Paketposthalle:Applaus für den Masterplan

Die beiden Hochhäuser von Herzog & de Meuron sollten ein ganzes neues Viertel prägen.

Der Entwurf für die Paketposthalle: Im Hintergrund sind die Hochhaus-Türme zu sehen.

(Foto: Herzog de Meuron)
  • Bei einer Informationsveranstaltung im Kultuzentrum Backstage stellen die Architekten ihre Pläne vor.
  • Die Besucher loben die städtebaulichen Visionen.
  • Unter ihnen ist auch Herbert Zettel, einer der Ursprungsarchitekten der Paketposthalle aus den Sechzigerjahren. Dass aus dem Briefverteilzentrum ein öffentlicher Ort für Kultur und Veranstaltungen werden soll, freut ihn.

Von Alfred Dürr, Neuhausen

Die Erfahrung mit Neubauten in München zeigt, dass geplante höhere Gebäude bei der Nachbarschaft meist nicht gut ankommen. Hochhäuser sorgten für Verschattungen und passten nicht zum Viertel, heißt es in den Debatten über entsprechende Vorhaben. Widerspruch der Bürger scheint also programmiert, wenn es um die Entwicklung des Paketpostareals in der Nähe der Friedenheimer Brücke geht. Doch von negativer Stimmung war am Mittwochabend bei einer gut besuchten Informationsveranstaltung im Kulturzentrum Backstage an der Reitknechtstraße nichts zu spüren.

Das Konzept des Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron eignet sich zum Aufregerthema: Die neuen Doppeltürme mit jeweils 155 Metern neben der denkmalgeschützten Halle aus den Sechzigerjahren überschreiten die bislang geltende Höhengrenze von 100 Metern deutlich. Bei der ausführlichen Bürgerinfo über den Masterplan blieben lautstarke Proteste jedoch aus. Investor Ralf Büschl, Architekt Robert Hösl von Herzog & de Meuron sowie Lars Ruge von Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich erhielten Lob vom Publikum für ihre städtebaulichen Visionen.

Zum Beispiel von Herbert Zettel, einem der Ursprungsarchitekten der Paketposthalle aus den Sechzigerjahren. Die gigantische Halle mit ihrem gewölbten Dach gilt als ein Meisterwerk der Industriearchitektur. Dass aus dem Briefverteilzentrum der Post ein öffentlicher Ort für Kultur und Veranstaltungen werden soll, freue ihn, sagte Zettel: "Sehr schön, dass neues Leben in die Halle kommt." Man könne den Architekten und dem Investor nur alles Gute bei der Realisierung ihrer Pläne wünschen, ergänzte er und bekam dafür Applaus.

Ein Redner wünschte sich ein möglichst vielfältiges Angebot in der Halle, von der Gastronomie bis zur Kletterwand oder der Schachspiel-Ecke, "damit die Leute ihren Hobbys frönen können". Ein anderer fragte, ob man nicht auch das Dach der Halle für verschiedene Aktivitäten nutzen sollte, was allerdings aus statischen Gründen wohl nicht möglich ist. Stadträtin Anna Hanusch (Grüne), die auch Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg ist, begrüßte es, dass die Erdgeschossebene der Halle als freier und öffentlicher Platz gestaltet werden soll: "Das ist ein Wahnsinnsangebot." Wichtig sei es, dass "keine Hürden aufgebaut werden".

Der Bezirksausschuss setze sich dafür ein und hoffe auf "viele kreative Menschen, die sich etwas einfallen lassen". Ins neu geschaffene Untergeschoss sollen kulturelle Einrichtungen und Ausstellungen, möglicherweise auch Veranstaltungsräume und ein großer Musiksaal kommen. Diese Verschränkung der Nutzungen zieht sich wie ein roter Faden durch das Quartier, betonte Andreas Uhmann vom städtischen Planungsreferat. Etwa auch in den Hochhäusern. In den unteren Etagen befinden sich Büros, darüber könnte ein Hotel kommen, und die oberen Stockwerke sind für Wohnungen vorgesehen. Im gesamten Quartier sollen unterschiedliche Wohnungstypen in verschiedenen Preiskategorien angeboten werden. Ganz oben auf den Hochhäusern gibt es öffentlich zugängliche Aussichtsplattformen.

Eine Anwohnerin fragte nach möglichen Verschattungen durch die Türme. Robert Hösl sagte, dies sei untersucht worden, die Nachbarschaft bekomme nicht viel Schatten ab: "Der wandert schnell." Ein Bürger schlug vor, das neue Quartier mit einer Seilbahn vom Hauptbahnhof aus zu erschließen. Das könne Verkehrsprobleme lindern. Dieses Beförderungssystem müsste aber über Grundstücke geführt werden, "bei denen wir kein Mitspracherecht haben", sagte Investor Ralf Büschl.

Die Veranstaltung war fast zu Ende, als ein Redner zur Kritik anhob: "Kann man es nicht bei der Halle belassen? Warum die Hochhäuser?" Vor vielen Jahren sei beschlossen worden, an der Friedenheimer Brücke nicht höher als 65 Meter zu bauen: "Warum nimmt man diesen Beschluss nicht ernst?" Statt die Landschaft nach außen immer weiter zuzubauen, müsse man in der Kernstadt verdichten, sagte Architekt Hösl. Büschl warnte vor Stillstand in der Stadtentwicklung: "Wir denken dort, wo es möglich ist, intensiv über ein innovatives Quartier mit neuen Formen nach."

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