Im Zeitraffer-Video geht es ganz schnell mit der riesigen Baustelle: Erst ist da nur eine große Wiese. Dann sind immer mehr Erdhügel und Löcher zu sehen, immer mehr Kräne. Die ersten Mauern werden hochgezogen, Räume entstehen. Jetzt, zwei Jahre nach dem Spatenstich und dem Bau von zwei Untergeschossen, ist das Erdgeschoss dran. Das „Neue Hauner“ auf dem Campus Großhadern wird das Haunersche Kinderspital in der Münchner Innenstadt ersetzen. Wenn alles gut geht, werden die ersten kleinen Patienten 2030 am südwestlichen Stadtrand behandelt.
„Das Neue Hauner wird seine Tradition fortsetzen und nach der Fertigstellung zur modernsten und kindgerechtesten Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Europa werden“, sagt Markus Lerch, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des LMU-Klinikums bei der Grundsteinlegung am 11. März.
Die Freude ist also groß, bei allen Gästen. Und auch beim Freistaat Bayern, der den Bau mit 420 Millionen Euro (Neubau und Erschließung) finanziert und weitere 180 Millionen Euro für zukünftig steigende Baukosten zur Verfügung stellt. Endlich ist der Fortschritt nach einer langen Zeit der Planung, Planungsunterbrechung (2017) und Neuplanung (2018) zu sehen – und es lässt sich allmählich erahnen, wie die neue Klinik einmal dastehen könnte. Ein weiterer Grund zur Freude: Laut Direktor Lerch liegt der Bau zeitmäßig „im Plan“.
Von einem „Meilenstein für die Gesundheit“ spricht der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU): Wenn Kinder krank seien, sei die ganze Familie krank. „Kranke Kinder müssen das Beste bekommen, was wir zu bieten haben“, sagt er. Und das koste eben.
Für Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) ist der Neubau ein „Herzensprojekt“. Ein Projekt, das seiner Meinung nach durchaus noch eine Kinderrutsche in den Innenräumen der Klinik vertragen könnte. Diesen Wunsch hatte er schon zum Spatenstich am 13. März 2023 geäußert. Aber wiederholen kann man ihn ja. Schließlich würde so eine Rutsche durchaus in einen der vier hellen Innenhöfe passen. Ganz abwegig ist es wohl nicht, dass der Traum von der Rutsche Wirklichkeit wird. Denn Thomas Jenkel, Leiter des Staatlichen Bauamtes München 2, könnte sich mit dem Gedanken durchaus „anfreunden“.


Helle Innenhöfe, freundliche Fassaden, viel Licht, eine warme Atmosphäre sowie Spielmöglichkeiten und Aufenthaltsräume sollen es den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Eltern und Geschwistern leichter machen, in einer Klinik sein zu müssen. Deshalb wird in den Neubau eine Schule für Kranke integriert und eine Kita auch für Geschwisterkinder. Lesestoff gibt es in einer Kinderbibliothek - und ja, warum dann nicht auch eine Rutsche?
Auf einer Grundfläche von 90 mal 90 Metern werden im neuen Haus auf einer Nutzungsfläche von 19 200 Quadratmetern fast 200 Betten untergebracht; zudem eine interdisziplinäre Notaufnahme mit Schockraum und Notaufnahmestation, eine interdisziplinäre Intensivstation, Neonatologie, Kinderkardiologie, Radiologie, Chirurgie und Innere Medizin sowie ein integriertes Sozialpädiatrisches Zentrum (iSPZ).
An die Nähe zur U-Bahn und mögliche Erschütterungen wurde auch gedacht. So wurde laut LMU beispielsweise der Magnetresonanztomograph (MRT) in Richtung Norden verlegt, um den Mindestabstand zur U-Bahn-Trasse zu garantieren.
Doch zurück zum „Neue Hauner“ als Herzensprojekt. Für Romina ist es das im wahrsten Sinn des Wortes: Eineinhalb Jahre wartete sie auf ein Spenderherz. Im Juli 2022 bekam sie endlich ein neues Herz, wurde 14 Stunden in Großhadern operiert. Da war sie acht Jahre alt.

Ein Jahr später erzählt Romina der SZ, was sie in der langen Zeit des Krankenhausaufenthaltes am meisten vermisst hat: ihre Freunde, ihre Klasse. Romina ist heute zwölf Jahre alt, es geht ihr gut. Sie hat sogar das Klettern für sich entdeckt. Und sie hat einen Wunschzettel für das „Neue Hauner“ dabei: Sie wünscht sich Wlan und einen Schul-Avatar im Klassenzimmer. Damit könnten die Kinder in der Klinik am Unterricht teilhaben und ihre Schulfreunde sehen. Die Klinik solle, so schreibt sie, ein Ort der Freundschaft sein und ein Ort, der „bunt“ ist.
Romina darf ihren Wunschzettel in die Zeitkapsel legen. Neben den bayerischen Löwen von Ministerpräsident Markus Söder, einen Bierkrug mit Schnuller von Wissenschaftsminister Markus Blume und den unsichtbaren „guten Geist“, den sich Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik und Kinderpoliklinik des Haunerschen Kinderspitals, in die Zeitkapsel hineinwünscht. Dann hebt ein Kran den Grundstein der guten Wünsche in den Münchner Himmel.