Kardinal Reinhard Marx hat Ostern "eine Ressource der Hoffnung" genannt. Bei seiner Predigt im Liebfrauendom beim Pontifikalamt am Ostersonntag sagte der Erzbischof von München und Freising, dass die Krisen der vergangenen Jahre - Klima, Krieg - zahlreiche negative Auswirkungen auf die Menschen habe. Gerade junge Menschen hätten mit Depressionen und fehlendem Lebensmut zu kämpfen.
Dagegen setze das Osterfest "Zeichen der neuen Schöpfung, die gegenwärtig ist, wo Glaube, Liebe und Hoffnung, Barmherzigkeit, Friede, Gemeinschaft an einem Tisch, Versöhnung erfahrbar und sichtbar werden." So sei die Auferstehung Jesu ein Aufstand gegen Egoismus und Verzweiflung, "gegen Gewalt, Aggression, Krieg und Hass".
Die "österliche Sendung" der Kirche solle "eine Art offenes Festzelt" werden für die Erfahrung von Barmherzigkeit, Friede, Gemeinschaft und Versöhnung, von Glaube, Liebe und Hoffnung, für alle Völker, eine Einladung, am großen Tisch Platz zu nehmen und das Leben zu feiern, das stärker ist als der Tod. "Eine offene Kirche, ein offenes Festzelt!" wünschte sich der Kardinal: "Ja, das wären fröhliche Ostern."

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Beim "Kreuzweg der Völker" am Karfreitag, bei dem der Erzbischof an der Spitze von mehreren Tausend Gläubigen von der Michaelskirche zum Marienplatz zog, hatte sich Marx deutlich politischer geäußert. Angesichts des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine forderte er die Verantwortlichen auf allen Ebenen auf, "Wege zu suchen und zu finden, diesen Krieg zu beenden: Dem Töten muss ein Ende gesetzt werden".
Die Verteidigung gegen einen Angreifer sei gerechtfertigt, deswegen auch die Unterstützung derer, die angegriffen werden. Dennoch dürfe nicht hingenommen werden, "dass sich ein Krieg über Jahre hinzieht, ohne dass auch nur sichtbar wird, wie das enden soll".

Der Kreuzweg in der Münchner Innenstadt in der Vielfalt der Sprachen, Kulturen und Nationen bringe laut Marx Menschen zusammen, die eindringlich beten um den Frieden in Europa und in der Welt. "Wir beten um die Umkehr derer, die Gewalt ausüben. Wir beten für die Verantwortlichen auf allen Ebenen, die versuchen, vielleicht auch zunächst hinter verschlossenen Türen, alle Wege zu nutzen, um die Maschinerie des Todes und des Tötens aufzuhalten. Wir beten für die Menschen, die im Krieg verletzt oder getötet werden, insbesondere für die Kinder", so Marx.
Auch der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ging in seinem Wort zum Osterfest auf den Krieg in der Ukraine ein. Er rufe die "Schwestern und Brüder in der russischen Kirche" auf: "Nehmt diesen illegalen und unmoralischen Angriffskrieg eurer Armee nicht länger hin! Wehrt euch dagegen! Lasst uns alle gemeinsam Wege heraus aus diesem Verderben für die ukrainische und die russische Nation finden!" Weiter sagt der Landesbischof: "Lasst uns wenigstens als Kirchen alle Feindschaft überwinden und an der Seite des Gekreuzigten in den geringsten seiner Schwestern und Brüder stehen!"