Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Die vielleicht teuerste Wiesn aller Zeiten

Im schlimmsten Fall könnte das Oktoberfest 2022 - wenn es denn stattfindet - fast 13 Millionen Euro mehr kosten als sonst. Warum darunter am Ende die Besucher leiden.

Von Franz Kotteder

Ob die Wiesn 2022 stattfinden kann, ist noch ungewiss - die Entscheidung darüber fällt spätestens im Mai. Eines aber steht schon fest: Wenn sie stattfindet, so wird sie die teuerste Wiesn aller Zeiten, zumindest für die Stadt als Veranstalterin. Sie ist gesetzlich verpflichtet, die Kosten umzulegen auf Schausteller, Marktkaufleute und Gastronomie. Und damit wird das Oktoberfest auch für die Besucher zu einem teuren Spaß.

Pandemiebedingt soll die Wiesn, die zwischen dem 17. September und dem 3. Oktober stattfinden würde, nur für Geimpfte und Genesene zugänglich sein. Darüber war sich ein interfraktioneller Arbeitskreis des Stadtrats, der vergangenen Freitag getagt hatte, einig. 2G plus scheidet nach Ansicht des zuständigen städtischen Referats für Arbeit und Wirtschaft aus, weil man in diesem Fall täglich bis zu 200 000 Tests bräuchte und kontrollieren müsste.

Aber auch so machen die Kontrollen viel mehr Arbeit als bisher. Zu den schon bisher 600 Sicherheitskräften kämen noch einmal 500 weitere Ordner. Dafür rechnet die Stadt mit 5,5 Millionen Euro Mehrkosten, weitere 900 000 Euro seien für zusätzliche Bauten an den Eingängen notwendig. Eine Lösung mit fälschungssicheren Bändchen, wie von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ins Spiel gebracht, könnte mit weiteren 6,5 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Die Kosten werden wohl über Jahre gestreckt, damit es keine großen Preissteigerungen gibt

All diese Summen kämen zu den üblichen Kosten von gut zehn Millionen Euro hinzu. Wie hoch der Mehraufwand tatsächlich sein wird, ist noch nicht klar. Die Stadträte haben sich bisher nur darauf geeinigt, Stornokosten der Sicherheitsfirmen zu tragen, falls die Wiesn dieses Jahr wieder abgesagt werden muss. "Die Firmen müssen ja jetzt schon Personal suchen", sagt Wiesn-Stadträtin Anja Berger von den Grünen, "die dafür entstehenden Kosten sind wir bereit zu tragen, falls das Oktoberfests doch nicht stattfindet." Laut Referat für Arbeit und Wirtschaft wären das bis zu 1,2 Millionen Euro.

Noch nicht entschieden ist, wie es mit den deutlich höheren Mehrkosten für die Kontrollen aussehen würde. "Wie man damit umgeht", sagt Stadtrat Klaus Peter Rupp (SPD), "darüber müssen wir erst noch diskutieren, wenn wir Genaueres wissen." Vermutlich werden die Kosten aber über einige Jahre gestreckt und so auf Schausteller und Wiesnwirte umgelegt, dass sie nicht zu allzu großen Preissteigerungen führen, "damit die Wiesn noch ein Volksfest bleiben kann", so Rupp.

Peter Inselkammer, Sprecher der Wiesnwirte, meint: "Mehr Zugangskontrollen verursachen natürlich Zusatzkosten, die wieder auf die Preise umgelegt werden." Beziffern lasse sich das derzeit freilich noch nicht und dann habe es ja auch noch in anderen Bereichen Kostensteigerungen gegeben. Ein Trost bleibt den Wiesn-Fans: In den vergangenen beiden Jahren ist der Bierpreis überhaupt nicht gestiegen - weil die Wiesn gar nicht stattfand.

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