Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Wie das neue Bräurosl-Zelt aussehen soll

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Die Hacker-Pschorr-Brauerei und der neue Wirt Peter Reichert haben ihre Pläne vorgestellt. Das Festzelt wird höher, luftiger, moderner - und doch auch wieder traditionell: Der erste Sonntag bleibt schwul.

Von Franz Kotteder

Die neue Bräurosl wird so neu, neuer geht es überhaupt nicht. Vom alten Zelt, das bis 2019 auf dem Oktoberfest stand, wird überhaupt nichts wiederverwendet - nicht die Deko, nicht die Biertanks, nicht einmal die Wirtefamilie. Denn die - Georg, Renate und Daniela Heide - erklärte schon im Frühjahr 2020 ihren Rückzug von der Wiesn, wegen der Unwägbarkeiten um die Corona-Pandemie. Eine 83-jährige Familientradition ging damit zu Ende. Dass es ein ganz neues Bräurosl-Zelt geben würde, war damals schon bekannt, und tatsächlich legte die Zeltbaufirma Pletschacher schon im Sommer 2020 die ersten Betonfundamente dafür auf der Theresienwiese.

Am Mittwochvormittag stellten Hacker-Pschorr-Chef Andreas Steinfatt, Wirt Peter Reichert, Uli Pletschacher von der Zeltbaufirma und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) das neue Zelt erstmals vor. Die Bräurosl, seit 1901 auf der Wiesn, war einmal das größte Zelt dort, mehr als 12 000 Plätze hatte es damals. Jetzt ist es immerhin das höchste: 15 Meter vom Boden bis zum First misst es, 8250 Gäste haben dort Platz, davon 1200 im Biergarten.

"Weil jeder Tag zählt bei einem neuen Zelt", so Brauereichef Steinfatt, sei man sehr froh, dass man von der Stadt eine Ausnahmegenehmigung bekommen habe und das Grundgerüst des Zelts bereits jetzt habe aufstellen dürfen. Zeltbauer Uli Pletschacher ist jedenfalls zufrieden, es scheint alles zu passen.

Heller, luftiger und großzügiger wirken die ersten Computer-Simulationen des neuen Zelts. Es wirkt modern und zugleich auch traditionell, denn es lehnt sich mit seiner Grundfarbe Grün an das erste Zelt von 1901 an. Es gibt eine umlaufende Galerie im ersten Stock und eine Außenloggia mit 560 Plätzen. Weil die gleiche Anzahl von Gästen so auf mehr Platz verteilt werden kann, sind nun auch die Abstände zwischen den Tischen größer geworden. Das gesamte Zelt ist außerdem "um ein bis zwei Meter" (Steinfatt) nach Süden verrückt worden, neu ist auch die Bierpipeline, die nicht mehr unterirdisch verläuft, sondern an den Seitenwänden entlang und so die einzelnen Schänken versorgt.

Der neue Wirt Peter Reichert, der zuvor auf der Oiden Wiesn mit seiner Ex-Frau das kleine Volkssängerzelt Zur Schönheitskönigin hatte, konnte immerhin auf die Dekoration noch Einfluss nehmen: "Die Hopfenranken auf den Planen an der Decke san von mir!" Der Musikantenwirt (er spielt selbst furios Trompete, unter anderem) hat das Zelt zusammen mit der Traditionswirtschaft Donisl übernommen und kann kaum erwarten, dass es nach zwei Jahren Stillstand nun endlich losgeht.

Viel erwartet er sich auch von der Musik, er hat die bekannte Regensburger Blaskapelle Josef Menzl verpflichtet, die er selbst treffend so beschreibt: "Vom Menzl ist bekannt, dass er so ein Bierzelt auseinandernimmt!" Und weil die bisherige Darstellerin der Bräurosl, Karolin Weidner, 2019 ausgeschieden ist, will Reichert die neue Bräurosl jetzt im Zelt vom Publikum wählen lassen. Wenn auch vielleicht nicht gerade am ersten Sonntag. Denn - und das ist mal gar nicht neu - findet wie immer der traditionelle "Gay Sunday" in der Bräurosl statt.

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner freute sich, "dass sich die Wiesn unter Beibehaltung der Tradition so weiterentwickelt" und betätigte sich gleich noch als Hobbyvirologe. Er ließ eine Tirade ab auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der sich am Vortag kritisch über die Massenveranstaltung Oktoberfest in Zeiten der Pandemie geäußert hat. "Panikmache auf Kosten der Wiesn", sei das, schimpfte Baumgärtner, "die Wiesn ist keine Superspreading-Veranstaltung!"

Immerhin habe die Bundesregierung sämtliche Einschränkungen zurückgefahren, nun müsse sie auch konsequent sein. "Alle nordeuropäischen Länder", so Baumgärtner weiter, "die nicht zugemacht haben, sind außerdem auch gut durchgekommen". Richtige Virologen dürften das anders sehen, aber Baumgärtner ist ja schließlich auch nur ein einfacher Wiesn-Chef.

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