Süddeutsche Zeitung

Wohnungsbau in Milbertshofen:So könnte das neue Quartier am Oberwiesenfeld aussehen

Etwa 500 Wohnungen entstehen auf dem Firmengelände von Knorr-Bremse nördlich des Olympiaparks. Im Architektenwettbewerb dazu gibt es allerdings zwei Sieger.

Von Sebastian Krass

Es ist ein Architekturwettbewerb mit einem ungewöhnlichen Ergebnis: Am Ende steht nicht ein Gewinner ganz oben, auch nicht zwei Erstplatzierte, sondern die Jury ließ den ersten Platz vakant und vergab stattdessen zwei zweite Preise für die Ideen zur Gestaltung eines neuen Wohngebiets. Es geht um etwa 500 Wohnungen auf dem Firmengelände von Knorr-Bremse an der Moosacher Straße in Milbertshofen, nördlich des Olympiaparks. Das Münchner Büro Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht und Ingenhoven Architekten aus Düsseldorf dürfen nun an ihren Entwürfen feilen, einer von beiden wird dann zur Grundlage für den Bebauungsplan, über den der Stadtrat zu befinden hat. Dieses Ergebnis gab Jürgen Büllesbach, Geschäftsführer des Bauherren Opes Immobilien, am Dienstag mit Vertreterinnen der Jury bekannt.

Dass es keinen ersten Preis gab, ist nach Auskunft von Stadtbaurätin Elisabeth Merk kein Ausdruck von Missfallen, es gebe nur bei beiden grundsätzlich überzeugenden Entwürfen einige offene Fragen. Egal, welcher Entwurf es am Ende werde, "wir machen damit gern einen Bebauungsplan", sagte Merk.

Der "Wohnpark", zu dem neben Kitas und Nahversorgern auch ein im Münchner Norden schon lang ersehntes Pflegeheim gehören wird, ist der letzte von drei Bausteinen des "Opes Quartiers". Dahinter steckt der Knorr-Mehrheitseigner und Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele, der sein privates Immobiliengeschäft in der Firma Opes gebündelt hat. Die anderen Teile des Quartiers sind ein bis zu 99 Meter hohes Bürohochhaus und ein weiteres Bürogebäude.

Das Quartier, das Ende 2028 fertig werden soll, wird die denkmalgeschützte und prächtig sanierte Knorr-Zentrale umgeben. Nicht mehr gebrauchte Fabrikhallen werden abgerissen, abgeriegelte Industrieflächen werden in öffentlich zugängliches Quartier umgewandelt. Nördlich des Quartiers wird Knorr-Bremse auch in Zukunft einen Standort für Forschung und Entwicklung mit 2000 Arbeitsplätzen betreiben. Auf der westlichen Seite ist bereits ein Quartier mit Hotel-Hochhaus, Bürogebäuden und Wohnkomplex entstanden.

Zusätzliche Bedeutung gewinnt das Projekt dadurch, dass die Familie Thiele damit zwar Profit machen, aber nicht spekulieren will. Sie will alle Gebäude langfristig im Bestand halten und die Flächen vermieten. "Das sind im Prinzip Werkswohnungen", sagt Stadtbaurätin Merk, "da schafft jemand nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Wohnraum, wie es Politik und Oberbürgermeister fordern." 40 Prozent der Wohnungen werden nach den Regeln der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) gefördert oder preisgedämpft. Auch bei den übrigen Wohnungen würden die Mietpreise maßvoll gestaltet, betont Büllesbach, "das ist kein Ort für Luxuswohnungen".

Die zwei bestplatzierten Entwürfe unterscheiden sich grundlegend. Hilmer Sattler, die zusammen mit den Münchner Landschaftsarchitekten Mahl Gebhard gearbeitet haben, setzen auf eine aufgelöste Blockstruktur mit Baukörpern, die sich zu den Nachbargrundstücken öffnen. "Es ist eine in München bewährte Grundstruktur, aus der sorgfältig und passgenau für diesen Ort etwas Neues entwickelt wird", sagt Merk. Ein Problem an diesem Entwurf ist die Position des Pflegeheims, die schallschutztechnisch wohl so nicht geht.

Das Büro Ingenhoven hat zusammen mit WKM Landschaftsarchitekten (Düsseldorf) einen "fulminanten Ansatz mit dem Anspruch eines energieautarken Quartieres gewählt", den es so bisher nicht gebe, wie Büllesbach sagt. Im Norden ist ein lärmabschirmender Riegel geplant, südlich davon drei freistehende zehn- bis zwölfgeschossige Wohntürme. Besonders ins Auge würden die Fassaden "mit den mäandernden Balkonflächen" stechen, sagte die Jury-Vorsitzende Regine Keller. Zwischen den Zeilen klang durch, dass dieser Entwurf bei der Jury etwas mehr Sympathie genießt. Allerdings ist zu klären, ob man das wirklich so bauen und im Kostenrahmen von etwa 300 Millionen Euro bleiben kann. Zudem fehlten in dem Entwurf 2000 Quadratmeter Fläche für das Pflegeheim, sagt Büllesbach. Eine Entscheidung, welcher Entwurf es wird, soll im Spätsommer fallen.

Die Wettbewerbsbeiträge werden in den nächsten Tagen auf der Internetseite www.opes-immobilien.de präsentiert, eine Ausstellung soll zu späterem Zeitpunkt folgen.

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SZ vom 01.07.2020/vewo
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