München:Ordnung im Getümmel

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Schon vor einem Jahrzehnt ein Problem: Das Nebeneinander zwischen Radlern und Fußgängern war im Westpark schon immer schwierig. (Foto: Catherina Hess)

Im Westpark kommen sich Fußgänger und Radfahrer gerade in diesen Tagen zunehmend ins Gehege. Der Bezirksausschuss setzt deshalb auf Aufklärung - mit Schildern und Piktogrammen

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Radeln, aber richtig: Die Corona-Pandemie bringt es mit sich, dass es selbst im weitläufigen Westpark mitunter eng zugeht. Besonders dann, wenn das Wetter mitspielt, zielt es viele Menschen aus dem Home-Office nach draußen, sodass nicht ausbleibt, dass sie sich in die Quere kommen - von der Einhaltung der Abstandsregeln ganz zu schweigen. Weil sich die Anfragen besorgter Bürgerinnen und Bürger an den Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark häuften, die sich durch zu schnell fahrende Radler gefährdet fühlten, hat sich das Stadtteilgremium bereits vor einigen Wochen mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit gewandt und mehr Rücksicht aufeinander angemahnt. Zuvor hatte die CSU-Fraktion Alarm geschlagen und gefordert, während der Pandemie das Radfahren auf den Hauptrouten des Westparks ganz zu verbieten. Als die Presse darüber berichtete, gab es viele zustimmende, aber auch ablehnende Zuschriften.

Davon abgesehen, beschloss das Stadtviertel-Gremium, sich in einer Arbeitsgruppe näher mit der Materie zu befassen.

In der jüngsten BA-Sitzung am Dienstagabend, die wegen der Pandemie nun wieder im kleinere Rahmen stattfand, gab es nun die ersten Ergebnisse dieser Besprechung, an der - virtuell - vor allem die Mitglieder der Unterausschüsse Mobilität und Wirtschaft sowie Parks und Grünanlagen teilnahmen. Einiges, was dabei erörtert und auch informell abgestimmt wurde, stieß im Gremium auf breite Unterstützung. So sollen künftig an mehreren Eingängen des Westparks Schilder sowie Piktogramme auf dem Boden die Radler zu mehr Achtsamkeit anhalten. Für die CSU-Fraktion versicherte deren Sprecher Alfred Nagel, man sei zwar klar für die Förderung des Radverkehrs, halte aber Piktogramme nicht für zielführend. Beschlossen wurden sie dann dennoch. Auch der Wunsch, besondere Gefahrenstellen zu kennzeichnen und mit Warnhinweisen zu versehen, an denen zum Beispiel bergab schnell fahrende Radler den Fußgängern ins Gehege kommen, fand am Dienstagabend eine satte Mehrheit.

Recht knapp wurde es dann bei dem Vorschlag, alle Wege, die auch von Radfahrern genutzt werden, zwar als Fußwege auszuschildern, daran jedoch das Zusatzzeichen "Radfahrer frei" anzubringen. Hans Dusolt (Grüne) warb dafür mit dem Argument, man sollte einfach legalisieren, was ohnehin schon gängige Praxis im gesamten Westpark sei. Sein Anliegen ging dann mit sieben gegen acht Stimmen unter, SPD und CSU votierten dagegen.

Auch in der vorhergehenden Besprechung der beiden Unterausschüsse hatte es dafür keine Mehrheit gegeben, wobei dort - so der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) - eher ein Meinungsbild zustande kam, da aufgrund technischer Schwierigkeiten beim Einwählen nicht alle eingeladenen BA-Mitglieder mitmachen konnten. Das Zusatzzeichen, mit denen den Radfahrern signalisiert wird, dass ihnen die Straßenverkehrsverordnung das Befahren einer eigentlich den Fußgängern vorbehaltenen Strecke erlaubt, soll es allerdings doch geben, und zwar für die Route zwischen der Brücke über den Mittleren Ring und der Preßburger Straße.

Bei allem Verständnis für die schnelle, aber auch umweltfreundliche Art der Fortbewegung, die das Radfahren darstellt, lässt das Stadtviertel-Gremium aber keinen Zweifel daran, dass im Westpark die Fußgänger Vorrang haben. Deshalb werden die Radler nach wie vor "eindringlich" aufgefordert, den Westpark nicht auf dem schnellsten Weg zu durchqueren, sondern auf die Alternativrouten südlich oder nördlich des Parks auszuweichen. Südlich wäre dies die Ehrwalder Straße, nördlich wäre der Rubihorn- und Alfred-Ludwig-Weg zu wählen.

Dann bliebe abschließend nur noch das Problem der Griller zu lösen. Wenn sie spätestens im Mai die Holzkohle zum Glühen bringen und alles mit Rauchschwaden und Fettdunst einnebeln, könnten Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen die Orientierung verlieren.

© SZ vom 26.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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