Taufen beim Wiesn-Gottesdienst:Gottes Segen im Festzelt

Taufen beim Wiesn-Gottesdienst: Wiesn-Gottesdienst mit Taufe der Schaustellerkinder.

Wiesn-Gottesdienst mit Taufe der Schaustellerkinder.

(Foto: Robert Haas)

Pfarrer Sascha Ellinghaus tauft beim Wiesn-Gottesdienst im Marstall-Zelt Kinder von Schaustellerfamilien und predigt Freude.

Von Sarah Maderer

Friedlicher als im Marstall-Zelt am Donnerstagmorgen der ersten Festwoche ist die Wiesn nirgends. Seit 2015 wird hier der ökumenische Wiesn-Gottesdienst gefeiert, zu dem sich auch in diesem Jahr eine bunte Gemeinde aus Schaustellern, Besuchern, Vertretern der Wiesnwache und Brauereien und Ehrengästen - darunter Wiesnchef Clemens Baumgärtner, Wiesn-Stadträtin Anja Berger und die Sprecher der Wiesnwirte Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel - unter dem verspielten Marstall-Baldachin einfindet.

Der Nationalseelsorger der Katholischen Circus- und Schaustellerseelsorge Sascha Ellinghaus leitet den Gottesdienst, der in diesem Jahr vier Taufen und eine Erstkommunion von Schaustellerkindern umfasst. "Der Wiesn-Gottesdienst genießt bei den Schaustellern, die ich als sehr traditionsverbunden erlebe, schon eine herausragende Stellung", berichtet Pfarrer Ellinghaus. Vielleicht sei auch deshalb heuer die Altersstruktur der zu taufenden Kinder mit drei Monate bis zwei Jahre breiter gefächert als sonst, manche Eltern warteten die wiesnfreien Coronajahre ab.

Vor Karussellpferden, Blechbläsern und mobiler Orgel beginnt Ellinghaus um acht Uhr morgens mit dem Aufbau seines Reise-Altars auf der Musikerbühne. "Es geht darum, in bunter Umgebung trotzdem eine sakrale Atmosphäre entstehen zu lassen", sagt der Seelsorger. Während sich die Morgensonne durch die herzförmigen Fenster des Marstalls bricht, empfangen die neuen Mitglieder der Schaustellergemeinde eine zügige Vierfachtaufe auf der dicht gedrängten Karussellkanzel. In seiner Predigt geht Ellinghaus auf die Herausforderungen der Coronazeit für die Schaustellergemeinde ein und rät ihr, sich in diesen Krisenzeiten in Geduld zu üben und sich die Fröhlichkeit zu bewahren, besonders in einem Beruf, der anderen eine Freude bereitet. Insofern könne man bei der Wiesn "mehr von gebrauchter als verbrauchter Energie" sprechen, weil sie dazu beitrage, den persönlichen Akku aufzuladen.

"Predigen kann er", wird Clemens Baumgärtner nach dem Gottesdienst anmerken, den er als festen Bestandteil der Wiesntradition begreife. Ein weiterer Teil dieser Tradition war Pater Paul Schäfersküpper, der bis zu seinem Tod Ende letzten Jahres als regionaler Schausteller-Seelsorger das Oktoberfest betreute; in den Fürbitten wird seiner gedacht. Nach dem Gebet der Zirkusleute und Schausteller endet der Gottesdienst mit der Bayernhymne, zu der sich die Gemeinde erhebt und die Karussellpferde über dem Altar zu springen beginnen. Ein letzter besinnlicher Moment, ehe die Blasmusik einsetzt und die Marstall-Belegschaft emsig mit dem Eindecken der Tische für den neuen Wiesntag beginnt.

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