Eine kleine Spitze konnte sich die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner nicht verkneifen. Nachdem sich der Zweite Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) neulich bei t-online „klar“ für Olympische Spiele in München ausgesprochen hatte, bemerkte sie: „Bürgermeister Krause ist offensichtlich das letzte Stadtratsmitglied, das mitbekommen hat, dass München sich für Olympische Spiele bewerben will.“ Sie verwies auf den entsprechenden Beschluss vom November 2023, für den Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zuvor monatelange Vorarbeit geleistet habe beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).
Den Beschluss hatten die Münchner Grünen seinerzeit mitgetragen, aber die parteiinterne Meinungsbildung zum Thema Olympia war da längst nicht abgeschlossen. Unter dem frischen Eindruck der gefeierten Spiele von Paris scheinen es nun auch sie für eine gute Idee zu halten, Olympia ein zweites Mal nach 1972 in die Stadt zu holen. Nach ihrer Positionierung gibt es dafür im Münchner Stadtrat jetzt eine sehr breite Unterstützung.
„Die SPD-Fraktion hat die Idee Olympischer Sommerspiele von Anfang an unterstützt“, bekräftigt Anne Hübner. Hans Theiss, der stellvertretende Fraktionschef von CSU und Freien Wählern, erinnert: „Wir als CSU haben bereits 2022 als Erste gefordert, dass München sich für die Olympischen Sommerspiele 2036 oder 2040 bewerben soll.“ Beantragt hatte das die größte Oppositionsfraktion im Stadtrat bereits im Dezember 2022, unter dem Eindruck der European Championships im Sommer zuvor. „Es freut mich, dass sich nach dem Oberbürgermeister Dieter Reiter von der SPD auch der Zweite Bürgermeister Dominik Krause von den Grünen unserem Vorschlag anschließt“, sagt Theiss.
Das Thema Olympiabewerbung hat Fahrt aufgenommen, weil die Bundesregierung jüngst ihre Unterstützung schriftlich zugesichert hat. Am Rande der Spiele von Paris unterschrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eine Vereinbarung mit dem DOSB. Nun versuchen die Interessenten, sich als geeignete Ausrichter zu präsentieren – neben München noch Berlin, Hamburg, Leipzig und die Region Rhein-Ruhr.
In Bayerns klammer Landeshauptstadt versprechen sie sich viel von Olympia – nämlich „den dringend benötigten Investitionsschub gerade im öffentlichen Nahverkehr“, so Theiss. Auch die Münchner Grünen-Vorsitzende Svenja Jarchow hofft auf Finanzspritzen des Bundes, um „große Projekte in den Bereichen Verkehr, Stadtplanung und Wohnen schneller zu realisieren“. Einig sind sich alle Parteien indes auch, dass die Bürgerinnen und Bürger einer Olympiabewerbung zustimmen müssten. „Wir stehen der Idee eines Bürgerbegehrens positiv gegenüber“, sagt Jörg Hoffmann, Vorsitzender der Fraktion aus FDP und Bayernpartei, „da dadurch auch die Kritiker der Bewerbung Gehör finden.“
Von denen gibt es viele. Tobias Ruff, Sprecher von ÖDP und München-Liste, fragt: „Sind es zwei Wochen olympische Partystimmung wert, dass die Mieten explosionsartig steigen?“ Solche Entwicklungen seien in fast allen Olympia-Städten zu beobachten gewesen, so Ruff: „Wir hoffen sehr, dass die Bürgerinnen und Bürger sich nicht vom olympischen Glanz blenden lassen.“ Bereits im Frühjahr hatte Linken-Fraktionschef Stefan Jagel „diesen Wahnsinn“ kategorisch abgelehnt: „Das IOC ist korrupt. Eine Bewerbung unter dessen Bedingungen kommt nicht infrage.“