Kinopremiere "Die Olchis":Wo es nur so müffelt und matscht

Kinopremiere "Die Olchis": Die Olchis sind jetzt auch im Film zu sehen - und essen ausgelaufene Batterien mit brauner Matschepampe.

Die Olchis sind jetzt auch im Film zu sehen - und essen ausgelaufene Batterien mit brauner Matschepampe.

(Foto: Leonine/Oetinger/Wunderwerk/ZDF)

Seit 30 Jahren tauchen die Olchis in Kinderbüchern auf, nun feiern sie Kinopremiere. Ihr Erfinder Erhard Dietl erklärt die Eigenheiten ihrer Sprache - und warum es gar nicht so einfach ist, olchig zu fluchen.

Von Barbara Hordych, München

Keine Frage, die Olchis sind auf Erfolgskurs. Seit nunmehr 30 Jahren lässt ihr Erfinder, der Münchner Autor und Illustrator Erhard Dietl, sie in Erstlesebüchern und Kinderromanen auftreten. Inzwischen gibt es sie auch in Theaterstücken und Musicals, auf Bettdecken und Schulranzen - und von Donnerstag, 22. Juli, an auch auf der großen Leinwand: In dem Animationsfilm "Die Olchis - Willkommen in Schmuddelfing", produziert von der Münchner Firma Wunderwerk in Kooperation mit dem Oetinger Verlag, sucht die Olchi-Familie mit ihrem fliegenden Drachen Feuerstuhl nach einem neuen Zuhause. Das finden Oma, Opa, Mama, Papa, zwei Kinder und ein Baby nach einigen Widrigkeiten auf einem riesigen Müllberg, ganz in der Nähe der beschaulichen Menschenstadt Schmuddelfing.

Rund sieben Millionen Olchi-Produkte gibt es inzwischen, sagt ihr Erfinder, während er bei einem Treffen ganz in der Nähe seines Haidhauser Ateliers ein Stück von seinem Johannisbeer-Baiser-Kuchen nimmt. Den würden die kleinen spinatgrünen Monster mit den aubergineförmigen Knubbelnasen eher links liegen lassen. Denn die fliegenumschwirrten Müllhalden-Bewohner bevorzugen ganz andere Nahrungsmittel, wie ihre neuen Menschen-Freunde aus Schmuddelfing, die Kinder Max und Lotta, entgeistert feststellen: Sie nagen an Stuhlbeinen, knabbern Schuhsohlen, oder verspeisen Glühbirnenkompott mit eingelegten Socken.

Die Essensszene in der Olchi-Höhle ist dann auch eine von Dietls Lieblingsszenen in dem Film. "Erst einmal habe ich einen richtigen Schock bekommen, als ich meine Olchis in Bewegung sah, sie habe sprechen, lachen und schimpfen hören." Da kommt die Mahlzeit aus ausgelaufenen Batterien mit irgendeiner braunen Matschpampen-Soße auf den Tisch, denn die Olchis, bei denen ist eben alles ein wenig anders als bei den Menschen. "Vielleicht kann man es so beschreiben", sagt Dietl, während er seine Kaffeetasse hochhebt: "Ein Olchi würde den Inhalt ausschütten, stattdessen die Tasse essen", erklärt er schmunzelnd.

Eltern hatten früher noch Bedenken bei den Olchis

Bestimmt ist es auch die Olchi-Sprache, die zu diesem Siegeszug beigetragen hat. Dabei hieß es in den Neunzigerjahren noch, wenn Dietl zu Lesungen in die Schule kam, "bitte nichts von den Olchis". Warum? "Die Lehrer oder die Eltern hatten gehört, dass die Olchis fluchen und Schimpfwörter benutzen würden, und hatten deshalb Bedenken", sagt Dietl.

Heute hingegen gibt es in den Schulen sogar Workshops, in denen die Kinder mit der olchigen Kunstsprache kreativ werden können. Ja, einmal sei er in ein Museum gekommen, das habe sogar einen "Wortfindungsapparat" mit den Kindern gebaut. "Da gab es eine Walze, in die man auf der einen Seite Olchi-Begriffe eingeben konnte, die dann auf der anderen Seite zu neuen Kombinationen zusammengesetzt wurden. Was ist da passiert, woher dieser Sinneswandel?

Das habe damit zu tun, dass inzwischen das kreative Potential der olchigen Ausrufe wie "Schleime-Schlamm und Käsefuß", "Kleine Müffelwanze", "Gräteriger Hühnerich" erkannt worden sei. Kinder liebten es eben, mit diesen schrägen Begriffen zu spielen, selbst Zusammensetzungen zu finden, in denen es nur so "müffelt" und "matscht". Wobei Dietl Wert darauf legt, dass seine Figuren zwar schräge Ausdrücke verwenden, aber keine ekligen oder ordinären.

Kinopremiere "Die Olchis": Mit ihrem Drachen Feuerstuhl finden die Olchis ein neues Zuhause.

Mit ihrem Drachen Feuerstuhl finden die Olchis ein neues Zuhause.

(Foto: Leonine/Oetinger/Wunderwerk/ZDF)

"Als Autor muss man da ein sehr feines Gespür entwickeln, was geht und was nicht", erklärt Dietl. Er selbst habe beim Schreiben eine Liste über seinem Schreibtisch hängen, mit Wörtern, Ausrufen und Redewendungen der Olchis, die sich immer auch neu zusammensetzen lassen. Etwa fünfzig Adjektive von krötig bis wanzig, die sich mit wieder 50 Substantiven wie "Rostbeule", "Käserich" oder "Schlammbeutel" kombinieren lassen, ergeben ein schier unendliches Reservoir an Wortschöpfungsmöglichkeiten.

Dietl hat aber auch schon erlebt, bei Adaptionen seiner Bücher für Theaterstücke etwa, dass anderen Autoren dieses Gespür fehlt. "Eklige Furzkacke" beispielsweise gehe gar nicht, das habe er dann sofort weggestrichen. Ein Furz amüsiere Kinder zwar immer, aber im Kontext seiner Olchis sei er nur lustig und akzeptabel in Kombination mit etwas sehr Kleinem, beispielsweise in Gestalt eines "Läusefurz" oder auch mal als windiger "Frischluftfurz", eine typisch olchige Umkehrung, denn Frischluft, nein, die mögen sie gar nicht.

Und wie ist das mit den Übersetzungen, schließlich erscheinen seine Bücher ja auch im Ausland?

"In England gibt es einen Übersetzer, einen Kinderbuchautor, der das sehr schön macht. Da gibt es im Anhang sogar eine ganze Liste mit olchigen Ausdrücken wie "Slimy Sock", "Smelly Feet" oder "Rotten Rat", mit denen man Englisch beziehungsweise Deutsch lernen kann", sagt Dietl. In den Niederlanden heißen sie "De Smoezels", die "Schmutzels", was Dietl auch sehr gut gefällt. Das sei ja nun mal ein weiterer kleiner Tabubruch der Olchis, dass sie genau das machen, was manche Kinder auch am liebsten machen würden, aber meistens nicht dürften: sich einfach mal in eine Matschpfütze legen.

Und ja, auf Chinesisch gäbe es die Olchis auch. Als er einen Bekannten, der Chinesisch versteht, einmal bat, ihm aus dem chinesischen Buchexemplar vorzulesen, übersetzte der ihm das Vorwort. "In dem wurde extra darauf hingewiesen, dass die Olchis reine Fantasiefiguren sind, und es sie nicht in echt gibt", amüsiert sich Dietl.

Er selbst sieht seine Olchis als "coole, relaxte Typen" und als Gegenentwurf zu einer hektisch durchgetakteten Welt: Sie verwenden kein Geld, besitzen keine Uhren und keine Handys und gehen nicht ins Internet. "Muffelwind und Fliegenbein, kann das Leben schöner sein."

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