Wenn er über den Odeonsplatz läuft, sagt Richard Weiss, hat er das Gefühl, dass jeder nur "durchrennt". Die Gebäude rundherum - Residenz, Feldherrnhalle, Theatinerkirche - seien zwar schön anzusehen, aber: "Es gibt kein Leben auf dem Platz", erklärt der Lokalpolitiker, der für die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Maxvorstadt sitzt. Deshalb fordert er ein städtebauliches Gesamtkonzept für den Bereich von Odeonsplatz und Ludwigstraße bis nach Norden zur Von-der-Tann-Straße. In der jüngsten Gremiumssitzung wurde diesem Vorschlag zugestimmt.
Rund 15 000 Radfahrer und nach Schätzungen etwa 25 000 Fußgänger passieren laut dem Kreisverband München des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs täglich den Odeonsplatz. Die Zahl der Autos liege nur bei 14 000. Dennoch, und das ist Weiss' großer Kritikpunkt, sei der Ort nach dem "Leitbild der autogerechten Stadt der Siebzigerjahre" entwickelt worden. Alles sei dem motorisierten Individualverkehr unterworfen, an Aufenthaltsflächen mangle es. In einer Stadt, die immerzu wachse, brauche es aber genau die.
Bürgerversammlung:In der Löwengrube
Für ihre Bürgerversammlung strömen die Bewohner des Viertels in Scharen ins Rund des Circus Krone. Die Umgestaltungsskeptiker beim Thema Tal bestimmen den Abend - wie erwartet.
Weiss kommt zu dem Schluss: "Das Flächenmanagement ist nicht zeitgemäß und bedarf einer grundlegenden Überarbeitung". Zwar erklärt Weiss selbst: "Ich bin kein Architekt, kein Stadtplaner und kein Historiker." Trotzdem habe er sich aber "einfach mal Gedanken gemacht". Soll heißen: Zusammen mit dem Architekten Peter Schmid hat er in den vergangenen zwei Jahren Ideen gesammelt, wie die Fläche künftig aussehen könnte. Der Lokalpolitiker stellt klar: "Das soll nur eine Anregung sein. Das soll Appetit machen."
Auf den Simulationen, die die beiden erarbeitet haben, kann man die Ludwigstraße sehen - ganz ohne Autos. Stattdessen stehen da Pflanztröge und Pavillonanlagen. Überall verweilen Menschen. Mit den Bildern will Weiss eine "öffentliche Diskussion über alternative Szenarien" anstoßen. Er findet, dass Fußgänger und Radfahrer bei der Verteilung des öffentlichen Raums bevorzugt werden sollten. Außerdem hält er es für sinnvoll, dass der Straßenzug baulich und visuell mit der Altstadt und der Fußgängerzone verbunden wird. Sein Ziel ist letztlich eine öffentliche Fläche mit hoher Aufenthaltsqualität, deren Gestaltung "über ein Verkehrskonzept" hinausgeht. Als Weiss seinen Antrag in der jüngsten BA-Sitzung vorstellte, stimmte das Gremium zu. Nun muss das Papier vom zuständigen Referat geprüft werden. Dann - so hofft man jedenfalls im BA - könnte die Stadt vielleicht einen städtebaulicher Wettbewerb anstoßen.