Die Verwandlung begann am Donnerstagmorgen gegen vier Uhr, da stand eine lange Schlange von Trucks vor der Arena in Fröttmaning, um das Material für eine logistische Meisterleistung anzukarren: Die National Football League (NFL) und ihre Mitarbeiter haben nach dem Champions-League-Spiel des FC Bayern gerade einmal vier Tage Zeit, um aus einem Fußball- ein Footballstadion zu machen.
Am Freitagvormittag sieht auf den ersten Blick schon vieles fertig aus: Die Tore sind ab-, die gelben Torstangen aufgebaut, die Zäune zu den Zuschauerrängen sind gepolstert, damit sich kein Spieler bei einer eventuellen Vollbremsung verletzt. Auf dem Rasen werden gerade die Yard-Linien gezogen und Zahlen aufgesprüht. In der Nordkurve hat ein Team Tausende Sitze mit farbigen Aufklebern überzogen, sodass dort jetzt statt dem Bayern-Emblem ein riesiges NFL-Logo prangt. Die National Football League hat jetzt ein Heimspiel in der Münchner Arena, alles wuselt, alle reden Englisch, im Umlauf fahren Gabelstapler herum, die Handwerker hören zur Arbeit Metallica.
American Football:Alle Infos zum NFL-Spiel in München
Am 10. November spielen die Carolina Panthers gegen die New York Giants. Gibt es noch Tickets? Welche Veranstaltungen rund um die Partie sind sonst noch geplant? Fragen und Antworten zum zweiten „Munich Game“.
Die meisten Mitarbeiter waren schon vor zwei Jahren dabei, insofern haben sie ein bisschen Routine mitgebracht – sehr wichtig, um diesmal rechtzeitig fertig zu werden. „Die größte Herausforderung dieses Jahr war sicherlich der späte Start“, sagt Todd Barnes, ein gelernter Architekt mit langer Erfahrung in Sachen Stadionumbauten. Für das Spiel der Carolina Panthers gegen die New York Giants am kommenden Sonntag haben sie 24 Stunden weniger Zeit als vor zwei Jahren, dabei arbeiten viele sowieso schon die Nacht durch. Bis jetzt, sagt Barnes, sei man aber im Zeitplan. „Die NFL konzentriert sich darauf, ein komplett amerikanisches Erlebnis zu präsentieren, und das in einem anderen Land“, erklärt er. Und zwar bis ins letzte Detail, es wird geklotzt und gekleckert.
Draußen, an der Nordseite der Arena, wartet am Sonntag eine riesige Partyzone mit einem NFL-Shop für Merchandising, weil es das in den USA eben auch so gibt. Die NFL weist aber ausdrücklich darauf hin, dass dieser Bereich nur für Fans mit Tickets für das Spiel erreichbar sein wird. Drinnen wird es nicht nur Bratwürste, sondern auch Burger geben. Auch diesmal wurde wieder eine zusätzliche LED-Bande über den 100er-Rängen installiert, das ist sogar verpflichtend, denn dort stehen nicht nur Spiel-Statistiken, sondern auch eine Sekundenuhr, die den Spielmachern beider Teams, den Quarterbacks, zeigen wird, wie viel Zeit sie bis zum nächsten Spielzug haben. Die Kabinen wurden wieder einmal temporär vergrößert, damit statt gut 20 Sportlern für ein paar Stunden 53 Spieler hineinpassen – plus zahlreiche Co-Trainer und Physios.
Ein besonders großer Unterschied ist kaum sichtbar: Ein Großteil der Übertragungstechnik musste zunächst ab- und dann neu wieder aufgebaut werden. Die meisten Kameras, von denen es insgesamt 25 gibt, stehen höher als bei einem Fußballspiel, dafür gibt es provisorische Anbauten. Es sind dieselben Kameras, die auch bei den NFL-Spielen in London benutzt werden, die NFL und die übertragenden TV-Sender haben ein Team eigens für die „international games“ zusammengestellt. Weil aber ein großer Teil der Ausrüstung aus den USA stammt, müssen sie auch Transformatoren mitbringen.
Besonders langwierig ist es, die gesamte Technik zu testen, wenn sie dann mal angeschlossen ist. Das wird vor allem im Laufe des Samstags passieren. Dasselbe gilt für den Funkverkehr zwischen den Trainern am Feld und den Co-Trainern oben im 200er-Level.
Die größten Unterschiede zu einem Spiel in den USA? Barnes freut sich auf die unterschiedliche Fankultur. Darauf, dass nicht nur Fans zweier Teams, sondern Fans aller Mannschaften kommen und ein großes, gemeinsames Fest feiern.