Konzert:Gruppenbild mit Arien

Launiges Festspielkonzert: Der Opernstudio-Nachwuchs der Bayerischen Staatsoper glänzt im ernsten wie im komischen Fach.

Von Klaus Kalchschmid, München

Großer, tiefer Ernst und überschäumend gute Laune herrschte im Cuvilliés-Theater beim Festspielkonzert mit dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper: Den perfekten Kontrast boten Mozarts "Titus" und Charles Gounods "Faust" zu Gaetano Donizettis "Don Pasquale" und der "Fledermaus".

Etliche der fünf jungen Sängerinnen und sechs Sänger vermochten im komischen wie ernsten Fach zu überzeugen, und nicht nur in Arien, sondern auch in zahlreichen Ensembles. Die geschickte szenische Einrichtung der vier auswendig dargebotenen Querschnitte stammte von Bettina Göschl. Die Neuseeländerin Eliza Boom etwa bot eine intrigante Vitellia ("Titus") und sprühte erotisch mit einem fulminant und feurig hingelegten Csárdás der Rosalinde samt bombensicherem Spitzenton am Ende.

Die ungemein temperamentvolle Juliana Zara setzte ihren gehaltvollen Sopran hochmusikalisch ein. Sie war eine herrlich schnippische Norina und eine noch frechere Adele ("Mein Herr Marquis"). Die Britin Sarah Gilford gab ein tief fühlendes, scheu verliebtes Gretchen mit brillanter "Juwelen-Arie", aber auch im Dialog mit Andres Agueldo als Faust. Er offenbarte einen schönen, höhensicheren Tenor, der an Flexibilität der Tongebung noch dazu gewinnen wird. Einen feinen, geschmeidigen "tenore di grazia" besitzt der Rumäne George Vîrban, was er als Donizettis Ernesto differenziert beweisen konnte.

Am Ende glückliche Gesichter auf beiden Seiten der Rampe

Der dritte der Tenöre, James Ley, sang Kaiser Titus mit lyrischer, fein abgemischter Mozart-Stimme und doch schönem, virilem Kern. Später war er ein herrlich schmachtender "Fledermaus"-Alfred im Macho-Männer-Duett mit Andrew Hamilton als Dr. Falke, der auch als Abschied nehmender Valentin ("Faust") bewegte. Noch mehr Bühnenpräsenz und ein kerniger Bariton ist Theodore Platt zu eigen. Er war als Dr. Malatesta bei "Don Pasquale" dabei und prägte die Ausschnitte mit vokalem wie schauspielerischem Witz.

Die Mezzosopranistin Yajie Zhang überzeugte in Ensembleszenen des "Titus" als Annio ebenso wie in der Hosenrolle des Siebel ("Faust"), ihre Fachkollegin Daria Proszek als Sesto und Marte Schwertlein. Ein einziger veritabler, mächtiger Bass gehört derzeit dem Opernstudio an: der Norweger Christian Valle. Er sang zunächst Publio bei den ohne Zwischenapplaus dargebotenen Auszügen aus "Titus", um dann als eitler Gockel Don Pasquale, der so gerne eine junge Frau hätte, im Zentrum zu stehen.

Alle waren auch als Chor zu erleben, so nicht zuletzt bei den beiden vokal wie musikdramaturgisch zündenden Zugaben: Dem Trinklied von Violetta und Alfredo nebst Festgästen aus dem ersten Akt von Verdis "La Traviata" und, abwechselnd solistisch und im Refrain chorisch dargeboten, "Funiculì, funiculà", dem berühmten Schlager, der 1880 zur Eröffnung der Standseilbahn auf den Vesuv komponiert wurde! Am Ende glückliche Gesichter auf beiden Seiten der Rampe und überaus herzlicher Applaus für alle; auch für die beiden kompetenten, einfühlsamen Pianisten Ewa Danilewska und Michael Pandya.

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