigen Parkmeile und ihrem Pendant in Trudering-Neuperlach hatte sich das Rathaus erfolgreich für das Förderprojekt „Post-Corona-Stadt“ beworben. In der Folge fanden dort etliche Veranstaltungen wie urbanes Gärtnern, Wildkräuterspaziergänge und Sportangebote statt. Zudem wurden mehrere Workshops und Treffen anberaumt, um die Menschen vor Ort bei der Planung für das Aufhübschen der Parkmeilen einzubeziehen. „Ich war sehr überrascht, wie viele tolle einfache Angebote entstanden sind“, sagte Simone Burger (SPD). „Auf diesem Niveau weiterzuarbeiten, das Leben für die Menschen besser zu machen, das wäre uns wichtig.“ Die Erkenntnisse aus der Bürgerbeteiligung sind laut dem Rathaus auch in die Weiterentwicklung eines dritten Grünzugs zwischen dem Sendlinger Wald und dem Kloster Warnberg geflossen – genannt Parkmeile Südpark-Warnberger Riedel. Hier läuft aktuell noch die Erstellung des Masterplans.
Schon weiter ist man bei den anderen zwei Parkmeilen – und doch wird die Umsetzung der nun beschlossenen Pläne etliche Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte dauern. Schließlich sind viele der betreffenden Grundstücke gar nicht im Besitz der Stadt. Zudem werden die Maßnahmen viel Geld kosten, gab Heike Kainz zu bedenken, deren CSU ebenso wie Freie Wähler und FDP gegen den Beschluss stimmte. „Wir haben viele drängendere Probleme“, urteilte Kainz. „Wir hätten eher den Wunsch, dass man die Maßnahmen ein Stück zurücksetzt. Sie binden viel Personal und viel Geld. Die Flächen können ja heute schon gut genutzt werden, man kann sich in der Natur bewegen.“
Hierauf konterte Brigitte Wolf (Linke): „Wir haben Bürgerbeteiligung und Workshops noch und nöcher gemacht. Wenn wir jetzt sagen, das können wir nicht umsetzen, dann ist das nicht der richtige Weg.“ Sie warb dafür, nach der jahrelangen Planung rasch in die Umsetzung zu gehen – eine Auffassung, die im Ausschuss eine Mehrheit fand. Im Weiteren sprach sich das Gremium dafür aus, die Parkmeile Trudering-Neuperlach über die Stadtgrenze hinaus bis zum Perlacher Forst zu verlängern. Hierzu soll das Rathaus Gespräche mit den Gemeinden Neubiberg und Unterhaching sowie dem Landkreis München führen und einen weiteren Masterplan erstellen.