Ed Sheeran im Münchner Olympiastadion:Ergreifender Auftakt auf überfluteter Bühne

Ed Sheeran im Münchner Olympiastadion: Ed Sheeran trotzte im Olympiastadion erfolgreich dem Regen und einem Tonausfall.

Ed Sheeran trotzte im Olympiastadion erfolgreich dem Regen und einem Tonausfall.

(Foto: Robert Haas)

Show-Triple im Olympiastadion: Im ersten von drei Konzerten verwandelt der britische Superstar Ed Sheeran sein Publikum in einen 75 000-köpfigen Chor.

Von Dirk Wagner

Dieser sei ein guter Regen, sagt Ed Sheeran am Samstagabend im ausverkauften Olympiastadion. Es ist sein erstes von drei Stadion-Konzerten, die der britische Superstar eine Woche nach seinen Shows im Wiener Ernst-Happel-Stadion nun in der bayerischen Landeshauptstadt spielt. Mehr als 200 000 Zuschauer erreicht Sheeran damit allein in München, bevor er in Frankfurt erneut die Massen locken wird. Europaweit füllt Sheeran schon seit einem halben Jahr die Stadien mit seiner "+-=÷x"-Tour, die er vorab übrigens im März und April auf einigen Indoor-Konzerten in Großbritannien getestet hatte.

Nun hatte Sheeran schon viele Jahre zuvor wiederholt bewiesen, dass er als Sänger ganz allein ein Stadion zu unterhalten versteht. Mit seiner Loop-Maschine nimmt er dafür auf der Bühne kleinere Gitarrenfiguren, perkussive Einlassungen und Keyboard-Sequenzen auf, um diese dann taktgenau übereinander geschichtet erklingen zu lassen. Das allein verlangt ein gutes Rhythmusgefühl und eine gnadenlose Präzision. Trotzdem wirkt dergleichen in Sheerans Konzerten, als würde er in seinen Darbietungen nur beiläufig das eine oder andere Pedal mit seinem tänzelnden Fuß antippen. Sheerans Aufmerksamkeit scheint allein seinem mitsingenden Publikum zu gelten, das er auch heuer wieder im Münchner Olympiastadion in einen 75 000-köpfigen Chor verwandelt. Das allein ist ebenso ergreifend wie seit Jahren in Sheerans Konzerten üblich.

Die kreisrunde Bühne ist die eigentliche Sensation seiner diesjährigen Europa-Tournee

Diesmal lässt Sheeran sich allerdings in einigen Songs von einer Band begleiten; mit dem entsprechenden Druck nach vorne durch das Schlagzeug, dem Bass und anfeuernde E-Gitarren-Sounds, oder mit der atmosphärischen Vertiefung der Musik durch das zusätzliche Tastenspiel eines Keyboarders. Wobei die zusätzlichen Musiker nicht etwa mit Sheeran auf einer Bühne stehen. Um die Bühne verteilt spielen sie auf vier kleineren Podesten. Einzig eine Violinistin tänzelt einen Song lang auf Sheerans kreisrunder Bühne, letztere ist im Übrigen die eigentliche Sensation seiner diesjährigen Europa-Tournee. Denn diese runde und sich drehende Bühne steht wie ein gelandetes UFO inmitten des Stadions. Entsprechend kürzer ist nun der Abstand zu den vom Bühnenrand entferntesten Plätzen im Stadion, was ausnahmslos jedem Zuschauer im Konzert ermöglicht, das Bühnengeschehen nicht nur über die vielen Led-Wände zu verfolgen, die zum Teil wie riesige Gitarrenplektren geformt sind.

Gleichwohl aber nun jeder den Sänger auch ohne solche Stadionkonzert-bewährten Visuals sehen könnte, überbietet allein schon die Lichtkunst hier vieles von dem, was erfahrene Konzertgänger schon alles erleben durften. Die manchmal freischwebend wirkenden Projektionen des Sängers um die und über der Bühne vermischen sich mitunter mit dem funkelnden Lichtermeer der von den Fans geschwenkten Taschenlampen respektive Handys zu einem atemberaubend schönen Sternenhimmel inmitten des Stadions. Neugierig schaut darum auch mal der tatsächliche Vollmond jenseits des Stadions in jenes zauberhafte Ambiente.

Auch vom Regen lässt sich Ed Sheeran die Show nicht zerstören - denn in München sei er "gut"

Die Stimmung in solchem Ambiente lassen sich weder die Fans noch Ed Sheeran selbst vom plötzlich einsetzenden Regen zerstören. Im Frühjahr in Belfast hätte es während seines Konzerts auch geregnet, sagt Sheeran am Samstagabend. Damals wäre es aber auch noch windig und kalt gewesen. In München sei das dagegen eben ein guter Regen. Weil der Regen Sheerans offene Bühne allerdings auch ordentlich überflutet, bittet der also gleichfalls im Regen stehende Sänger: "Wenn ich hier gleich ausrutschen sollte, seid bitte gnädig mit mir in den sozialen Medien."

Doch das Publikum bleibt seinem Star nicht nur in den sozialen Medien wohlgesonnen. Als Sheerans ebenso behutsam wie eindrucksvoll mit Pyrotechnik verstärkte Show ausgerechnet im Grande Finale des allerletzten Songs wegen eines Tonausfalls unterbrochen wird, applaudieren die Zuschauer begeistert. Über zwei Stunden hatte Sheeran sie immerhin bestens unterhalten. Da hätte man es ihm nachgesehen, wenn das Konzert nun mit einem Tonausfall geendet wäre. Doch Sheeran wartet geduldig auf der Bühne, bis der Fehler behoben ist. Dann beginnt er das Lied von vorne: "You Need Me, I Don't Need You". Dabei wissen längst alle Anwesenden: In Wahrheit brauchen wir uns alle gegenseitig.

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