Ein Anruf in letzter Minute soll den europäischen Fußball vor einer Blamage retten. Entsetzt habe sich der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Jan-Christian Dreesen, am Vorabend bei ihm gemeldet, erzählte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Mittwoch im Stadtrat. Auch im Namen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des europäischen Verbands Uefa wollte Dreesen wissen, was da los ist. Denn ein solches Verhalten sind die Granden des Sports nicht gewöhnt: Die Uefa will die Finalrunde ihrer Nations League, eines Wettbewerbs der Nationalmannschaften, im Juni 2025 gerne in der Arena des FC Bayern in Fröttmaning sowie in Stuttgart ausrichten. Doch die Stadt München hat keine Lust darauf.
Normalerweise läuft es umgekehrt: Städte bewerben sich bei großen Sportverbänden um ein Turnier oder ein Finale, um sich dann in der Aufmerksamkeit des Publikums zu sonnen. Im besten Fall bleiben nach einer aufwendigen Planung und Organisation auch ein paar Euro hängen. Dafür schlucken die Metropolen rigide Verträge und einseitige Gewinnmitnahmen durch die Verbände. Oft genug erhalten sie nicht einmal den Zuschlag, obwohl sie viele Millionen Euro in die Bewerbung gesteckt haben. Diesmal ist es jedoch umgekehrt.
Die Uefa hat München bereits als Spielort benannt, falls die Endrunde in Deutschland stattfinden sollte. Nach derzeitigem Stand kann die Uefa auch kommen, muss aber alles selbst bezahlen und organisieren.
Eigentlich wollte der Stadtrat sein komplettes Desinteresse an diesem Mittwoch offiziell per Beschluss festschreiben. Das hat Dreesens Anruf verhindert, doch die Haltung der Stadt bleibt unverändert. „Wir werden dafür keinen Euro ausgeben“, sagte OB Reiter. Kapazitäten für die Planung habe man auch keine. Dabei hatten die Funktionäre gedacht, alles fix eingefädelt zu haben, wie eine Mitteilung der Uefa vom 16. Dezember 2024 verrät. „Die Spiele sollen in den Stadien ... in München und Stuttgart ausgetragen werden“, heißt es dort.
Mit den Arena-Verantwortlichen scheint auch alles geklärt zu sein. Doch der Münchner Stadtrat hatte sich mit einem solch aufwendigen Turnier samt Fanzonen, großem Brimborium und entsprechender Finanzierung bislang nicht beschäftigt.
Da eine Woche vorher die Uefa bereits mit dem Champions-League-Finale in München gastiert, schien für den Verband der Standort offenbar naheliegend zu sein. Nicht aber für die Stadt, die keinen Mehrwert in einem Wettbewerb sieht, den OB Reiter „Nations-League-Dingsda“ nennt.
Nun muss die Uefa selbst dafür geradestehen, eine andere Stadt als Ausrichter suchen oder auf den Sport hoffen. Sollte die deutsche Nationalmannschaft das Viertelfinale des Wettbewerbs gegen Italien verlieren, soll die Endrunde in Turin stattfinden. Vorausgesetzt, die Verantwortlichen dort machen mit.