Süddeutsche Zeitung

Architektur:"Denkmalschützer wollen aus München ein Museum machen"

In deutlichen Worten weist Investor Ralf Büschl die Kritik an seinen Hochhausplänen in Neuhausen zurück. Die Türme auf dem Areal der ehemaligen Paketposthalle seien eine "Bereicherung".

Von Sebastian Krass

"Einige besonders intensive Denkmalschützer wollen aus München ein Museum machen": Mit scharfen Worten reagiert der Münchner Immobilienunternehmer Ralf Büschl auf Kritik an seinen Plänen für den Bau zweier 155-Meter-Hochhäuser auf dem Gelände der Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke.

Viele der Vorwürfe gegen sein Projekt "scheinen mir mehr fundamental ideologisch geprägt zu sein, als einer konstruktiv-kritischen Auseinandersetzung zu entstammen", schreibt Büschl in einer einseitigen Stellungnahme, in der er auf Kritikpunkte von verschiedenen Seiten eingeht. Er sei sich aber der Unterstützung der Stadtgesellschaft sicher: "Die zahlenmäßig doch recht wenigen Gegner unseres Entwurfs sind nicht die Mehrheit der Münchner Bürgerinnen und Bürger und nicht unsere Nachbarn", so Büschl. "Die Menschen in Neuhausen finden unsere Planung mehrheitlich richtig gut." Sie freuten sich darauf, dass das derzeit noch von der Post genutzte und somit abgeschlossene Areal geöffnet werde und dass es dort künftig öffentliche Angebote geben werde.

"Sie finden unsere Hochhäuser richtig cool." Das habe man auf Veranstaltungen und in vielen Gesprächen erfahren. Zudem verweist er darauf, dass sowohl der Stadtrat als auch die Stadtgestaltungskommission Anfang des Jahres den vom Schweizer Architekturbüro Herzog/de Meuron erstellten "Masterplan" für das Areal begrüßt hatten. Es sieht neben 1100 Wohnungen und Büros mit 3000 Arbeitsplätzen auch eine kulturelle Nutzung der denkmalgeschützten Paketposthalle vor.

Vor zwei Wochen hatte Mathias Pfeil, Chef des Landesamts für Denkmalpflege, erstmals seine Einwände gegen die Hochhäuser öffentlich gemacht. Er sprach von "Investoren-Architektur, für die es an dieser Stelle, nur 1,9 Kilometer von Schloss Nymphenburg entfernt, keine Begründung gibt". Die Kritik habe man so auch in einer Stellungnahme an die Stadt geäußert. Zudem warnt der Landesdenkmalrat, ein Beratungsgremium mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Kirchen und Kultur: Gebäude mit mehr als 60 Metern an der Stelle hätten "im Stadtbild drastische Auswirkungen, unter anderem auf die Sichtbeziehung zu Schloss Nymphenburg", die "nicht hinnehmbar" seien.

Dem tritt Büschl entgegen: "Münchens Silhouette wird durch unsere Planung bereichert. So wie durch den Olympiaturm, das Hypo-Hochhaus oder die Allianz-Arena entsteht hier ein ikonografisch einzigartiger Komplex." Er räumt ein, dass die Türme, wenn die Stadt den Bau erlaubt, vom Schloss aus zu sehen sein wären. Er selbst sähe darin eine "Bereicherung". Das müsse aber jeder für sich beurteilen. Man habe auch ein Bild, das den Sichtbezug zeigt, bei einer Informationsveranstaltung "ehrlich vorgestellt". Die Anfrage, ob er das Bild für Berichterstattung freigebe, lässt Büschl unbeantwortet. Zuvor hatte er erklärt, dass die Visualisierungen überarbeitet würden. Das Landesamt für Denkmalpflege hat wiederum eine entsprechende Fotomontage erstellt und diese publik gemacht.

Zum ebenfalls kursierenden Vorwurf, die Hochhäuser sollten nur der Profitmaximierung dienen, sagt Büschl: "Der Bau der beiden Türme in dieser besonderen Architektur ist signifikant teurer, als die gleiche Fläche auf vier 60-Meter-Häuser zu verteilen." Wenn er es sich einfach gemacht hätte, hätte er geplant, was "ganz wenige sogenannte Denkmalschützer fordern: ein langweiliges, gleichförmiges, austauschbares Stück Stadt", so Büschl. Aber er wolle "ein Stück Weltstadt" bauen, "deshalb sind wir bereit, diesen Konflikt, diese Diskussion zu führen".

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SZ vom 26.11.2020/van/aner
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