Obergiesing:Wohnungen für Alltagshelden

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Gewofag vermietet Anlage an Personal der München-Klinik

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Als die Angst vor dem Coronavirus noch größer und das Wissen über den weiteren Verlauf der Pandemie noch kleiner war, da machten die Deutschen eine Entdeckung: "Helden des Alltags". Plötzlich wurde ihnen der Wert der Arbeit bewusst, die Krankenschwestern und Pfleger, Verkäuferinnen und Lieferboten tagtäglich leisten - gleichwohl meist ziemlich unbeachtet. Das Bewusstsein, dass die Gesellschaft solchen Berufsgruppen mehr schuldet als warme Worte, schien zumindest für kurze Zeit vorhanden zu sein. Ein Zeichen, dass sich auch langfristig die oft prekären Lebensbedingungen der neuen Helden verbessern sollen, hat jetzt die Gewofag gesetzt: Die städtische Wohnungsbaugesellschaft reagiert auf den Bedarf an günstigem Wohnraum, den gerade "systemrelevante Berufsgruppen" oft haben, und vermietet ein gerade fertiggestelltes Wohngebäude in Obergiesing ausschließlich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der München-Klinik. Das Ganze sei, wie die Gewofag mitteilt, in enger Abstimmung mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und mit Unterstützung des Sozialreferats auf den Weg gebracht worden.

Konkret geht es um zwei Neubauten mit insgesamt 19 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen in der Giesinger Weinbauernstraße. Diese wurden kürzlich von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) fertiggestellt und von der Gewofag übernommen. Das Vordergebäude mit 13 Wohnungen ist mit Balkonen zum Innenhof hin orientiert und wurde mit geziegelten Außenwänden errichtet. Das Rückgebäude ist mit einer Holzschale verkleidet und als Reihenhaustyp über zwei Geschosse konzipiert. Das begehbare Dach ist von jeder der sechs Wohnungen erreichbar. Unter dem Innenhof wurde eine Tiefgarage integriert.

Die Erstvermietung erfolgt nun an berechtigte Haushalte mit mindestens einem Beschäftigten bei der München-Klinik. Oberbürgermeister Dieter Reiter begrüßt diese Zusammenarbeit städtischer Unternehmen: "Genau solche pragmatischen Lösungen bringen uns weiter. Wir müssen auch zukünftig bezahlbaren Wohnraum in München für dringend benötigte Berufsgruppen bereitstellen können. 19 Wohnungen können nur ein Anfang sein, aber es ist ein richtiges Zeichen in einer schwierigen Zeit." Die erste Wohnung hat die Gewofag schon übergeben. Klaus-Michael Dengler, Sprecher der Gewofag-Geschäftsführung, betonte jetzt die Teamarbeit, die dies ermöglicht habe: "Alle Beteiligten haben an einem Strang gezogen, um das zu schaffen. Mein Dank gilt der MGS für die fristgerechte Fertigstellung sowie dem Amt für Wohnen und Migration, der München-Klinik und unseren eigenen Leuten für die zügige Verwirklichung dieses für alle neuartigen Projekts." Dem pflichtete auch Axel Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der München-Klinik, bei: "Wer in und für München arbeitet, soll hier auch gut mit seiner Familie leben können. Bezahlbarer Wohnraum für bestehende und neue Mitarbeiter war für uns deshalb immer ein vordringliches Thema: Wir haben Bezugsrechte für rund 1000 Wohnungen im Stadtgebiet, bieten Unterstützung bei der Wohnungssuche und temporäre Personalunterkünfte."

Laut Gewofag steht auch am Klinikstandort Schwabing das Thema Personalwohnraum auf der Agenda. Hinzu kämen viele weitere Angebote, mit denen die München-Klinik versucht, offene Stellen im Pflegebereich zu besetzen und Personal langfristig zu binden. Dazu gehörten zum Beispiel übergeordnete Maßnahmen mit neuen Entwicklungsmöglichkeiten für Pflegekräfte und speziellen Wiedereinstiegsangeboten für Berufsrückkehrerinnen ebenso wie Werbeprämien für neue Mitarbeitende und Auszubildende, vergünstigte Job-Tickets für Bahn und ÖPNV, eine Betriebsrente fürs Alter und flexible, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle mit umfassendem Kinderbetreuungsangebot.

© SZ vom 16.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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