München:Ohne Wohnungen keine Mitarbeiter

Die Landkreis-Firmen sind aber laut einer Umfrage großteils zufrieden

Von Martin Mühlfenzl

Schäftlarn und Hohenbrunn sind die Hotspots im Landkreis München, wenn es um die Breitbandanbindung geht - im negativen Sinne. In diesen beiden Gemeinden bewerten die ansässigen Unternehmer die Anbindung mit schnellem Internet als besonders schlecht. Das geht aus der Unternehmensbefragung des Landkreises hervor, die die Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (Gefak) erstellt hat. Diese wird an diesem Montag, 18. März, von 14 Uhr an im Kreisausschuss des Kreistags vorgestellt, es haben sich nahezu 20 Prozent der 4700 angeschriebenen Betriebe beteiligt.

Ziel der Umfrage war es, von Unternehmern aus nahezu allen Bereichen - von Industrie über Handwerk, Einzel- und Großhandel bis zu Hotellerie und Freien Berufen - möglichst viel über die Standortzufriedenheit, den akuten Fachkräftemangel, den Bedarf an Gewerbeflächen, Verkehr, Vernetzung und natürlich Digitalisierung zu erfahren. Geantwortet haben auf den Fragebogen vor allem kleinere Betriebe mit bis zu 19 Mitarbeitern - diese machen etwa zwei Drittel der Teilnehmer aus.

Und deren Zufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort Landkreis München ist - wie auch bei den größeren Unternehmen - im Großen und Ganzen positiv. Zusammengefasst kommt die Studie auf einen Zufriedenheitswert von 2,2 aller Teilnehmer auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht). Es ist eine allgemeine Standortzufriedenheit der Unternehmer, bei der einige Faktoren herausstechen - und teilweise auch überraschen: Im so staugeplagten Landkreis loben die Unternehmer mehrheitlich die überregionale Verkehrsanbindung (2,19), die örtliche Straßenanbindung (2,01) und auch die Anbindung an U-, S- und Trambahn (2,62). Zudem sticht in der grundsätzlichen Beurteilung die Mobilfunkversorgung (2,38) heraus, ebenso das Schulangebot (2,14), die Kinderbetreuungsangebote in Krippen, Kindergärten und Horten (2,35) sowie zusammenfassend als Spitzenwert die Lebensqualität (1,95). Die Breitbandversorgung (2,88) allerdings schneidet bei den Unternehmern schlechter ab als der Mittelwert.

In den Ergebnissen der Befragung spiegelt sich allerdings auch ein Thema wider, das den Menschen im Landkreis und jenen, die hierher ziehen wollen, seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet: der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Diese Problematik stellt natürlich auch die Unternehmer vor eine Herausforderung, suchen sie doch dringend nach immer neuen Fachkräften, die am Ende des Tages aber nicht wissen, wo sie wohnen sollen. Gefragt nach dem Preisniveau des Wohnraums (4,23) sowie der Verfügbarkeit von Wohnraum (3,99), fällt es den Unternehmer schwer, Zufriedenheit zu äußern. Der Bedarf an Arbeitskräften ist anhaltend hoch, insgesamt 74 Prozent der Befragten sind auf der Suche nach neuen Angestellten. Gleichermaßen nach ungelernten Arbeitskräften wie Fachkräften mit Ausbildung oder Hochschulabschluss. Nahezu 70 Prozent sagen, ihr Betrieb sei bereits vom Fachkräftemangel betroffen.

Die Schwierigkeiten, neue Fachkräfte anzuwerben, beruhten vor allem auf den immer weiter steigenden Kosten fürs Wohnen, beklagen die Unternehmer. Nahezu 80 Prozent sagen, dieser sei im Landkreis schlichtweg zu teuer. Nur wenige führen an, dass mangelnde Sprachkompetenzen oder die Bereitschaft des Bewerbers, den Wohnort zu wechseln, ursächlich für Probleme bei der Stellenbesetzung seien. Dies gilt, das macht die Umfrage deutlich, für Akademiker, Fachkräfte und Auszubildende gleichermaßen.

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