Die Wiesn ist so beliebt, dass sie an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Am Tag der Deutschen Einheit wurde das Festgelände wegen Überfüllung von außen geschlossen – zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Nach der ersten Sperrung am vergangenen Samstag hatte Wiesn-Chef Christian Scharpf (SPD), der Wirtschaftsreferent der Stadt München, Maßnahmen angekündigt, die einem gefährlichen Ansturm entgegenwirken sollten. Zu diesen gehört ein sogenannter Crowd-Spotter, der die Live-Videos von Polizei und Stadt anschauen und reagieren soll, wenn sich irgendwo eine größere Menschentraube bildet. Er wäre es auch, der die Besucherinnen und Besucher in einem solchen Fall per Durchsage warnen soll.
Zum ersten Mal zum Einsatz kam der Spotter am Vorfeiertag. Dieser bot die Gelegenheit zum ruhigen Einarbeiten, die Festleitung meldete für Donnerstag „einen entspannten Festtag ohne notwendige Sofortmaßnahmen“.
Der Tag der Deutschen Einheit aber verlief dann anders. Bei schönem Wetter drängten ab dem frühen Nachmittag viele Menschen auf das Festgelände.

Oktoberfest 2025:Und dann leuchten die Wunderkerzen im Zelt
Beim Finale auf dem Oktoberfest feiern die Gäste und Bedienungen. Die Wiesn 2025 war eine denkwürdige.
Um 14 Uhr warnte die Pressestelle des Oktoberfests über ihre Social-Media-Kanäle, „ein Großteil der Festzelte und auch der Biergärten“ sei bereits geschlossen. Gegen 16.40 Uhr ertönten erste Durchsagen über die festinstallierten Lautsprecher: „Die Zelte sind geschlossen, bitte bleiben Sie nicht stehen!“ Und: Ohne Reservierung komme gerade niemand in die Zelte.
Zu diesem Zeitpunkt ging es stellenweise ziemlich eng zu – und nur schleppend voran. Doch es gab auch Bereiche, in denen noch Platz war, etwa zwischen dem Bräurosl- und dem Schottenhamel-Zelt.
Dennoch entschieden sich die Behörden angesichts des starken Andrangs zu handeln. Die Haupteingänge an der U-Bahn-Station Theresienwiese wurden geschlossen, Feuerwehr und Polizei forderten die Wiesn-Gäste auf, die Eingänge am Esperantoplatz und an der Bavaria zu benutzen.
Lange blieb es nicht bei dieser Empfehlung. Gegen 17 Uhr hieß es: Das Festgelände ist dicht. Gegen 17.20 Uhr veröffentlichte die Polizei die Aufforderung, nicht mehr anzureisen. Der Hinweis erging auch auf Englisch: „Oktoberfest is closed due to overcrowding. Please refrain from travelling to festival area.“

Am Samstag zuvor war es auf dem Festgelände zu ähnlichen Vorkommnissen gekommen. Damals waren viele Menschen mehr als eine halbe Stunde lang festgesteckt. Es gab keinerlei Verletzte, aber Schilderungen von Menschen, die große Angst erlebten – auch um ihr Leben.
Anschließend hatte es Kritik an den Behörden gegeben. Diese hätten zu spät und falsch reagiert – mit Ansagen, die keinen Grund nannten, warum die Menschen das Festgelände verlassen sollten und so die Unsicherheit erhöhten.
Dieses Mal reagierten die Behörden umsichtiger. Das Bestreben, früh einzugreifen, war zu erkennen. Das Szenario, das vermieden werden sollte, trat aber trotzdem ein: eine Zugangssperrung, wenn auch nur eine kurze – um 18 Uhr kam die Meldung: Das Oktoberfest ist wieder geöffnet, Oktoberfest has been reopened.
Der Reservierungswechsel um 17 Uhr wird immer wieder zum Nadelöhr
Die Zeit ab 17 Uhr gilt als besonders kritisch. Zu dieser Zeit drängen viele Menschen auf die Wiesn, weil in den Festzelten dann der Reservierungswechsel ansteht. Die Tische werden in Zeitslots vergeben. Deshalb kommt es öfter zu einem Gedränge zwischen denjenigen, die in die Biertempel wollen und jenen, die aus diesen ins Freie strömen.
Die großen Zelte auf dem Oktoberfest bieten Platz für mehrere Tausend Besucher. An gut besuchten Tagen werden mehr als 300 000 Gäste insgesamt gezählt. Die Beliebtheit des Festes kann erdrückend wirken. In diesem Jahr ist das im besonderen Maß zu erleben.
Am Donnerstag hatte es aus einem anderen Grund Aufregung gegeben: Eine Drohne flog ohne Genehmigung über das Festgelände – und das fast zeitgleich zu den Drohnensichtungen am Münchner Flughafen. Laut der Nachrichtenagentur dpa sahen Polizisten das Fluggerät gegen 22.30 Uhr über dem Biergarten eines Festzelts.
Die Einsatzkräfte identifizierten einen 44-Jährigen als Piloten, wie die Polizei am Freitagvormittag mitteilte. Der Mann muss sich nun wegen diverser Verstöße gegen die Luftverkehrsordnung und das Luftverkehrsgesetz verantworten.
Das größte Volksfest der Welt endet an diesem Sonntag. Eine Verlängerung gibt es nicht. Eine solche hatte der Gastgewerbeverband Dehoga angeregt, nachdem die Wiesn am Mittwoch dieser Woche erst um 17.30 Uhr öffnete statt wie geplant um 10 Uhr, weil es eine ernst zu nehmende Bombendrohung gegeben hatte.
Wiesn-Chef Christian Scharpf bezifferte die Umsatzeinbußen im Gespräch mit dem BR für diesen Zeitraum auf 20 Millionen Euro allein für die Beschicker – also diejenigen, die auf dem Festgelände Fahrgeschäfte oder Verkaufsstände betreiben.
Obwohl ihnen und den Wirten Geld entgangen ist, gibt es keinen Zuschlag. Der wichtigste Grund hierfür: „Von den Beschäftigten in den Bierzelten bis zum Security-Personal ist alles bis Sonntag disponiert“, so die Festleitung. Auch Wirte-Sprecher Peter Inselkammer stellte klar: „Das ist für uns so kurzfristig nicht darstellbar.“
Das Oktoberfest wird damit in diesem Jahr statt wie geplant an 16 Tagen nur an 15,5 gefeiert. Im nächsten Jahr findet es vom 19. September bis zum 4. Oktober statt.

