SZ-Serie: Bauch, Beine, Kopf:Vom Pech verdrängt

Portrait of Roland de Lassus Orlando di Lasso 1532 1594 flemish composer Anonymous painting Bo

Zu seinen Lebzeiten war Orlando di Lasso ausgesprochen berühmt.

(Foto: Imago)

Warum Orlando di Lasso in München zwar ein Denkmal hat, aber kein Grab. Und was Michael Jackson mit dem Komponisten zu tun hat.

Von Jakob Wetzel

Orlando di Lasso hatte es posthum nicht leicht. Dieses musikalische Genie, der vielleicht bedeutendste Komponist, der jemals längere Zeit in München gelebt hat, ist im Juni 1594 gestorben. Rund 250 Jahre später erhielt er dann zwar ein Denkmal, gestaltet von dem Bildhauer Max von Widnmann. Doch dieses Denkmal wird vom Pech verfolgt.

Es begann 1862. In diesem Jahr stand Orlando di Lasso, der Renaissance-Musiker, erst seit 13 Jahren neben Christoph Willibald Gluck auf dem Odeonsplatz. Doch dort waren die beiden Statuen dem Herrscherhaus ein Dorn im Auge: Ludwig I., König im Ruhestand, wollte sich dort ein Reiterdenkmal setzen. Als vornehmer Reiter wollte er aber keinesfalls zwischen zwei Musikanten stehen. Die Komponisten mussten weg, Gluck und di Lasso wanderten auf den Promenadeplatz.

Dort standen sie in Gesellschaft dreier weiterer Denkmäler, insgesamt also zu fünft. Zwei von diesen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört - und darunter, natürlich, auch das von Orlando di Lasso. Seit 1958 steht auf dem Promenadeplatz nun immerhin ein Nachguss. Doch auch der hat keinen Frieden gefunden. Nachdem 2009 Michael Jackson gestorben war, beklebten Fans des Musikers den Sockel von di Lassos Denkmal hartnäckig mit Fotos des "King of Pop" - was dazu geführt hat, dass das Trumm bei "Google Maps" mittlerweile nicht mehr als "Di-Lasso-", sondern als "Michael-Jackson-Denkmal" firmiert.

Doch der "King of Renaissance-Musik" hat nicht nur kein richtiges Denkmal mehr in München. Ihm fehlt auch ein Grab. Warum?

A - Orlando di Lasso liebäugelte mit der Reformation. Weil er die Musik liebte, drückte der katholische Herzog Wilhelm "der Fromme" zwar zunächst ein Auge zu. Auf einem katholischen Friedhof durfte der Komponist aber nicht begraben werden. Sein Grab geriet in Vergessenheit.

B - Der Musiker wurde auf dem Friedhof des Franziskaner-Klosters begraben. Das Kloster aber wurde 1802 abgebrochen, an seiner Stelle steht nun das Nationaltheater. Und auch der Friedhof verschwand. An seinem Ort befindet sich heute die Tiefgarage vor der Oper.

C - Orlando di Lasso hatte keine Kinder und deshalb seine Lieblingsflöte, ein kostbares Instrument aus Elfenbein, mit ins Grab genommen. Während der Pest-Epidemie 1632 nutzten Räuber das Chaos aus und plünderten die Grabstätte. Das zerstörte Grab wurde neu belegt.

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Auflösung

Richtig ist Lösung B. Als die Tiefgarage gegraben wurde, förderten die Bagger auch menschliche Überreste zutage.

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