Bürgermeister Dominik Krause will für die Grünen als Spitzenkandidat in die Kommunalwahl 2026 gehen. Am Montagmittag sprach sich seine Fraktion einstimmig dafür aus, dass er Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) herausfordern und die Partei in die Stadtratswahl führen soll. „Ich habe Lust, meinen Hut in den Ring zu werfen“, sagte Krause kurz darauf zur SZ. „Ich bin in München geboren und aufgewachsen. In der Stadt Oberbürgermeister zu sein, das ist ein Traumjob.“
Damit steht das Trio der OB-Kandidaten der drei großen Parteien fest, auch wenn noch formale Beschlüsse fehlen. Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD, 66) hat schon erklärt, wieder antreten zu wollen. Der Münchner CSU-Vorstand hat sich ebenfalls bereits festgelegt: Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner, 48, wird ihr Bewerber sein. Dazu kommt nun der 34 Jahre alte Krause, dessen Kandidatur sich schon länger abgezeichnet hat – genauer gesagt seit Oktober 2023. Damals wurde er vom Stadtrat zum Nachfolger der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden gewählt, die bei den Grünen als OB-Kandidatin vorgesehen war, jedoch im Herbst 2023 überraschend aus der Politik ausstieg.
Die Erwartung in der Partei war schon damals klar: Wer ihr Spitzenamt im Rathaus übernimmt, der muss auch bereit sein für eine OB-Kandidatur. Am 1. Oktober 2024 werden die Grünen das Prozedere für die Aufstellung auf einem Parteitag festlegen. Gekürt werden soll der Kandidat noch Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres. Auch wenn die Grünen großen Wert auf die Beteiligung der Basis legen, dürfte das Ergebnis feststehen. Krause und die Fraktion würden sicher nicht vorpreschen, wenn das intern mit der Münchner Parteispitze nicht abgestimmt wäre. Die Stadtvorsitzende Svenja Jarchow verweist auf die Neutralität ihres Amtes, dürfte aber auch zu den Unterstützern Krauses gehören. Es liege „eine starke Bewerbung unseres Bürgermeisters vor“, sagt sie. Weitere seien ihr bisher nicht bekannt.
Nachdem 2020 bei den Grünen und bei der CSU jeweils eine Frau den damaligen Oberbürgermeister Reiter herausgefordert hatten, werden dies nun zwei Männer tun. Das hat zum einen mit der starken Stellung von Dominik Krause in seiner Partei zu tun, zum anderen aber auch damit, dass zwei Frauen, die durch ihre Ämter infrage kämen, frühzeitig intern ihren Verzicht erklärt haben sollen: die Fraktionsvorsitzende Mona Fuchs und die Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl. Das muss für Krause aber nicht bedeuten, dass der Wahlkampf eindimensional wird. „Ich bin ein Mann, dem die Gleichstellung von Frauen sehr wichtig ist“, betont er.
Krause zog 2014 noch als Student erstmals in den Stadtrat ein und arbeitete sich im Gleichschritt mit seiner Vorgängerin als OB-Kandidatin und Bürgermeisterin, Katrin Habenschaden, schnell in Schlüsselpositionen hoch. 2017 wurde er stellvertretender Fraktionschef, von 2019 bis 2020 leitete er den Stadtverband und organisierte für Habenschaden den Wahlkampf. Im Jahr 2022 rückte er mit Mona Fuchs an die Spitze der Fraktion, am 25. Oktober 2023 wurde er zum Zweiten Bürgermeister gewählt. Dort habe er zuerst ankommen „und alles reingeben“ wollen, bevor er sich mit dem nächsten Schritt beschäftigte. Nun habe er sich mit der Entscheidung der Kandidatur „nicht mehr schwergetan“.
Krause ist der erste offen schwul lebende Mann, der für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert. Natürlich will er die Queer-Community im Wahlkampf für sich begeistern, aber nicht nur diese: „Ich habe ein klares, weltoffenes, liberales Profil“, sagt er. Damit wolle er Oberbürgermeister für alle Münchnerinnen und Münchner werden. Denn auch wenn drei Männer antreten, heißt das noch lange nicht, dass sie das Gleiche wollen.
Bei der Mobilität, beim Klimaschutz, aber auch beim Wohnen möchte er sich von seinen Kontrahenten abheben. Krause will den Münchnern eine Vision für die Zukunft der Stadt anbieten und sich „nicht nur mit den drei nächsten Monaten“ beschäftigen. Die Klima- und die Verkehrswende soll mit ihm als OB noch viel schneller vorankommen als bisher: „Wenn man immer nur den allerkleinsten gemeinsamen Nenner sucht, das halte ich für zu wenig.“
„Er ist einer der engagiertesten und kompetentesten Akteure im Rathaus“
Genau das erhofft sich seine Fraktion von ihm. „München braucht einen neuen politischen Aufbruch an der Stadtspitze“, sagt der Vorsitzende Sebastian Weisenburger. „Dominik Krause steht dafür wie kein Zweiter. Er bringt langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik mit, steht aber gleichzeitig für eine neue Generation.“ Seinen klaren politischen Kompass, seine Hartnäckigkeit und auch Kompromissfähigkeit schätzt Co-Fraktionschefin Mona Fuchs: „Er ist einer der engagiertesten und kompetentesten Akteure im Rathaus, auf seine Initiative gehen viele wichtige, oft fraktionsübergreifend getragene, politische Entscheidungen der vergangenen Jahre in München zurück.“
Das Vertrauen deiner Stadtratskollegen freut Krause, aber natürlich ist ihm klar, dass an seiner Kandidatur auch Erwartungen hängen. Die Grünen waren seit der Landtagswahl 2017 in jeder Wahl in München die stärkste Partei, trotz zuletzt einbrechender Ergebnisse im Land und im Bund. Prognosen seien schwierig, vor der Kommunalwahl stehe noch die Bundestagswahl 2025 an, sagt Krause.
Auch wenn es schwierig sei, einen amtierenden Oberbürgermeister wie Dieter Reiter zu schlagen, sieht er „ein offenes Rennen“. Das Minimalziel dürfte klar sein, auch wenn das 2020 Katrin Habenschaden trotz eines sehr guten Parteiergebnisses nicht geschafft hat: In die Stichwahl kommen und dann ausloten, wie stark OB Reiter wirklich ist.
Die Ergebnisse der Grünen seit 2002
OB-Wahl 2020 – Katrin Habenschaden holt als Kandidatin der Grünen in der ersten Runde 20,7 Prozent. Das bedeutet Platz drei hinter Dieter Reiter (SPD/47,9%) und Kristina Frank (CSU/ 21,3%). Gewinner in der Stichwahl: Dieter Reiter (SPD/71,7%) gegen Kristina Frank (CSU/28,3%).
2014 – Sabine Nallinger holt als OB-Kandidatin der Grünen in der ersten Runde 14,7%. Das bedeutet Platz drei hinter Dieter Reiter (SPD/40,4%) und Josef Schmid (CSU/36,7%). Gewinner in der Stichwahl: Dieter Reiter (SPD/56,7%) gegen Josef Schmid (CSU/ 43,3%).
2008 – Hep Monatzeder holt als OB-Kandidat der Grünen in der ersten Runde 3,4%. Das bedeutet Platz drei hinter Christian Ude (SPD), der mit 66,8% bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit holt, und Josef Schmid (CSU), der auf 24,4% kommt.
2002 – Hep Monatzeder holt als OB-Kandidat der Grünen in der ersten Runde 2,6%. Das bedeutet Platz drei hinter Christian Ude (SPD), der mit 64,5% bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit holt, und Hans Podiuk (CSU), der auf 35,2% Prozent kommt.