Bouldern, also bodennahes Klettern ohne Seil, ist in den vergangenen Jahren zur Trendsportart mutiert. Geschlossene Hallen während der Pandemie machten es den Kletterern allerdings schwer. Architekt Maximilian Gemsjäger hat deshalb vor einem Jahr das "Kraxlkollektiv" ins Leben gerufen, mit dem Ziel, kostenlos zugängliche Kletterwände im öffentlichen Raum zu schaffen. Nach langer Suche hat die Initiative endlich einen ersten Standort gefunden: das ehemalige Katzenberger-Betonwerk in Obersendling.
Auf dem Fabrikgelände ist für die nächsten zwei Jahre das Zwischennutzungs-Projekt "Sugar Mountain" geplant. Neben einem Skatepark, einer Halle für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen, Tischtennisplatten und Basketballkörben soll von Ende Mai an die dreieinhalb Meter hohe und 40 Quadratmeter große Boulderwand stehen. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Etwa 20 Freiwillige arbeiten abwechselnd auf der Baustelle. Diverse Firmen haben Material wie Holz oder Schrauben gespendet. Architektin Elisabeth Feith hat die Kletterwand geplant. "Weil wir nicht von Beginn an wussten, mit welchem Material wir genau arbeiten können, musste ich flexibel bleiben und auch noch einmal umplanen", erzählt die 31-Jährige.
Der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hat das Projekt nun mit 4000 Euro bezuschusst, da es das Viertel gerade für junge Leute aufwerte. Der bürokratische Aufwand für die Kletterwand sei erheblich, sagt Maximilian Gemsjäger. Die Frage der Haftung sei noch nicht abschließend geklärt, per Definition handle es sich laut Baurecht um einen Spielplatz, am Ende werde die Wand vom TÜV geprüft.
Diese erste Boulderwand soll aber nur der Anfang sein. Das Kollektiv wünscht sich noch weitere Standorte. "Unser Traum wäre eine Unterführung", denn die sei überdacht und somit ganzjährig und bei jedem Wetter nutzbar, so Gemsjäger. Aber auch eine mobile Kletterwand, die man im Sommer auf der Theresienwiese platziert und im Winter in der Nähe des Flughafens unterstellt, sei in Planung.
Den Standort in Obersendling möchte das Kollektiv vielfältig nutzen. Workshops mit Kindern und Jugendlichen wären denkbar, um ihnen die Sportart näher zu bringen und die Boulderwand im Viertel bekannt zu machen.