Nach Putin-freundlichen Äußerungen:Roger Waters soll Auftritt in Olympiahalle verwehrt werden

Nach Putin-freundlichen Äußerungen: Erhebt immer noch gerne seine Stimme, nicht nur auf der Bühne: Roger Waters.

Erhebt immer noch gerne seine Stimme, nicht nur auf der Bühne: Roger Waters.

(Foto: Eric Slomanson/Zuma/imago)

Münchens Oberbürgermeister Reiter zeigt sich "irritiert" über das geplante Konzert des Pink-Floyd-Mitbegründers und Anhängers der Israel-Boykottbewegung BDS. Die Tochtergesellschaft der Stadt soll prüfen, ob es abgesagt werden kann.

Von Heiner Effern

Die Olympiapark München Gesellschaft (OMG) gerät wegen des geplanten Konzerts von Roger Waters am 21. Mai 2023 in der Olympiahalle immer stärker unter Druck. "Es irritiert mich sehr", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), dass die städtische Tochter dieses Konzert auf städtischem Grund stattfinden lasse. "Ich hatte davon keine Kenntnis." Das birgt eine besondere Brisanz, denn vor und nach dem letzten Konzert von Pink Floyd-Mitbegründer Waters in der Olympiahalle waren der Oberbürgermeister und der Musiker aneinander geraten.

Waters sei wegen seiner Identifikation mit der zumindest in Teilen antisemitischen Israel-Boykottbewegung BDS nicht mehr willkommen, sagte Reiter im Sommer 2018. Ein klares Veto gegen weitere Konzerte in der städtischen Olympiahalle. Schon Ende vergangene Woche hatte sich Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) verärgert gezeigt, dass der Aufsichtsrat der OMG nicht mit dem Waters-Konzert befasst worden sei.

Der Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle (CSU) forderte eine Absage des Konzerts, falls sich Waters nicht von der BDS-Bewegung distanziere. Kritik an der konkreten Politik der israelischen Regierung sei legitim, dem Staat Israel das Existenzrecht abzusprechen, wie es die BDS-Bewegung praktiziere, sei nicht hinnehmbar.

"Roger Waters bespielt immer wieder - auch im Rahmen seiner Konzerte - die Klaviatur antisemitischer Stereotype", sagte Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle für Demokratie der Stadt München. Jüngst äußerte sich Waters auch zum Krieg in der Ukraine. "Seine Äußerungen zum russischen Angriffskrieg sind durchzogen von Verschwörungsmythen", so Heigl weiter. Ihr Fazit "Dies auf einer städtischen Bühne ist fachlich gesehen unerträglich."

Die OMG erklärte, dass sie aufgrund eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts gegen die Stadt München keine Möglichkeit gesehen habe, Waters einen Vertrag für das angefragte Konzert in der Olympiahalle zu verweigern. Die Stadt hatte im Dezember 2017 beschlossen, ihre eigenen Räume der BDS-Bewegung oder ihr nahestehenden Personen nicht mehr zu vermieten. Damit war sie vor Gericht gescheitert. Deswegen habe man den Vertrag mit Waters schließen müssen, erklärte die OMG.

Dass sie dies an der Stadtverwaltung vorbei getan habe, weisen die Verantwortlichen zurück. Man sei "sehr wohl der Ansicht, dass wir uns mit den zuständigen Stellen abgestimmt haben", sagte ein Sprecher. "Dazu gibt es entsprechenden Schriftverkehr, der das belegt." Das Wirtschaftsreferat, dem die städtische Tochter berichtet, und auch die Fachstelle für Demokratie haben nur eine allgemeine Befassung mit dem BDS-Thema bestätigt, nicht aber mit dem konkreten Konzert von Waters im Mai 2023.

Der Aufsichtsrat habe sich bereits 2019, also im Jahr nach dem letzten Waters-Konzert, damit beschäftigt, wie mit Künstlern umzugehen sei, deren politische Haltung rassistisch, antisemitisch oder antidemokratisch sei, sagte der OMG-Sprecher. Damals sei man "zu dem Schluss gekommen, dass das Gremium keine Empfehlungen abgeben könne und die OMG sich auf die Einschätzungen der Juristen berufen müsse".

Dennoch wird sich die OMG nochmals mit Waters beschäftigen müssen. OB Reiter will versuchen, sein Veto aufrecht zu erhalten, indem jüngste politische Äußerungen zum Krieg in der Ukraine berücksichtigt werden: "Im Lichte der verschwörungstheoretischen Äußerungen zum Angriffskrieg Russlands kann ich auch mit Blick auf unsere Partnerstadt Kiew, die gerade wieder schreckliche Bombenangriffe durch Russland erlebt, nur die Olympiapark GmbH bitten, nochmal zu prüfen, ob dieses Konzert tatsächlich stattfinden muss."

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