Süddeutsche Zeitung

Lebendiges Quartier:"Perlach Plaza" nach drei Jahren Bauzeit offiziell eröffnet

Gegenüber dem Einkaufszentrum Pep ist das Gebäude eröffnet worden. Mit Geschäften, Wohnungen und einem Hotel schließt es eine jahrzehntealte städtebauliche Lücke. Doch ein anderer Neubau lässt auf sich warten.

Von Sebastian Krass

Für Elisabeth Merk ist es ein guter Anlass, noch einmal an Hans-Jochen Vogel zu erinnern. 1967 hat er als Münchner Oberbürgermeister den Grundstein für den Bau des neuen Stadtteils Neuperlach gelegt. Gut 50 Jahre später, erzählt die Stadtbaurätin bei einem Festakt in dieser Woche, habe Vogel sich gewünscht, noch einmal eine Exkursion nach Neuperlach zu machen. Sie kamen damals, es muss 2019 gewesen sein, natürlich auch am Hanns-Seidel-Platz, gegenüber dem Einkaufszentrum Pep, vorbei, der jahrzehntelang nur ein gekiester Parkplatz und nun eine Riesen-Baustelle war. "Da hat er mich lächelnd angeschaut", fährt Merk fort, "und er hat gesagt: Man muss sehr alt werden, um zu sehen, was in der Stadtentwicklung möglich ist." Es war wohl Vogels letzte Exkursion, ein Jahr später ist er gestorben.

Der Anlass, bei dem Merk die Geschichte erzählte, war die Eröffnung des "Perlach Plaza", eines Bauprojektes mit Geschäften, Gastronomie und Hotel auf drei Geschossen (eines davon unterirdisch) und darüber 110 Mietwohnungen, plus einem Gebäude mit 104 Appartements für Studierende gleich daneben. Das Projekt soll mit weiteren Wohnanlagen dahinter, die teils schon bezogen sind und teils noch entstehen, neues Leben nach Neuperlach bringen. Zudem schließt es jene jahrzehntelange städtebauliche Wunde, zumindest zu großen Teilen.

Denn auf das ebenfalls seit Jahrzehnten geplante Kulturzentrum, das auf einem noch brachliegenden Baufeld am Hanns-Seidel-Platz entstehen soll, wartet Neuperlach immer noch. Die Stadtbaurätin ist zwar für den Bau und Betrieb des Zentrums nicht zuständig, nutzte ihre Rede aber, um der Stadt ein Ziel vorzugeben: "2026 wollen wir den Grundstein legen", sagte Merk. Später ergänzte sie, dann könnte das Zentrum 2028 in Betrieb gehen. Es war eine Ankündigung, die unter Neuperlach-Kennern große Resonanz auslöste. Ob sie auch Folgen hat, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal will die Stadt eine kulturelle Zwischennutzung auf der Kiesfläche ausschreiben.

Für rund 250 Millionen Euro wurde das Gebäude verkauft

Kommt man von Norden über die Thomas-Dehler-Straße hinein ins Zentrum von Neuperlach, dann fällt das "Plaza", das seit einigen Wochen Schritt für Schritt bezogen wird, schon von Weitem ins Auge mit seinen Bögen, die das Erdgeschoss und erste Obergeschoss und teils auch auch überdachte Plätzchen umfassen. Mit den Bögen habe man "klassische Sockelzonen bekannter Plätze und Märkte" zitieren wollen, beschreibt Andreas Marth vom Architekturbüro "Alles wird gut" das Konzept des Gebäudekomplexes. Zugleich fungierten die Bögen als "Tisch" für die oben aufgesetzten Geschosse mit Wohnungen. Diese Mischung von Gewerbe und Wohnen ist eines der Ziele heutiger Stadtplanung, weil man hofft, so lebendigere Quartiere zu schaffen als früher, als - etwa auch im bisherigen Neuperlach - Wohnen und Geschäfte in verschiedenen Gebäudekomplexen untergebracht waren.

"Es gab schon immer hohe Ansprüche an das Projekt", sagt Melanie Hammer, Geschäftsführerin der BHB Unternehmensgruppe aus Grünwald, einem von zwei Investoren, die das Projekt realisiert haben. "Aber die Ansprüche haben sich im Laufe der Zeit geändert, der Wohnanteil ist wesentlich höher geworden als ursprünglich geplant."

Partnerinvestor der BHB, die auf benachbarten Grundstücken auch schon 174 Eigentumswohnungen errichtet hat, ist Concrete Capital (ebenfalls aus Grünwald), hinter der als Mit-Gesellschafter der Autorennfahrer und Unternehmer Hubert Haupt steht. BHB und Concrete stellen das "Perlach Plaza" fertig, aber haben die Immobilie bereits vor zwei Jahren an einen Fonds der KGAL-Gruppe verkauft, die - fast schon logisch - ebenfalls in Grünwald sitzt. Der Preis betrug etwa 250 Millionen Euro.

Es macht den Anschein, als könnte es ein lohnendes Investment werden. Das Hotel der Marke "Ibis Styles" mit 172 Zimmern hat seinen Betrieb aufgenommen. Die Mietwohnungen sind weitgehend vergeben, sowohl die geförderten als auch die frei finanzierten, die für Quadratmeterpreise ab 19 Euro aufwärts auf den Markt gekommen sind. Und auch die Studierenden-Appartements, die mit voller Ausstattung und Mitnutzung von Co-Working-Flächen und Dachterrasse für 780 bis 900 Euro zu haben waren, sind nach Angaben von Peter Fritsche, Geschäftsführer und ebenfalls Gesellschafter von Concrete Capital, komplett weggegangen. Nahezu Vollvermietung habe man auch bei den Einzelhandelsflächen erreicht, sagt Fritsche. Dabei habe man versucht, Geschäfte anzusiedeln, die es im benachbarten Pep eher noch nicht gibt.

Ein weiterer Zugewinn für Neuperlach: Anders als im Pep, das nach 20 Uhr sowie sonn- und feiertags geschlossen hat, womit dann auch die Lokale verwaisen, kann man im Plaza auch abseits der Ladenöffnungszeiten essen gehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5678897
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/mah/wean
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.