Zwölf Standorte:Orange Zone statt zweiter Reihe

Zwölf Standorte: Die neu markierten Stellplätze im Zentrum sollen die Parksituation für Handwerker verbessern.

Die neu markierten Stellplätze im Zentrum sollen die Parksituation für Handwerker verbessern.

(Foto: Catherina Hess)

In der Altstadt können Handwerker und Lieferdienste künftig auf speziellen Stellplätzen für den Wirtschaftsverkehr parken. In anderen Vierteln soll es bald ähnliche Möglichkeiten geben.

Von Andreas Schubert

Handwerker und Lieferanten haben es in München nicht immer leicht. Viele finden nur einen Stellplatz weit weg vom Kunden, andere stellen sich zur Not in Halteverbote und kassieren einen Strafzettel. Bei einer Umfrage der Handwerkskammer vor zwei Jahren fiel das Urteil zur Verkehrs- und Parksituation in der Stadt nicht gerade gnädig aus. 373 Betriebe hatten damals daran teilgenommen. 60 Prozent gaben an, wegen der Verkehrslage keine Aufträge mehr in der Stadt anzunehmen. 75 Prozent gaben der Parkplatzsituation die Noten fünf oder sechs.

Zumindest in der Altstadt soll sich das nun bessern. Dort schafft die Stadt neue Stellplätze eigens für den Wirtschaftsverkehr. Seit Mittwoch werden die ersten von 28 geräumigen Halteplätzen an zwölf Standorten in der Blauen Zone in Orange markiert. Sie zeigen ein stilisiertes Männchen, das einen Sackkarren vor sich her schiebt. Auf diesen Stellplätzen dürfen Entsorgungsfahrzeuge halten, Post und Paketdienste und andere Lieferanten be- und entladen, zudem können Handwerker für die Dauer ihres Arbeitseinsatzes mit ihrem Parkausweis dort parken. An Werktagen zwischen 19 und acht Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen dürfen auch Anwohner mit einem Parkausweis Altstadt die Stellflächen nutzen.

Die 28 neuen Stellplätze entstehen an folgenden zwölf Standorten: an der Prannerstraße 5, am Salvatorplatz 2, an der Josephspitalstraße (Herzog-Wilhelm-Straße 11), an der Herzogspitalstraße 9 und 24, an der Kreuzstraße 17/19 sowie 21/23, an der Hermann-Sack-Straße 4, an der Sparkassenstraße 15, Am Kosttor 2, im Rosental 1 und am Rindermarkt (Brunnenseite, Höhe Hausnummer 7). Weitere fünf Lieferzonen sollen im Frühjahr 2023 markiert werden.

In die Standortsuche eingebunden waren unter anderem die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer sowie der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel. Die neuen Haltebereiche sollen es dem Wirtschaftsverkehr nicht nur einfacher machen, sondern auch das Parken in zweiter Reihe reduzieren, zugunsten der Verkehrssicherheit. Für die neuen Haltezonen entfallen tagsüber etwa 30 Autoparkplätze.

Die Wirtschaft klagt schon seit Jahrzehnten über die Verkehrssituation, insbesondere im Zentrum. Als der Stadtrat im Januar dieses Jahres dann auch noch beschloss, die Jahresgebühr für die Parkausweise auf 720 Euro zu erhöhen, sprach die Handwerkskammer gar von einer "ideologisch geprägten und zunehmend wirtschaftsfeindlichen Politik".

Nun sucht das Mobilitätsreferat nach Lösungen für die städtische Logistik. Diese "Wirtschaftsverkehrsstrategie" soll sich dabei nicht nur auf das Zentrum beschränken. Auch in anderen Vierteln will die Verwaltung zusammen mit den Bezirksausschüssen und Vertretern der Wirtschaft passende Standorte für Stellplätze suchen. Vorstellbar wären etwa Flächen mit unterschiedlichen Haltezeiten oder sogar welche, die sich vorab buchen lassen. Eine Situation wie in der Fraunhoferstraße, wo es wegen der dortigen Radstreifen gar keine legalen Haltemöglichkeiten mehr gibt, würde dem Vernehmen nach bei den Verbänden gar nicht gut ankommen.

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