Familie Addams ist nicht totzukriegen. In den späten 1930ern vom Cartoonisten Charles Addams zu Papier gebracht und vom New Yorker publiziert, hat der exzentrische Goth-Clan längst auch die Gen-Z erreicht, die Tim Burtons Netflix-Serie „Wednesday“ auf Tiktok und Instagram feiert. Und von den Verfilmungen früherer Jahre in den Sechzigern und Neunzigern wohl noch nie etwas gehört hat.
Ein Spin-off aus dem Kosmos dieser herrlichen Horror-Sippe ist auch „The Addams Family – Das Musical“. 2009 am Broadway uraufgeführt, sind in der Version von Marshall Brickman und Rick Elice (Buch) sowie Musik und Songtexte von Andrew Lippa natürlich alle an Bord: Mutter Morticia, Vater Gomez, die Kinder Pugsley und Wednesday, Lurch, Onkel Fester, Grandma und auch das „eiskalte Händchen“. Der trotz starker Konkurrenz immer noch gruseligsten Familie der USA kann man jetzt im Prinzregententheater begegnen. Premiere ist am 14. November.
Unter der Regie von Malte C. Lachmann bringen Studierende des Musical-Studiengangs die nachtschwarze Komödie dort auf die Bühne. Die Story erinnert ein wenig an das Setting in „Ein Käfig voller Narren“: Wednesdays Freund Lucas und seine Eltern haben sich zum Dinner angekündigt. Nun bittet sie ihre durchgeknallten Lieben, sich doch tunlichst wie eine Durchschnittsfamilie zu verhalten. Alles leichter als das. Mit von der Partie im Prinze ist auch das quicklebendige The Addams Afterlife Orchestra. Die Vorstellung am 22. November findet als Benefiz für die August Everding Stiftung zugunsten der Studierenden der Theaterakademie statt.
Apropos „Ein Käfig voller Narren“: Längst ist es an der Zeit, an Silvester zu denken. Im Gärtnerplatztheater spielen sie am letzten Abend des Jahres den kultigen „La Cage aux Folles“ in der Inszenierung von Staatsintendant Josef E. Köpplinger. (Spielzeitpremiere ist am 10. Dezember). Ein Blick hinüber ins Nationaltheater, wo es gute Sitte ist, die Wirrungen und Irrungen im Hause Eisenstein auf die Bühne zu bringen. Dort lässt am 31. Dezember Rolando Villazón als Gabriel von Eisenstein Barrie Koskys „Fledermaus“ flattern, der angekündigte Zubin Mehta am Pult hat indes schon abgesagt (zuvor am 6. November: Köpplingers Version am Gärtnerplatz).

Und noch ein Apropos: Barrie Kosky kehrt an die Bayerische Staatsoper zurück, um dort in einer Kooperation mit seiner ehemaligen künstlerischen Heimat, der Komischen Oper Berlin, Nikolai Rimski-Korsakows „Die Nacht vor Weihnachten“ zu inszenieren. Premiere dieses Werks nach der gleichnamigen Erzählung Nikolai Gogols, das noch nie am Haus zu hören war, ist am 29. November. Am Pult steht Generalmusikdirektor Vladimir Jurowsky, der mit seinem anderen Arbeitgeber, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dieses unheimliche Märchen, für das sich der Komponist auch von ukrainische Weihnachtslieder inspirieren ließ, schon mal just an einem 23. Dezember präsentiert hat.
Mit einem tollen Ensemble, zu dem unter anderemVioleta Urmana, Sergei Leiferkus, Dmitry Ulyanov, Elena Tsallagova und Ekaterina Semenchuk gehören, lassen Kosky und Jurowsky in dieser gar nicht so stillen Nacht die guten und bösen Geister aufeinander los. Gesungen wird in russischer Sprache.

Eine Sprachverwirrung und vieles mehr wagt die Nürnberger Oper. Dort hatte am 2. November „Innocence“ Premiere, eine Oper der Finnin Kaija Saariaho, die auf Englisch, Finnisch, Tschechisch, Rumänisch, Spanisch, Französisch, Schwedisch, Griechisch und Deutsch gesungen wird (Übertitel in Deutsch und Englisch).
Die Komponistin, 2023 gestorben, erzählt eine beklemmende Geschichte: Stela hat Tuomas in Rumänien kennengelernt, die Hochzeit feiern die beiden in seiner Heimat Finnland. Dort sind beim Fest nur wenige Gäste zugegen, denn über der Familie des Bräutigams liegt ein dunkles Geheimnis: Sein älterer Bruder hat beim Amoklauf an seiner Schule neun Mitschüler und einen Lehrer getötet. Die zweite Ebene lässt die traumatischen Ereignisse aus den Erinnerungen der Überlebenden gegenwärtig werden. Weitere Vorstellungen dieser Oper in der Inszenierung vom Hausherren Jens-Daniel Herzog gibt es im November, Dezember und Januar.

