Süddeutsche Zeitung

Neuperlach:Bitte ins Quidde

Ein neuer Stadtteilladen soll Neuperlacher anziehen, die etwas für ihr Viertel auf die Beine stellen wollen. Die Macher des Quidde35 sprechen von einer "Vision".

Von Patrik Stäbler

Vor nicht mal 24 Stunden sind Florian Mayr und Torsten Müller eingezogen, ihre Küche wird erst in der kommenden Woche geliefert, und doch steigt bei ihnen heute schon eine Einweihungsparty - mit Häppchen, Getränken und Musik. Eingeladen zu der Sause sind nicht nur Freunde und Nachbarinnen, sondern das komplette Stadtviertel Neuperlach. Schließlich soll es nach dem Wunsch von Florian Mayr und Torsten Müller alsbald die Runde machen, dass sie hier in der Quiddestraße 35 ihr neues Quartier bezogen haben - nicht zum Wohnen, sondern zum Arbeiten. Denn dort begleiten die beiden Stadtteilmanager die sogenannte Stadtsanierung in Neuperlach, eine millionenschwere und jahrzehntelange Schönheitskur für das ab 1967 erbaute Viertel.

Der Startschuss hierfür ist nun also die Eröffnung des Quidde35 genannten Stadtteilladens. "Er soll eine Anlaufstelle sein, um die Leute mitzunehmen", sagt Florian Mayr. Der 41-jährige Soziologe ist seit 2019 Stadtteilmanager in Neuperlach und tourte bisher mit einem Infomobil durch das Viertel. Diese Präsenz vor Ort wolle man beibehalten, kündigt sein Kompagnon Torsten Müller an. Dazu kämen nun aber auch feste Räume, in denen die Bürgerschaft über aktuelle Projekte der Stadtsanierung informiert werde. Und mehr als das: "Unsere Vision ist, dass das Quidde35 ein Planungstreffpunkt wird, an dem die Zivilgesellschaft das Stadtteilleben selbst anpackt", sagt Müller, der seit 2021 Stadtteilmanager in Neuperlach ist und zuvor fünf Jahre lang in gleicher Funktion in Giesing tätig war.

Geht es nach ihm, dann sollen in dem hellen, offenen Raum künftig Menschen aus Neuperlach zusammenkommen, die etwas für ihr Viertel auf die Beine stellen - vom Bücherschrank bis zum Repair Café, vom Nachbarschaftsfest bis zu Leih-Lastenrädern. Derlei Projekte wollen die Stadtteilmanager mit ihrem Know-how unterstützen, aber auch mit Zuschüssen aus einem Verfügungsfonds, der mit jährlich 50 000 Euro ausgestattet ist. "Da geht es nicht um die großen Millionenprojekte der Stadtsanierung", sagt Torsten Müller. "Sondern um kleinere Dinge im vier- bis fünfstelligen Bereich, die man vergleichsweise schnell und unkompliziert umsetzen kann."

Wobei die beiden Stadtteilmanager natürlich auch die Großprojekte der Stadtsanierung begleiten, die gemäß einem Stadtratsbeschluss im Norden von Neuperlach sowie rund um den Hanns-Seidel-Platz beginnen wird. Eine solche XXL-Maßnahme sei die geplante Aufhübschung des Ostparks, die pünktlich zu dessen 50. Geburtstag im nächsten Jahr anlaufen solle, sagt Florian Mayr. Gleiches gilt für die geplante Zwischennutzung jenes Areals am Hanns-Seidel-Platz, wo eigentlich schon seit Jahrzehnten ein Kultur- und Bürgerhaus stehen sollte. Dass die Stadt dieses noch immer nicht gebaut hat, ist vielen Menschen in Neuperlach ein Ärgernis - auch weil es in ihrem Viertel kaum soziale Treffpunkte gibt. Zu einem solchen soll sich nun das Quidde35 entwickeln, hofft Torsten Müller. Ihm zufolge werden Vereine, Initiativen und Bürger die dortigen Räume für Veranstaltungen und Treffen nutzen können - natürlich erst, nachdem die zwei Stadtteilmanager ihr neues Zuhause eingerichtet haben. Und sobald die Küche steht.

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