Münchner Olympia-Plakate:50 Jahre alt und ziemlich begehrt

Münchner Olympia-Plakate: Prägnante Farben, stilisierte Motive: Otl Aicher hat das Bild der Olympischen Spiele von 1972 geprägt.

Prägnante Farben, stilisierte Motive: Otl Aicher hat das Bild der Olympischen Spiele von 1972 geprägt.

(Foto: Imago Sportfotodienst)

Otl Aichers Designs haben das Bild der Olympischen Spiele 1972 geprägt. Die von ihm entworfenen Plakate sind Sammlerstücke - zum Jubiläum gibt es nun eine Neuauflage.

Von Joachim Mölter

Auf dem Flohmarkt werden selten 100 Euro oder mehr aufgerufen für ein Poster, so wie am Wochenende auf der Münchner Theresienwiese. Dort kamen teils schon etwas ramponierte Plakate der Olympischen Spiele von 1972 auf den Grabbeltisch, aber dass die "nur so lala" weggingen, wie der Verkäufer zugab, liegt weder am Zustand noch am Preis: Das Angebot ist gerade groß, da kann man wählerisch sein.

Die Plakate von 1972 erleben eine Renaissance, weil sich die Münchner Spiele zum 50. Mal jähren und Otl Aicher am 13. Mai seinen 100. Geburtstag hätte. Aicher hat München '72 geprägt mit seinem markanten und doch zeitlosen Design, den prägnanten Farben und stilisierten Motiven. Die von ihm entworfenen Plakate sind auch heute noch begehrte Sammlerstücke. "Weil sie einfach schön sind", wie Tobias Kohler findet, der Sprecher der Münchner Olympiapark GmbH.

Zehn Motive wurden neu produziert im Format DIN-A1 und in einer limitierten Auflage von jeweils 150 Exemplaren. Es gibt sie zu einem erschwinglichen Preis von 14,95 Euro pro Stück zu kaufen. Das blaue Park-Motiv mit Zeltdach und Olympiaturm ist schon vergriffen. Wegen der Nachfrage verhandelt der Olympiapark mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) über eine weitere Auflage. Das IOC hat sich seinerzeit alle Rechte an Formen und Farben der Münchner Spiele gesichert, es lässt sich die Lizenzen gut bezahlen.

Die aktuellen Nachdrucke seien nicht vergleichbar mit den Originalen von 1972, findet Angelika Friedrich, die Leiterin der Poster-Galerie in München. Die hat ebenso wie die Kunstgalerie Art:ig eine größere Auswahl im Laden, auch im Format DIN-A0, das damals ebenfalls verwendet wurde. Bei den Originalen wirken die Farben anders, erklärt Friedrich, die Druckqualität sei besser, das Papier matter. Wer auf dem Flohmarkt mal so einen Bogen angefasst hat, weiß, was sie meint.

Wegen der 72er-Originale müssen die Galerien nicht lang mit dem IOC rumverhandeln, sie beziehen ihre Werke aus privaten Beständen. Im Jubiläumsjahr sind sehr viele auf dem Markt aufgetaucht - hervorgekramt aus Kellern, aufgestöbert auf Dachböden, entdeckt im Nachlass von Großeltern, teils sorgfältig in Rollen gehütet, teils früher mal in Studentenbuden an die Wand gepinnt. Bei den Angeboten gebe es einen kleinen Hype, heißt es in der Galerie Art:ig, "teils mit horrenden Preisvorstellungen". Alle Besitzer von 72er-Plakaten glaubten, "sie machen jetzt den Mega-Deal".

Beim Weiterverkauf bewegen sich die Preise zwischen 129 und 680 Euro, sie richten sich neben Größe und Zustand vor allem nach Verfügbarkeit der Motive. Ringen und Reiten findet man oft, Fußball, Handball und Hockey eher selten. Am rarsten sind Testdrucke, bei denen verschiedene Farbkombinationen ausprobiert wurden, ehe man sich auf eine offizielle festgelegt hat.

Von einigen Disziplinen sind die Motive auch nie in Serie verlegt worden, da existieren nur Einzelstücke, für die fast 1000 Euro aufgerufen werden - "mit Gebrauchsspuren", auf die extra hingewiesen wird. Da sind die 100 Euro vom Flohmarkt tatsächlich ein Schnäppchen.

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