Süddeutsche Zeitung

Erdbeerwiese in Obermenzing:Protest, der fruchtet

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Nach Gegenwind aus den Stadtvierteln soll die Erdbeerwiese in Obermenzing nun doch nicht bebaut werden. Stattdessen soll eine Feuerwache an der Von-Kahr-Straße entstehen, ein neues Gymnasium am Dreilingsweg.

Von Anita Naujokat, Allach/Menzing

Für die Erdbeerwiese kommt wieder alles ganz anders. Ein neues Konzept der beteiligten Referate sieht vor, die freie Fläche zwischen Weinschenkstraße, Bauseweinallee und der Straße "Im Wismat" jetzt doch von einer Bebauung freizuhalten. Das Schulproblem will die Stadt mit einem neuen Gymnasium am Dreilingsweg an der Grenze zwischen Obermenzing und Aubing lösen, in das temporär das Louise-Schroeder-Gymnasium vom Schulcampus an der Pfarrer-Grimm-Straße verlegt werden soll. Den dafür freigewordenen Platz will die Stadt zur Erweiterung und Modernisierung der Carl-Spitzweg-Real- und Grundschule nutzen. Danach soll dann dort wieder ein Gymnasium errichtet werden.

Auch für die neue Feuerwache ist eine Lösung in Sicht: Sie soll auf einer Teilfläche des SV Untermenzing an der Von-Kahr-Straße entstehen, im Gegenzug erhält der Sportverein ein Rasenspielfeld auf der Erdbeerwiese. Die Pläne waren vor Kurzem Vertretern der beteiligten Bezirksausschüsse (BA) vorgestellt worden und werden in den Sitzungen der Gremien am kommenden Dienstag in Pasing-Obermenzing und Allach-Untermenzing öffentlich erörtert. Umsetzungszeit: zehn bis zwölf Jahre.

Die vielen Proteste von Bürgern, die Anregungen, Ideen und Stellungnahmen der Lokalpolitiker scheinen gefruchtet zu haben. Zwischenzeitlich war unter anderem der Neubau einer Realschule mit Dreifachturnhalle, Schwimmhalle und zusätzlich einer Bogenschießanlage auf der Erdbeerwiese geplant gewesen.

Für Pascal Fuckerieder (SPD), Vorsitzender des BA in Allach-Untermenzing, war es ein parteiübergreifendes Gemeinschaftswerk, welches die Referate nun aufgegriffen hätten. Er hält das neue Konzept grundsätzlich für gut, darüber entschieden ist aber noch nicht. Seine einzige Sorge sei, dass auch wirklich alle Schritte gegangen würden und die Kette der Maßnahmen nicht irgendwo reiße, weil Allach-Untermenzing wohnortnah ein eigenes Gymnasium im Stadtbezirk brauche. Die Neugestaltung der verbleibenden Schulen an der Pfarrer-Grimm-Straße sei sehr gut, nach wie vor sei aber kein eigener Sportplatz unterzubringen. Vom Tisch seien damit auch immer wieder gehandelte Standorte für einen Realschul-Neubau etwa an der Ludwigsfelder Straße oder dem Pasinger Heuweg. Mehr als zehn Standorte hatte die Verwaltung geprüft.

Auch der SV Untermenzing könne sich mit den Plänen anfreunden, sagte dessen vertretungsberechtigter Vorstand Georg Gadanecz. Dies komme ja dem ursprünglichen Konzept nahe, dem man bereits zugestimmt habe. Ein kompletter Umzug der 40 bis 50 Mannschaften, wie auch einmal vorgesehen, oder der Verzicht aufs Sportheim wäre für den Verein mit seinen 1200 Mitgliedern aber nicht infrage gekommen. Den Nebenplatz trete man ab, gegen eine Feuerwache als Nachbarn sei nichts einzuwenden.

Von einem Erfolg der örtlichen Politik auf (fast) der ganzen Linie spricht Frieder Vogelsgesang (CSU), Vorsitzender des BA Pasing-Obermenzing. Dies zeige, dass man richtig gehandelt habe. Nachdem erste Pläne bekannt geworden waren, sei das Thema ja "sehr schnell sehr hochgekocht". Vogelsgesang berichtet von vielen Diskussionen, die es zwischen den Stadtbezirken gegeben habe, von immer wieder kritischen Fragen und neuen Aufgabekatalogen an die Stadt. Zuletzt waren ja im Oktober 2020 die Bogenschießanlage und die Schwimmhalle nicht mehr in der Planung gewesen. Ihm zufolge hatte auch das Referat für Klima und Umweltschutz Bedenken wegen der Durchlüftung des Grünzugs und dessen Funktion als Frischluftschneise.

Die neue Feuerwache hätte er aber lieber am Pasinger Heuweg gesehen, weil sie dort weniger störe und das Spielfeld nicht notwendig wäre, aber auch die Feuerwehr favorisiere den Standort an der Von-Kahr-Straße. Jetzt hoffe er darauf, sagte Vogelsgesang, dass auf der Erdbeerwiese auch wirklich ein Park entsteht und der Grünzug gestalterisch entwickelt wird.

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SZ vom 02.06.2021
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