Die Planung für das Areal der Neuhauser Paketposthalle geht mit Hochdruck weiter - von nun an aber mit einem besonderen Fokus auf die Grün- und Freiflächen sowie auf Konzepte für die Gestaltung, Nutzung und den Betrieb der riesigen Halle. Beides ist direktes Ergebnis des kürzlich vorgestellten Bürgergutachtens, in dessen Rahmen sich 113 zufällig ausgewählte Münchnerinnen und Münchner - zwölf davon aus Neuhausen-Nymphenburg - generell für die umstrittenen, 155 Meter hohen Hochhäuser auf dem Gelände ausgesprochen hatten.
Grünes Licht für dieses Vorgehen soll der Planungsausschuss des Stadtrats in seiner Sitzung am 30. März geben. Generell hält Stadtbaurätin Elisabeth Merk an den bisherigen Ergebnissen der Masterplanung und an den Türmen fest, das stellt auch der jetzt dazu angehörte Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg nicht in Frage.

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Allerdings wünschen sich die Lokalpolitiker mehr als nur einen einzigen Hochhaus-Entwurf. Gefordert werden vielmehr wenigstens zwei Varianten, die einem beratenden Gremium unter Beteiligung der betroffenen Bezirksausschüsse vorgestellt werden sollen. Die Frage einer alternativen Planung sieht auch die Stadtverwaltung nicht anders: Für die einzelnen Baufelder im Quartier seien ohnehin Realisierungswettbewerbe vorgesehen. Und auch für die Fassadengestaltung der Hochhäuser sollen "alternative Lösungen entwickelt und diskutiert werden", heißt es im Beschlussvorschlag.
Generell will die Planungsbehörde den Masterplan mit der Eigentümerin, der Büschl-Unternehmensgruppe, und mit den beauftragten Architekturbüros Herzog & de Meuron sowie Vogt Landschaftsarchitekten entsprechend den Empfehlungen weiterentwickeln. Die immer wieder erhobene Forderung, Stadtteilpolitiker und engagierte Bürger stärker einzubeziehen, erachtet die Behörde im Rahmen des nun weiterlaufenden Bauleitplanverfahrens, das per se entsprechende Schritte vorsehe, aber bereits als erfüllt. Ein Ratsbegehren lehnt die Merk-Behörde daher ab.
Einen der Hauptvorwürfe der Hochhaus-Kritiker, dass die gewaltigen Türme die Altstadt-Silhouette mit der Frauenkirche und die Sichtachsen zum Schloss Nymphenburg beeinträchtigen, kontert die Stadtbaurätin mit dem Hinweis auf eine eigens dazu in Auftrag gegebene Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung. Es sei "Teil des Planungsverfahrens", Perspektiven erkennbar werden zu lassen, um eine fundierte Debatte zu ermöglichen. Die Untersuchung sei bereits "in Erarbeitung".
Die Stadtteilvertreter fordern möglichst viel preisgünstigen Wohnraum
Stadtgestalterisch bejaht das Neuhauser Gremium das Prinzip der urbanen Dichte, moniert aber Defizite bei der Entwicklung eines autoarmen Quartiers durch ein entsprechendes Mobilitätskonzept. Im Beschlusspapier heißt es dazu lediglich knapp, die verträgliche Abwicklung des Verkehrs habe der Investor in einem Gutachten nachzuweisen. Auch diese Studie werde derzeit erstellt.
Im Hinblick auf das Betriebskonzept der Halle regt der Bezirksausschuss die Idee einer Betriebsgenossenschaft an, in der sich auch Akteure aus dem Stadtviertel engagieren könnten. Außerdem wünschen sich die Stadtteilvertreter einen möglichst hohen Anteil an preisgünstigem Wohnraum, der auch in einem städtebaulichen Vertrag abgesichert werden soll. Zwar gibt es dazu gesetzliche Vorgaben, darüber hinaus gehende Standards müsste der Investor aber auf freiwilliger Basis zusichern.
Essenziell ist für die Bürgervertreter, dass sich das Paketpost-Areal durch besondere ökologische Qualitäten auszeichnet. Im Hinblick auf die Klimaanpassung komme einer Minimierung der Aufheizung des Planungsgebiets mithilfe von grüner Infrastruktur besondere Bedeutung zu, betonen die Stadtplaner. Insofern decken sich städtische Planungsabsichten und Forderungen aus dem Stadtviertel.
Der Neuhauser Bezirksausschuss vermisst dennoch einen dezidierten Absatz im Antragstext der Referentin in der Beschlussvorlage, der erkennbar werden lässt, dass die große Bandbreite an Ergebnissen aus dem Anwohnerbeteiligungsprozess "in die Überlegungen des Referats eingeflossen sind". Aus lokalpolitischer Sicht eine "notwendige Wertschätzung".