München: Olympia-Bewerbung:Offene Rechnungen - und ein Sponsor für Kati Witt

Kassensturz nach dem gescheiterten Olympia-Projekt: Mehr als vier Millionen Euro fehlen der Münchner Bewerbungsgesellschaft. Wer sie zahlt, ist derzeit fraglich. Außerdem kommt nun heraus: Katarina Witt, die offiziell ehrenamtlich das Gesicht der Kandidatur war, hatte einen Vertrag mit Olympia-Sponsor BMW.

Heiner Effern und Katja Riedel

Am Ende drängen sich vor allem Fragen auf. Die simpelste: Wie bezahlt die Bewerbungsgesellschaft eigentlich gerade ihre Rechnungen, wo aktuell nach Auskunft der bayerischen Staatskanzlei 4,1 Millionen Euro fehlen, für die keine Sponsoren gefunden wurden und für die nun die Gesellschafter einspringen müssen? Eine Antwort gibt die GmbH, welche die letztlich gescheiterte Olympiabewerbung auf die Beine stellte und die sich bis Ende des Jahres auflösen wird, auf SZ-Anfrage vorerst nicht.

Auf 33 Millionen Euro war ihr Budget im Juni 2010 von ursprünglich 30 Millionen aufgestockt worden. Diese drei Millionen sollen angeblich die Stadt München und der Freistaat Bayern alleine übernehmen. Nur für knapp 26 Millionen Euro wurden private Sponsoren gefunden.

Laut Gesellschaftervertrag müssen nun die Stadt München 2,51 Millionen Euro, das Land 753.000 Euro, Garmisch-Partenkirchen 669.000 Euro und der Landkreis Berchtesgadener Land 167.000 Euro zuschießen. Dort wurde diese Summe bereits im Kreisausschuss genannt.

Aus München verlautete noch keine Nachricht über weitere Zahlungen. Etwas über drei Millionen Euro müsse die Stadt für die Bewerbung zahlen, sagte Oberbürgermeister Christian Ude schon früher. Aus Garmisch-Partenkirchen soll das fehlende Geld erst im Jahr 2012 überwiesen werden. "Wir haben die Zusage, heuer nichts mehr zuschießen zu müssen. Der Markt wird seine Pflicht erfüllen", sagt ein Sprecher der Gemeinde.

Die exakten Zahlen aus der Staatskanzlei sind schon deshalb erstaunlich, weil die Bewerbungsgesellschaft ihrerseits sagt, derzeit weder Ausgaben noch Einnahmen beziffern zu können. Das Aufstellen einer Bilanz gehe nicht auf Knopfdruck, "deshalb können wir leider heute nicht sagen, wie viel Geld auf den Tag genau ausgegeben wurde und wie viel Geld noch benötigt wird", sagt Sprecher Jochen Färber. Die Gesellschaft bemühe sich aber, nicht das volle Budget auszuschöpfen.

Über die Zahlen der Bewerbungsgesellschaft hätte die Öffentlichkeit nichts erfahren, wenn sie das Geld tatsächlich privat aufgebracht hätte. Mit den Zahlungen des Landes und der Kommunen ergab sich aber eine Auskunftspflicht der Behörden. Von sich aus sagten sie nichts, exakte Auskünfte gab es nur auf die insgesamt 19 parlamentarischen Anfragen des Olympiagegners und Grünen-Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann.

Sponsoring-Vertrag für Katarina Witt

Daneben gibt es allerdings Hinweise, dass für die Münchner Olympiabewerbung deutlich mehr Geld ausgegeben wurde, als in das offizielle Budget einkalkuliert ist, und das gibt man inzwischen, zumindest in einzelnen Punkten, zu. Da wäre etwa der renommierte internationale Strippenzieher und Berater Michael Payne, über den Bewerbungsgesellschaft wie Staatsregierung verlauten ließen, er habe nur für ein zeitlich begrenztes Projekt gearbeitet, nach dem 31. Oktober 2010 habe er deshalb keinen Vertrag mehr mit der Bewerbungsgesellschaft gehabt.

IOC Session Durban

Katarina Witt hat die Münchner Olympia-Kandidatur nicht gratis unterstützt. Über einen Sponsoring-Vertrag mit Olympia-Partner BMW hat die ehemalige Eiskunstläuferin Geld bekommen.

(Foto: dpa)

Für München gearbeitet hat er aber trotzdem bis zur Entscheidung im Juli 2011. Bezahlt hat ihn laut Auskunft der Bewerbungsgesellschaft ein Partner, ein Sponsor also. Die Frage, ob dieses Sondergehalt in das 33-Millionen-Budget eingeflossen oder zusätzlich zu berechnen ist, will die Bewerbungsgesellschaft derzeit nicht beantworten. Auch Katarina Witt hat als Kuratoriumschefin der Gesellschaft kein offizielles Gehalt bezogen, das aus den 33 Millionen gezahlt wurde.

Kostenlos hat sie für die Olympiabewerbung aber wohl trotzdem nicht gearbeitet. "Frau Witt hat nach einem etwa 15 Jahre währenden Vertragsverhältnis mit einer anderen Automarke auf mein Bestreben hin mit der Firma BMW einen Vertrag als BMW Group Olympiabotschafterin und Markenbotschafterin abgeschlossen", sagt ihre Managerin Elisabeth Gottmann. Sie sei auch noch weiter für BMW im Einsatz, inhaltlich sei ihr Engagement nicht auf die Bewerbung beschränkt. BMW ist einer der Hauptsponsoren der Münchner Bewerbung.

Ob noch weitere der 15 bekannten externen Berater und Beratungsgesellschaften über den Vertrag mit der GmbH hinaus im Auftrag von Bewerbungssponsoren für München 2018 gearbeitet haben, ist unklar. "Wir haben nur einen Einblick in Vertragsverhältnisse, bei denen die Bewerbungsgesellschaft Vertragspartner ist", sagt Jochen Färber.

In das von der Gesellschafterversammlung gedeckelte 33-Millionen-Budget sind für Berater 10,3 Millionen Euro einkalkuliert, mehr als die Personalkosten der 32 festen Mitarbeiter, deren Gehälter sich in den Jahren 2009 und 2010 auf 3,2 Millionen Euro beliefen.

In zehn Fällen lag das Auftragsvolumen der externen Berater bei mehr als 50.000 Euro, so dass die Gesellschafter der Bestellung zustimmen mussten, das ergibt sich aus Aussagen der Staatskanzlei. Im Falle Paynes wurden Gesellschafter wie Aufsichtsrat nicht um ihr Placet gebeten.

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