Spitzensport in München:Großveranstaltungen mit "sozialer Nachhaltigkeit" gesucht

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Die Leichtathletik-Wettkämpfe der European Championships begeisterten die Zuschauer im Olympiastadion. (Foto: Axel Kohring/Imago/Beautiful Sports)

Die European Championships in diesem Sommer waren für die Stadt und den Olympiapark ein voller Erfolg. Doch wie geht es nun weiter? Mit dem IOC will sich München lieber nicht einlassen.

Von Joachim Mölter

Die Erinnerung an den Sommer zaubert der Olympiapark-Chefin Marion Schöne ein seliges Lächeln ins Gesicht: Auch mit dem Abstand von zwei Monaten schwärmt sie von den European Championships und findet sie "immer noch genauso toll" wie seinerzeit im August. Mittlerweile ist die Organisationschefin des Multisport-Events sogar eher noch stolzer auf die Veranstaltung, eine Kombination von europäischen Meisterschaften in neun verschiedenen Sportarten, die im Zentrum des 50-Jahre-Jubiläums der Olympischen Sommerspiele von 1972 stand. "Es gibt ganz viel Interesse an unserem Konzept", erzählt Schöne. Der Sportausschuss des Bundestages hat sich darüber schon berichten lassen. "Wir haben auch von anderen Kontinenten ein Feedback bekommen und sind dort wahrgenommen worden", sagt sie. All das führt sie zu dem Fazit: "Wir haben etwas geschaffen, wovon wir noch lange zehren können."

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Womit man beim Begriff der "Nachhaltigkeit" wäre. Der war nicht nur während der European Championships ständig präsent, wo damit auf die Nach- und Neunutzung der für 1972 gebauten Sportstätten hingewiesen wurde. Er schwebte am Mittwochabend auch über dem 7. Spitzensport-Summit, zu dem die Münchner Sektion der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) in den Ehrengastbereich des Olympiastadions geladen hatte. Thema der Podiumsdiskussion war "Olympia 1972 - EC 2022 - Was kommt als Nächstes?" Unterschwellig schwang da mit: noch mal Olympische Spiele?

Angesichts der berauschenden Atmosphäre war schon während der zehntägigen Titelkämpfe debattiert worden, ob sich München (oder Deutschland generell) noch einmal um Olympia bewerben sollte. Lieber nicht, war am Mittwoch aus Schönes Erkenntnissen herauszuhören. Zwar habe sich auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) gemeldet, um vom Know-how der Münchner zu profitieren. Deren Intention war ja auch ausdrücklich, "Vorbild sein für andere Sport-Großveranstaltungen", wie Schöne sagt. Aber dem IOC traut sie nicht recht.

"Es gibt dort Konzepte zur Nachhaltigkeit, die sind aber nicht glaubwürdig umgesetzt worden", sagt sie und verweist auf die jüngsten Winterspiele zu Jahresbeginn in Peking, wo Eiskanäle und Sprungschanzen in die Landschaft gestellt worden sind, von denen man nicht weiß, was man künftig mit ihnen anfangen soll. Volker Herrmann, der Leiter des Olympiastützpunkts Bayern, riet jedenfalls, sich erst mal zu überlegen, was man sich von Olympia verspricht: "Die Auswirkungen dürfen nicht ungeklärt sein."

Bei der Diskussion fiel auch der Begriff der "sozialen Nachhaltigkeit" als Erfolgsfaktor für die European Championships. Darunter verstanden die Organisatoren, dass die ganze Breite der Bevölkerung an der Veranstaltung teilhaben sollte. "Der Sport war zugänglich, und man musste nicht mal ins Stadion deswegen", resümiert Schöne: "Wir haben den Sport zu den Menschen gebracht." Die vielen kostenlosen Angebote zum Zuschauen haben sich anderweitig bezahlt gemacht: in der Stimmung und der Akzeptanz.

Wer bei den European Championships Wettkämpfe erleben wollte, musste nicht unbedingt ins Stadion gehen. Die Europameisterschaft im Klettern wurde am Königsplatz ausgetragen. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Entscheidend dafür sei wiederum gewesen, dass das lokale Organisationskomitee viele eigene Ideen einbringen konnte. Das hinter diesem relativen neuen Sport-Event stehende Management hat den Ausrichtern viele Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten überlassen, was von größeren Organisationen nicht zu erwarten ist. Bei Kooperationen mit dem europäischen Fußball-Verband Uefa zum Beispiel "ist man vertraglich immer sehr gebunden und hat weniger eigene Möglichkeiten", bestätigte die SPD-Stadträtin Kathrin Abele, die die erkrankte Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) vertrat. Die Uefa hat sechs Spiele der Fußball-EM 2024 nach München vergeben, und Abele weiß schon jetzt: "Die Fan-Zonen werden von der Uefa bespielt, nicht von der Stadt."

Was also soll dann idealerweise als nächstes nach München und in den Olympiapark kommen? "Irgendetwas, wo wir als Stadt mitgestalten können", findet die Stadträtin Abele. Etwas, "das junge Leute für den Sport begeistert und von dem die ganze Gesellschaft etwas mitnehmen kann", sagt Oliver Wesp, Geschäftsführer der gerade im Olympiapark neu gebauten Multisportarena. In der sollen künftig neben Spitzen- und Profisport auch Schul- und Breitensport beheimatet sein.

Konkret nennt Marion Schöne das Ziel, jährlich mindestens ein großes internationales Sportereignis in den Olympiapark zu holen, was für 2023 bislang freilich nicht gelungen ist. Aber 2024 spielen in der Olympiahalle die Handballer ihre EM-Vorrunde aus, und in den Jahren danach kann sie sich die "Finals" vorstellen, eine Reihe von Titelkämpfen ähnlich wie die European Championships, nur auf nationaler Ebene. Die Veranstalter haben schon angefragt, "es wäre schön, wenn wir die bekämen", sagt Marion Schöne. Noch mal Olympia? Muss nicht sein, um hier Begeisterung für Sport zu wecken.

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