OktoberfestWas bei einem Kater im Körper passiert – und was hilft

Lesezeit: 3 Min.

Alkohol sediert und beruhigt – manch einer schläft sogar im Wiesnzelt ein.
Alkohol sediert und beruhigt – manch einer schläft sogar im Wiesnzelt ein. (Foto: Christof Stache/afp)
  • Ein Kater entsteht durch das giftige Abbauprodukt Acetaldehyd, das beim Alkoholabbau in der Leber entsteht und toxisch auf den Körper wirkt.
  • Alkohol entwässert den Körper und stört die Schlafarchitektur, was zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Erschöpfung am Morgen danach führt.
  • Gegen einen Kater helfen ausreichend Mineralwasser, Elektrolyte, gesunde Ernährung und frische Luft - aber kein Konterbier.
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Zu tief in die Mass geschaut? Die Folgen spüren manche Wiesn-Besucher am Morgen danach. Der Chef-Toxikologe vom Klinikum Rechts der Isar erklärt, wie Alkohol in den inneren Organen wirkt.

Von Nicole Graner

„Ein Prosit der Gemütlichkeit“, die „Krüge hoch“, alle 20 Minuten anstoßen und wieder ein Schluck Bier. Nach der Mass im Bierzelt dann Wein und vielleicht noch einen Absacker. Auf dem Oktoberfest wird viel Alkohol getrunken. Kein Wunder, dass viele Menschen am Morgen nach ihrem Wiesn-Besuch mit einem Kater aufwachen.

„Nur fünf bis 20 Prozent der Menschen bleiben von einem Kater verschont“, sagt Florian Eyer, Leiter der Abteilung für Klinische Toxikologie am Klinikum Rechts der Isar. Denn wie stark sich der Kater auswirke, sei individuell sehr unterschiedlich, hänge von der Konstitution des Einzelnen ab und auch von genetischen Veranlagungen. Männer verstoffwechselten Alkohol schneller als Frauen. Eine amerikanische Studie belegt auch, dass Menschen mit einer Mutation des Enzyms Aldehyddehydrogenase 2 (ALDH-2), das dem Körper hilft, Alkohol abzubauen, einen stärkeren Kater bekommen.

Alkohol ist ein Zellgift und wirkt toxisch: Florian Eyer, Leiter der klinischen Toxikologie am TUM-Klinikum Rechts der Isar.
Alkohol ist ein Zellgift und wirkt toxisch: Florian Eyer, Leiter der klinischen Toxikologie am TUM-Klinikum Rechts der Isar. (Foto: Florian Peljak)

Aber was passiert eigentlich bei einem Kater, der etwa acht bis zehn Stunden nach dem letzten alkoholischen Getränk beginnt – dann, wenn der Blutalkohol gegen null geht? Florian Eyer erklärt Ablauf und Zusammenhänge, die bei einem Kater eine Rolle spielen können.

1. „Brain Fog“

Alkohol ist ein Zellgift und wirkt toxisch. „Er begünstigt zuerst den sogenannten Brain Fog“, sagt der Arzt. Einen „Gehirnnebel“, der sich mit Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten manifestiert und auch durch Schlafstörungen verursacht wird. Bei mehr Alkohol fühle man sich dann berauscht.  Wie stark der Kater ist, hängt auch von der Art der Getränke ab. So enthielten Rotwein, Rum oder Brandy sogenannte Kongenere, chemische Stoffe, die beim Gärungsprozess entstehen und einen Kater „förderten“. Weniger Kongenere enthalten klare alkoholische Getränke wie Wodka oder Gin. Nicht der Alkohol selbst sei primär für den Kater verantwortlich, sondern die Stoffe, die beim Abbau des Alkohols durch die Leber entstehen. Wie Acetaldehyd. „Diesen Stoff verträgt unser Körper nur sehr schlecht, er ist toxisch“, erklärt Eyer. Mit dem Brain Fog beginnt also das böse Erwachen am Morgen danach.

2.  Müdigkeit

„Alkohol sediert und beruhigt auch“, sagt Eyer. Das heißt: Man wird plötzlich sehr müde. „Die meisten sind, wenn sie nach der Wiesn im Bett liegen, nach fünf Minuten eingeschlafen.“ Botenstoffe wie Gamma-Aminobuttersäure sorgen dafür, dass sich auch das Gehirn schlafen legt. In der zweiten Nachthälfte oder schon nach wenigen Stunden werde aber „die Schlafarchitektur gestört“, Stresshormone wie Cortisol werden ausgeschüttet. Man wacht auf, fühlt sich  „komplett gerädert“ und findet oft nicht wieder in den Schlaf.

3. Kopfschmerzen

„Zu viel Alkohol wirbelt einige chemische Botenstoffe durcheinander“, erklärt der Toxikologe. Unter anderem wirke Alkohol in großen Mengen entwässernd. Auch unterdrücke er das Hormon Vasopressin, das den Nieren signalisiere, Flüssigkeit zurückzuhalten. Man muss also ständig auf die Toilette. Der Körper verliere dabei viel Flüssigkeit und Elektrolyte wie Kalium, Magnesium und Natrium, er dehydriert. „Das ist in erster Linie die Ursache für den Brummschädel.“

4. Übelkeit und Erbrechen

Der Eimer neben dem Bett – für viele Menschen mit einem Rausch wohl keine schlechte Idee. Denn man wisse, erklärt Eyer, dass Alkohol die Schleimhäute von Magen und Speiseröhre reize.  Außerdem stimuliere das giftige Abbauprodukt Acetaldehyd den Brechreiz. Auch sei das Gleichgewicht „gestört“. „Manche Menschen dreht es bei einem Kater regelrecht im Bett.“ Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr werde laut Eyer durch übermäßigen Alkohol gestört, die veränderte Zusammensetzung der Flüssigkeit im Innenohr suggerieren dem Gehirn, dass „man schwanke“, obwohl man mit geschlossenen Augen im Bett liegt. „Das Erbrechen kann eine Folge davon sein und ist auch eine Reaktion des Körpers‚ sich zu entgiften.“

5. Kopfschmerzen und Hunger

Der Körper baut laut Eyer 0,1 bis 0,15 Promille pro Stunde ab. Wenn ein Wiesn-Besucher im Durchschnitt 0,7 bis 1,0 Promille Alkohol im Blut hat, dauert es sechs bis zehn Stunden, bis er wieder abgebaut ist. Ein Kater könne aber länger anhalten. Wiederkehrende Kopfschmerzen und Erschöpfung könnten die Folgen sein. Daher empfiehlt Florian Eyer, Alkohol auf der Wiesn nur in Maßen zu konsumieren. „Jedes zweite Getränk könnte ein Wasser oder ein alkoholfreies Bier sein“.

Wenn es dann doch passiert: Bei einem Kater helfe es, sich ausreichend mit Mineralwasser zu versorgen  – „natürlich nichts Alkoholisches und kein Konterbier“. Ein Beutelchen Elektrolyte schade natürlich auch nicht. Eine gesunde Ernährung und ein Spaziergang an der frischen Luft können helfen, schnell wieder fit zu werden.

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