Süddeutsche Zeitung

Neuhausen/Schwanthalerhöhe:Das große Klangvergnügen

Die Musiknacht des Viertels garantiert am Samstag bereits zum zehnten Mal reichlich Spektakel. Diesmal gastieren 62 Bands in insgesamt 56 Lokalen. Start ist um 18 Uhr auf dem Rotkreuzplatz

Von Sonja Niesmann, Neuhausen/Schwanthalerhöhe

Diesmal darf es kein schnödes blaues oder grünes Bändchen sein, das als Eintrittskarte in eine Nacht voller Töne in 56 Gaststätten, Bars und Clubs dient. Diesmal muss es schon ein goldfarbenes Armbändchen sein, denn am Samstag, 26. Oktober, findet die Neuhauser Musiknacht zum zehnten Mal statt. Ingeborg Staudenmeyer vom Stadtteilkulturverein Neuhausen-Nymphenburg, die den Klangbummel im Viertel 2010 initiiert hat, erinnert sich, wie schwer es damals war, die Wirte von solch einem Abend voller Livemusik zu überzeugen: "Ich bin mir vorgekommen, als wollt' ich Versicherungen verkaufen." Inzwischen melden sich Wirte von selbst um teilzunehmen, und die Musiknacht, die mit 25 Spielstätten und 3200 Besuchern gestartet ist, pendelt sich bei mehr als 50 Spielstätten und etwa 7000 Nachtschwärmern ein. Längst hat die beliebte Veranstaltung auch Nachahmung in anderen Vierteln wie Moosach oder der Schwanthalerhöhe gefunden.

Die von Andree Heikes und Willi Wermelt organisierte Westend-Musiknacht allerdings, die im Oktober 2017 mit 1400 Besuchern zwischen dem Ledigenheim, dem Haus mit der roten Fahne und der Kongressbar gestartet und 2018 in die zweite Runde gegangen ist, pausiert diesen Herbst. Ex-"Stoa"-Wirt Heikes sagt, er habe sich "die viele Arbeit" heuer nicht aufhalsen können, weil er im Sommer einen Biergarten betrieben hat und nun einen Weihnachtsmarkt am "Schneckenplatz" mitorganisiert. Und Partner Wermelt, der es alleine stemmen wollte, hindern "private Gründe", wie er knapp mitteilt. Beide gehen aber davon aus, dass es 2020 wieder klappt auf der Schwanthalerhöhe.

In Neuhausen wird die Musiknacht wie immer mit einem kostenlosen Konzert am Rotkreuzplatz eröffnet, diesmal schon um 18 Uhr, mit Bühne, Tonanlage und gleich zwei Bands: den Busstop Rokkers ("Blues, Rockabilly und Seemannsgarn") sowie Las Nueces (Latin Bluesrock). Danach muss jeder seine persönliche Auswahl treffen zwischen Blues, Rock, Pop, Latin, Weltmusik, Rock'n'Roll, Heavy Metal, Funk, Indie, Klezmer, Jazz, Country... "Eigentlich sollte für jeden etwas dabei sein", verspricht Niko Strnad von Bang Bang Concerts, die das Programm mit dem irischen Kneipenwirt Vernon Ryan gestaltet hat. Manch versierter Musiknacht-Besucher wählt sein Ziel auch nicht nur nach der bevorzugten Musikrichtung aus, sondern danach, ob er es in sehr vollen, manchmal überfüllten Räumen aushält oder es lieber etwas luftiger, vielleicht sogar mit Sitzmöglichkeit mag.

In den Lokalen, aber auch im Blindeninstitut, in der Stadtbibliothek, im Löhehaus, in der Keramikwerkstatt Dipinto di blue oder im Theater Das Vinzenz (vormals Blaue Maus) greifen insgesamt 62 Bands, rund 260 Musikerinnen und Musiker zu Mikrofon und Instrumenten; wie jedes Jahr beginnen die Sets um 20, 21, 22 und 23 Uhr und dauern zirka 40, 45 Minuten, sodass Zeit zum Kneipenwechsel bleibt. Fast alle Bands stammen aus München, und weil Niko Strnad Nachwuchsförderung am Herzen liegt, tritt im Ronald McDonald Haus am Herzzentrum zum Beispiel die Bigband der Artur-Kutscher-Realschule auf, auf der M94,5-Bühne in der Freizeitstätte Hirschgarten unter anderem Victoryaz, die dieses Jahr beim Songcontest im Feierwerk gewonnen hat. Anders als im Programmflyer angegeben, finden im "Auszeit" und im "Ewigen Licht" keine Konzerte statt, und auch nicht im Trafo, denn der künftige Neuhauser Kultursaal ist immer noch nicht eröffnet. Auch Hardy Dayvidson, der seit der ersten Neuhauser Musiknacht stets im Papalapap gastierte, hat kurzfristig absagen müssen. Die dort eingebuchte Hippie Hippie Shake Tribute Band spielt stattdessen in der Flave Bar im Novotel. Nicht von der Partie ist diesmal auch das Freiheiz, wo die Feierwütigen nach Mitternacht sonst abtanzen konnten. Wer nach dem letzten Set die Ohren noch nicht voll hat, kann dieses Jahr nur die DJ-Freak-Out-Party im Backstage ansteuern - so er etwas härtere Gangart mag.

Neuhauser Musiknacht, Samstag, 26. Oktober, Tickets zu fünf Euro um 17 Uhr an der Hauptkasse am Rotkreuzplatz, um 19 Uhr an allen teilnehmenden Lokalen oder im Vorverkauf bei München Ticket, Programm unter www.neuhausermusiknacht.de

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Quelle:
SZ vom 22.10.2019
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