Bauprojekt an der Paketposthalle:Büschl versucht, die Stadt unter Zugzwang zu setzen

Bauprojekt an der Paketposthalle: Ralf Büschl hat Pläne für die Paketposthalle, legt aber auch Wert auf die Realisierung seines Konzepts für das gesamte Areal.

Ralf Büschl hat Pläne für die Paketposthalle, legt aber auch Wert auf die Realisierung seines Konzepts für das gesamte Areal.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Investor verlangt ein rasches Ratsbegehren - allein zu seinem Projekt. Einen neuen Architekturwettbewerb lehnt er ab.

Von Sebastian Krass

Eine Entscheidung der Münchnerinnen und Münchner über die Hochhaus-Pläne an der Paketposthalle "am besten noch in diesem Sommer" und ein deutliches Nein zu einem grundlegenden Architektur-Wettbewerb: Investor Ralf Büschl versucht, die Stadt in der Debatte um das Bauprojekt in Zugzwang zu setzen. "Wir bleiben dabei: Ein schneller Bürgerentscheid über unsere Planung um die Paketposthalle schafft Klarheit für alle", teilt Büschl, Beiratsvorsitzender der Büschl-Unternehmensgruppe aus Grünwald, als Reaktion auf eine Stadtratsdebatte zum Thema mit. "Deshalb wollen wir, dass der Stadtrat jetzt sehr zügig den Weg dafür mit einem Ratsbegehren frei macht."

In der Sitzung des Planungsausschusses am Mittwoch zeichnete sich zwar eine Mehrheit für eine Abstimmung ab, weil inzwischen auch die CSU dazu tendiert. Allerdings ist in der Politik nur die Rede davon, die Abstimmung in diesem Jahr, voraussichtlich im Herbst, abzuhalten.

Das wäre Büschl zu langsam. "Wir beklagen oft, dass Verfahren in unserem Land ewig dauern", sagt er. "Ich erinnere daran, dass wir vor zwischenzeitlich drei Jahren unsere Pläne für die Entwicklung des Paketpostareals vorgestellt haben." Sie hätten die Zustimmung von Verwaltung und Stadtgestaltungskommission gefunden, der Stadtrat habe auf der Basis des städtebaulichen Konzepts des Architekturbüros Herzog/de Meuron aus Basel, das zwei 155-Meter-Türme vorsieht, das Genehmigungsverfahren gestartet. Zuletzt habe die Stadt "fast ein Jahr dafür verwendet, ein aufwendiges Bürgergutachten zu erstellen", fährt Büschl fort. "Wir wollen jetzt wissen, ob unser Gesamtkonzept für das Quartier umgesetzt werden kann oder nicht."

Eine rasche Abstimmung nimmt vielleicht Hochhausgegnern den Wind aus den Segeln

Eine Abstimmung im Sommer könnte für Büschl den Vorteil haben, dass sie dem von Hochhausgegnern angekündigten Bürgerentscheid den Wind aus den Segeln nimmt, da die Unterschriftensammlung dafür erst im April beginnen soll. Zudem betont er, dass sie nur um das Paketpost-Projekt kreisen solle - das steht im Widerspruch zum Vorhaben der Grünen und der CSU im Stadtrat, die mit einem Ratsbegehren grundsätzlich klären wollen, wie die Bevölkerung zu Hochhäusern überhaupt steht.

Büschl hat bekanntermaßen bereits damit gedroht, sich aus dem Verfahren zurückzuziehen und gemäß bisherigem Baurecht entlang der Wilhelm-Hale-Straße große Gewerbegebäude zu errichten - was zur Folge hätte, dass die bisher geplanten 1100 Wohnungen ebenso wegfielen wie eine Öffnung und öffentliche Nutzung der denkmalgeschützten Paketposthalle für kulturelle und sportliche Zwecke. Auf die Frage, ob es für ihn einen Zeitpunkt gäbe, an dem er sich aus dem bisherigen Verfahren zurückziehen würde, geht Büschl nicht ein. Er vermeidet also ein Ultimatum an die Stadt.

Einen Wettbewerb sieht der Investor allenfalls auf der Grundlage seines Masterplans

Der zweite mögliche Konfliktpunkt ist ein möglicher Architektenwettbewerb. Christian Müller, Fraktionschef von SPD/Volt, hatte am Mittwoch im Ausschuss gesagt, ein Wettbewerb sei "eine Debatte wert" und auf Nachfrage bestätigt, dass es dabei auch um mehr gehen könne als nur um die Gestaltung der Hochhausfassaden.

Ein grundlegender städtebaulicher Wettbewerb, der nach Meinung vieler Stimmen aus Politik und Fachwelt bei einem Projekt dieser Dimension zwingend gewesen wäre, kommt für Büschl aber nicht mehr infrage: Das würde "zurück auf Start" heißen, sagt er. "Das hätte die Stadt vor drei Jahren so entscheiden können. Für uns ist das heute keine Option." Man werde aber "einzelne Gebäude der sogenannten Teppichbebauung", also der hauptsächlich fürs Wohnen vorgesehenen Komplexe am Fuß der Hochhäuser, "aber auch Fassaden gern einem Wettbewerb auf Grundlage unseres Masterplans unterziehen", bietet Büschl an.

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