Seit sich der Münchner Kommunalpolitiker Clemens Baumgärtner vor rund zwei Jahren eine neue Brille mit dickem, kreisrunden Rahmen zugelegt hat, ist das dunkelblaue Gestell so etwas wie sein Erkennungszeichen geworden. Für seine Kampagne als Oberbürgermeister-Kandidat der CSU hat sich der 48-Jährige diesen Umstand nun zunutze und ein Markenzeichen daraus gemacht: Das zeigt ein großes B (für Baumgärtner) mit einer stilisierten runden Brille in den Zwischenräumen. Eine starke Bildsprache sei das, findet der Parteifreund Josef Schmid: „Die Brille zeigt, dass Clemens Baumgärtner einen klaren Blick hat, einen Durchblick.“
Schmid, seit 2018 Landtagsabgeordneter der CSU und davor vier Jahre lang Zweiter Bürgermeister der Landeshauptstadt, leitet die OB-Kampagne des gerade aus dem Amt des Münchner Wirtschaftsreferenten geschiedenen Baumgärtner. Bis zur Kommunalwahl am 8. März 2026 dauert es noch fast ein Jahr, 345 Tage genau, wie Veronika Mirlach am Donnerstag feststellte. Die Stadträtin ist auch Kreisvorsitzende der CSU im Münchner Süden, Baumgärtners Heimat.
Nachdem tags zuvor dessen Nachfolger als Wirtschaftsreferent, der SPD-Mann Christian Scharpf, vereidigt worden war, nutzten die Christsozialen die Gelegenheit, um die ersten Maßnahmen ihrer OB-Kampagne zu präsentieren: Logo, Design und eine Tour durch alle Stadtbezirke. Die soll im Mai beginnen und unter dem Motto stehen: „Begegnen. Begreifen. Bewegen.“
Das sind gleich drei große B, die Schmid so erläuterte: Baumgärtner werde Menschen treffen, sich ihre Sorgen und Nöte anhören, und anschließend Lösungen anbieten und etwas bewegen. Letzteres, so Schmid mit einem süffisanten Unterton, sei „ein großes Unterscheidungsmerkmal zu anderen“.
Das darf durchaus als Seitenhieb verstanden werden auf diejenigen, die die CSU als Gegner im anstehenden Wahlkampf identifiziert hat: Grün-Rot, also die aktuelle Regierungskoalition im Rathaus. Die betreibe nur Show-Politik, so Schmid. Dem amtierenden Oberbürgermeister Dieter Reiter von der SPD hielt er vor, dass dieser „die Probleme nicht gelöst und Grün-Rot nicht geführt“ habe, sondern zwischenzeitlich einfach „abgetaucht“ sei.
Clemens Baumgärtner hingegen wurde von Schmid gewürdigt als „Gestalter – einer, der anpackt, mit Durchsetzungskraft und Pragmatismus“. Dass der Anwalt bodenständig und bürgernah sei, habe er nicht nur auf der Wiesn bewiesen, deren Chef er qua Amt des Wirtschaftsreferenten er ja war.
Baumgärtner saß vor dieser Zeit auch etliche Jahre im Bezirksausschuss, einige Zeit davon auch als Vorsitzender. „Ich glaube, dass ich das Rüstzeug als Oberbürgermeister mitbringe nach sechs Jahren als Wirtschaftsreferent und dreißig Jahren Erfahrung in der Kommunalpolitik“, sagte Baumgärtner.
Viele Probleme der Stadt kennt er schon, andere will er sich im Rahmen der Stadtteil-Tour genauer anschauen. Bei dieser Tour soll auch das Wahlkampfprogramm entwickelt und erarbeitet werden. „Ich werde zu den Themen gehen und nicht warten, dass die Leute zu mir kommen“, kündigte Baumgärtner an. Er wolle sich an den jeweiligen Örtlichkeiten über Probleme informieren lassen, von den Bürgern, seinen Parteifreunden am Ort: „Ich möchte alles gesehen haben und die Details kennen, bevor ich etwas dazu sage.“

Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner:„Er kennt kein Unentschieden. Er gewinnt oder er verliert 3:0“
Mit Clemens Baumgärtner tritt der letzte CSU-Politiker in Münchens Stadtregierung ab. Der Wirtschaftsreferent und Wiesnchef half, die IAA zu holen, und steckte hinter den Mega-Konzerten in der Messe. Seine Arbeit war nicht immer unumstritten – und nun will er Oberbürgermeister werden.
Bislang hat er drei Themenkomplexe als Schwerpunkt auserkoren: Wirtschaft, Verkehr und Sicherheit. Wahrscheinlich werde aber auch das Wohnen einen prominenten Platz im Wahlkampf einnehmen, vermutete er. Nachdem die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) der Stadt in den vergangenen zehn Jahren keine einzige neue Wohnung erbracht habe, „werden wir andere Ideen brauchen“, so Baumgärtner.
Seinem Empfinden nach gingen in München viele Entwicklungen „in die falsche Richtung“; das wolle er korrigieren. Dabei wolle er nicht „nur reden, sondern umsetzen“. Als Wirtschaftsreferent habe es das auch so gehalten, dass er „nicht erst ein Modell entwickelt und drei Kommissionen eingesetzt“ habe, bevor etwas passiert sei. Generell versprach Baumgärtner, „pragmatisch, ohne ideologische Scheuklappen“ zu agieren.
Auf Nachfrage schloss er selbst eine künftige Zusammenarbeit mit den Grünen nicht so kategorisch aus, wie es der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder ja mantraartig tut. Clemens Baumgärtner sagte: „Ich konzentriere mich auf meine Partei und auf mich, nicht darauf, mit wem ich was machen werde.“ Er wolle den Menschen erklären, wofür er stehe und was er tun wolle, „dann sollen die Wähler entscheiden“.
Ziel der Münchner CSU bei der Kommunalwahl sei, nicht nur den OB, sondern auch die stärkste Fraktion im Stadtrat zu stellen, bekräftigte Josef Schmid: „Wir kämpfen dafür, dass ohne uns und gegen uns nicht regiert werden kann.“ So wie es zwischen 2014 und 2020 schon der Fall war, „das waren nicht die schlechtesten Jahre für München“, wie Schmid bemerkte. Bei den jüngsten Abstimmungen über das Europaparlament 2024 und den Bundestag 2025 hat die CSU in München die Grünen jedenfalls wieder überholt und die meisten Stimmen gesammelt.
Für den Kampf ums Amt des Oberbürgermeisters rechnet sich Clemens Baumgärtner jedenfalls gute Chancen aus, wie er versicherte. Er geht dafür auch persönlich ins Risiko. Nach dem Ende seiner Amtszeit als Wirtschaftsreferent stehe er zu hundert Prozent für den OB-Wahlkampf zur Verfügung, wie Josef Schmid mitteilte. Der studierte Jurist Baumgärtner selbst bestätigte, dass er nicht plane, in absehbarer Zeit in einer Kanzlei zu arbeiten oder einen anderen Job anzunehmen. Während der kommenden Monate bis zur Kommunalwahl will er von seinem Ersparten zehren.