Oktoberfest:"Die Wiesn wird stattfinden"

Oktoberfest: Das neue Logo des Oktoberfests schmückt Bierkrüge und -filzl sowie Lebkuchenherzen.

Das neue Logo des Oktoberfests schmückt Bierkrüge und -filzl sowie Lebkuchenherzen.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Ihm fehle "völlig die Fantasie, welcher Zustand eintreten sollte", bei dem sie nicht stattfinden könnte, sagt Oktoberfest-Chef Clemens Baumgärtner. Welche Neuerungen dann auf die Besucher warten.

Von Franz Kotteder

So forsch, wie sich Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) vor der versammelten Presse im Großen Saal des Stadtmuseums gibt, möchte man fast daran zweifeln, ob es überhaupt jemals eine Pandemie gegeben hat. Von "Unkenrufen" spricht er und von Menschen, "die die Wiesn nur schlechtreden wollen". Für ihn hingegen sei es sonnenklar: "Die Wiesn wird stattfinden!" Daran könne es gar keinen Zweifel geben. "Mir fehlt auch völlig die Fantasie", sagte er, "welcher Zustand eintreten sollte, bei dem die Wiesn nicht stattfinden könnte".

Anderen fehlt diese Fantasie nach fast zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie zwar nicht, aber Baumgärtner hat sich offenbar der Devise verschrieben: Augen zu und durch. Dennoch bemüht er sich nach Kräften, eventuelle Einwände gleich vorab aus dem Weg zu räumen.

Das wirtschaftliche Risiko? "Das tragen Wirte und Schausteller, auf die Stadt kommt da nichts zu." Der gewaltige Energieverbrauch des Oktoberfests, in den Zeiten von bevorstehender Gas- und Stromknappheit? Verschwindend gering, so Baumgärtner, wenn man das in Relation zum Gesamtverbrauch der Stadt stellt: "Der Stromverbrauch macht lediglich 0,6 Promille des Verbrauchs der gesamten Stadt aus, der Gasverbrauch sogar nur 0,1 Promille." An einem möglichen Energie-Notstand sei die Wiesn also sicher nicht schuld: "Das Oktoberfest wird nicht dazu führen, dass in München die Lichter ausgehen."

Das größte Volksfest der Welt, man sieht schon, findet in diesem Jahr "in einem schwierigen Umfeld" (Baumgärtner) statt. Das nahm in der traditionellen Pressekonferenz breiten Raum ein. Aber es gab auch Neuerungen zu verkünden. So gibt es mit der Bräurosl von Wirt Peter Reichert auf der großen und der Schützenlisl von Lorenz Stiftl auf der Oidn Wiesn gleich zwei neue Bierzelte. Genau genommen sogar drei, denn Stiftl, der auf die Oide Wiesn wechselt, macht damit den Platz frei für das kleine Zelt "Münchner Stubn" von Kathrin und Alexander Wickenhäuser.

Bei den Schaustellern gibt es weniger neue Attraktionen als üblich

Und bei den Schaustellern gibt es mit dem Circus-Circus ein neues Familienkarussell, mit dem "Dschungel Bogenschießen" einen neuen Schießstand und mit "OktoVRfest" ein Virtual-Reality-Fahrgeschäft. Das sind deutlich weniger neue Attraktionen als normalerweise. Aber, so Schaustellersprecher Peter Bausch, "nach zwei Jahren Pandemie gibt halt keine Bank Kredite für neue Fahrgeschäfte". Die Schausteller seien jedenfalls froh, dass es die Wiesn wieder gibt; bisher laufe die Volksfestsaison sehr gut.

Ebenfalls neu: Die Stadt hat sich die Begriffe "Wiesn" und "Oktoberfest" patentrechtlich schützen lassen, das Verfahren ist abgeschlossen, und nun leistet München sich auch ein neues Logo für sein Volksfest. Das bisherige - zwei lachende Masskrüge - hat ausgedient. In offenbar langwieriger Entwicklungsarbeit - davon zeugt jedenfalls ein bunter Imagefilm der Stadt - hat die Werbeagentur RED den Schriftzug Oktoberfest in leicht altertümelnder Schrift gefunden und als Logo einen Buchstaben. Genauer: ein geschwungenes "O", das ein bisschen so aussieht, als hätte jemand den Klammeraffen @ in der E-Mail-Adresse nicht so richtig hingekriegt. Es schmückt nun eine Reihe von Merchandising-Artikeln, vom Trachtenjanker bis zum Herzerl und Notizbuch.

Auf der Oidn Wiesn gibt es eine Geisterbahn-Sonderschau

Nicht ganz so spektakulär sind die neuen Öffnungszeiten: Die Schaustellergeschäfte dürfen jetzt schon um 9 Uhr anfangen und bleiben dann bis 23.30 Uhr geöffnet, freitags und samstags sowie am 2. Oktober bis Mitternacht. In den Bierzelten beginnt der Ausschank werktags um 10 Uhr und endet um 22.30 Uhr. Samstags, sonntags und am Feiertag geht es bereits um 9 Uhr los. Die Oide Wiesn ist täglich von 10 bis 23 Uhr geöffnet; Ausschankschluss ist dort bereits um 21.30 Uhr. Neu sind auf der Oidn Wiesn die Sonderschau zu alten Geisterbahnen, das Volksfest-Miniaturmodell im Maßstab 1:12 des Bastlers Hans-Heiner Ruoff und die Hochräder für Kinder und Jugendliche im Velodrom.

Erstmals war der Wirtesprecher nicht anwesend bei der Pressekonferenz. Denn Wirtesprecher Peter Inselkammer vom Armbrustschützenzelt erreicht man derzeit nur im Urlaub: "Das Wirtschaftsreferat hat den Termin erst letzte Woche angesetzt", erzählt er, "da war aber schon klar, dass wir im Urlaub sind". Auf dem Festgelände laufe jedenfalls alles nach Plan, und auch im Kreise der Festwirte sei man zuversichtlich. Auch was das Personal angehe, sagt er: "Sowohl bei den Bedienungen und in der Küche als auch bei der Security haben alle genügend Leute."

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