Es gab sie schon seit einigen Jahren, doch spielten sie im Zusammenhang mit Kunst in den Anfangsjahren noch keine Rolle: die Non-Fungible Token, kurz NFTs. Erst als 2021 das Auktionshaus Christie's das digitale Werk "Everydays. The First 5000 Days" des US-amerikanischen Digitalkünstlers Beeple versteigerte und dafür eine Kryptowährung akzeptierte, eroberten NFTs auch die Kunstwelt. Während der Pandemie wurde digitale Kunst in Form von NFTs zu den meist gehypten Must-Haves der Kunstszene. Denn wo Museen geschlossen, Kunstmessen abgesagt, der ganze analoge Kunstzirkus praktisch zum Erliegen gekommen war und die physische Betrachtung, aber auch die Aneignung und der Handel sich ins Digitale verlegte, ploppten allenthalben neue digitale Kunstformen auf - und allen voran eben die NFTs.
Dabei macht es eigentlich keinen Unterschied, worauf genau sich das Echtheitszertifikat des Non-Fungible Token bezieht. Wichtig ist, dass dessen Einzigartigkeit bestätigt wird. Und so wurde mit Hilfe der NFTs die Digitale Kunst in Zeiten unendlicher Reproduzierbarkeit zu dem, was Kunst seit Jahrhunderten ausmacht: etwas Einzigartigem. Der Wert dieser Kunstwerke basiert ausschließlich darauf, dass ihre Einmaligkeit mit Hilfe kryptografisch eindeutiger, unteilbarer, unersetzbarer und überprüfbarer Zeichen in einem Datensatz, einer sogenannten Blockchain festgehalten ist. Deshalb existiert ein NFT nur ein einziges Mal und kann auch nur als Ganzes erworben werden. Weltweit gewinnen künstlerische NFTs immer mehr Anhänger.
Ausstellungen und Workshops überall in der Stadt
Nun macht sich ausgerechnet das der analogen Kunstwelt so eng verbundene München auf, mit dem NFT-Mai 2022 Deutschlands größte Eventreihe für NFTs in Kunst und Kultur zu starten. Vom 5. bis 31. Mai gibt es ein Festival, eine Ausstellung, Vortragsreihen, Workshops, Zoomprojekte und Podcasts - letztere kommen aus Minneapolis. Die Veranstaltungen werden organisiert vom Verein Blockchain Bayern und unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales, allen voran Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach. Auch verschiedene Münchner Institutionen wie das Munich Urban Colab und der Villa Stuck Verein haben ihre Unterstützung zugesagt, und selbst das Referat für Arbeit und Wirtschaft mischt mit.
Vielfältig sind auch die Veranstaltungsorte: Mit dabei sind das Sugar Mountain, wo der Freeman Contemporary Circus ein Festival mit Pepe Arts als Veranstalter und Master-Classes für Künstler und Sammler veranstaltet. Ins Munich Urban Colab lädt die MCBW, Münchens große Designmesse, zu einer Veranstaltung über virtuelle Mode und digitale Sammlerstücke in Zeiten von NFTs ein. Der Blitz-Club und das Pacha machen mit, dort wird die NFT-Plattform XCircle NFT-Shows unter anderem mit der Münchner AR-Spezialistin Betty Mü präsentieren. Die Lazy Gallery lockt mit einer Ausstellung und Workshops. Und das Haus der Kunst wird an zwei Tagen Gastgeber für den NFT-Mai 2022 sein, wo für Muc.xyz als Speaker unter anderen zugesagt haben: Jiayin Chen, Direktorin von NFT@artnet, Yat Siu, der Vorsitzende von Animoca Brands, eines Hongkonger Spielesoftwareunternehmens, Digitalministerin Gerlach und die Digital-Spezialistin Annette Doms, Expertin für technologiebasierte Kunst und Blockchain-bezogene Kunstgeschäfte sowie Dozentin für Kunstgeschichte an der LMU. Schon allein die Auswahl an Locations und die Liste der Veranstaltungen zeigt, auf welch unterschiedliche Interessen das Thema NFT stößt.
"München kann federführend im NFT-Bereich wirken"
Annette Doms wertet die NFTs als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Innovationen im Technologie- und Finanzbereich und als bedeutsames kulturelles Phänomen. Sie ist überzeugt: "München hat bereits eine große Blockchain Community. München kann federführend im NFT-Bereich wirken." Doms weiß, wovon sie spricht. Sie hat bereits 2013 zusammen mit Benedict Rodenstock und Irmin Rodenstock Beck die "Unpainted", eine Plattform für Digitale Kunst, gegründet und Kunstmessen für eben jene digitale Kunst, die keine Medienkunst war, in München veranstaltet. Da steckte die Kunstform selbst teilweise noch in den Kinderschuhen und mit NFTs gaben sich nur Spezialisten ab.
Und auch Florian Matthes, Professor für Informatik an der TU München und Vorstand von Blockchain Bayern, sieht das große Potenzial der NFTs im Bereich der Kunst: "Digitale Kunst ist derzeit der Bereich, in dem NFTs besonders große Aufmerksamkeit bekommen, und wo sie erstmals erlebbar werden. Es gibt aber viele weitere Anwendungsszenarien, in denen diese Blockchain-Technologie ihre Stärken ausspielt, und die viele Menschen in ihrem Alltag betreffen. Bildungszertifikate als Nachweis für die Teilnahme an einer Fortbildung sind so ein Beispiel. Der NFT-Mai 2022 ist eine sehr schöne Plattform, um den Menschen zu zeigen, was alles möglich ist." Und Christian Pfeiffer, Sprecher des NFT-Mais, verspricht: "Durch den Zusammenschluss aller Veranstaltungen zeigen wir die wachsende Relevanz und Strahlkraft der NFT-Kunst."
NFT-Mai München, 5.-31. Mai, div. Orte, alle Infos unter www.blockchain-bayern.de/nft-mai