ÖPNV in München:Mehr als eine halbe Milliarde für den Nahverkehr

Tram bei Nacht in München, 2019

Straßenbahnen sind ein beliebtes Verkehrsmittel in München.

(Foto: Florian Peljak)

Hunderte Millionen Euro fließen allein in das Tramnetz, eine "Task Force" der Stadt soll den Ausbau beschleunigen. Für das Werksviertel ist ein eigener U-Bahnhof im Gespräch.

Von Andreas Schubert

Rund 530 Millionen Euro wird die Stadt in den nächsten Jahren in den öffentlichen Nahverkehr investieren. 342 Millionen Euro fließen allein in den Ausbau des Tramnetzes und in einen neuen Tram-Betriebshof an der Ständlerstraße. Außerdem überlegt die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), das Werksviertel in Berg am Laim direkt mit einer neuen U-Bahn-Station anzubinden.

Am Mittwoch haben der Mobilitäts- und der Wirtschaftsausschuss das neue ÖPNV-Bauprogramm besprochen. Der neue U-Bahnhof im Werksviertel kam dabei nur beiläufig zur Sprache. Die MVG will in den 2030er-Jahren die Takte der U5 verdichten und müsste damit ohnehin einen unter anderem mit Bahnsteig und Aufzügen ausgestatteten Not-Halt bauen. Deshalb überlege man, gleich einen richtigen U-Bahnhof zu bauen, sagte MVG-Chef Ingo Wortmann. Konkrete Pläne gibt es noch nicht. Fest steht aber: Damit wären nicht nur das Werksviertel und der künftige Konzertsaal direkt ans U-Bahnnetz angebunden, sondern auch die zweite S-Bahn-Stammstrecke, deren Halt an der Friedenstraße geplant ist, also ganz in der Nähe.

Weitaus ausführlicher widmete sich das Gremium der Tram-Westtangente und der Tram München-Nord. Entscheiden durfte der Ausschuss aber nichts, da die Sitzung nur per Videokonferenz stattfand. Die Beschlüsse fällt die Vollversammlung des Stadtrats. Die grün-rote Koalition will eine "Task Force" unter Leitung von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ins Leben rufen, die die Ausbaumaßnahmen koordinieren und beschleunigen soll. Das Ziel: Bis 2026 sollen mindestens zwei Tram-Neubaustrecken in Betrieb gehen. Wie berichtet, könnte sich die Eröffnung der Westtangente um ein weiteres Jahr auf 2027 verschieben. Grund dafür sind einige Umplanungen, um Vorgaben des Radentscheids einhalten zu können, der breitere Radwege vorsieht. Außerdem sollte die Trasse gleich für breitere Trambahnfahrzeuge ausgelegt werden. Die Planungen dafür hätten das Projekt ebenfalls verzögert.

Offen bleibt der Bau der U-Bahn-Spange zwischen Am Hart und Kieferngarten

Die angekündigte Verzögerung hat im Stadtrat und in den betroffenen Bezirksausschüssen einigen Ärger ausgelöst - und ist nun zumindest teilweise vom Tisch. Am Mittwoch zeichnete sich ein Kompromiss ab: Schon bis Ende 2025 soll ein Teilabschnitt der Tangente zwischen Romanplatz und Waldfriedhof fertig sein. Der südwestliche Abschnitt bis zur Aidenbachstraße soll 2027 in Betrieb gehen. Wie MVG-Chef Wortmann erklärte, kann man den Bau der Trasse beschleunigen, indem die Stadtwerke zunächst darauf verzichten, sie auf breite Züge auszurichten. Eine Änderung des Bauantrags wäre dann nicht notwendig. Die Umstellung auf breite Fahrzeuge sei ein langwieriger Prozess von 20 bis 25 Jahren. Bis dahin stehe ohnehin schon wieder eine Sanierung der Gleise an, die man dann nachträglich an neue Fahrzeugbreiten anpassen könne.

Dies bezieht sich aber nur auf die Fürstenrieder Straße. Im Bereich der Boschetsrieder Straße und der Drygalskiallee muss die Gleisführung geändert werden, um breitere Radwege zu ermöglichen. Diese Verzögerung lässt sich offenbar nicht vermeiden. Im südwestlichen Abschnitt der Tangente wird die MVG dann Busse einsetzen, der Umstieg zur Tram und umgekehrt wäre am Waldfriedhof.

Bei der Tram im Münchner Norden soll die Trasse von Schwabing Nord bis zum U-Bahnhof Kieferngarten als Tram 23 verlängert werden. Sie verläuft über das neue Wohngebiet in der Bayernkaserne und zweigt am Werner-Egk-Bogen über die Heidemannstraße nach Westen ab. Am selben Abzweig verläuft sie dann als Tram 24 über Heidemann- und Knorrstraße bis zum U-Bahnhof Am Hart. Damit ist dann auch das Forschungs- und Innovationszentrum von BMW angebunden.

Offen ist nach wie vor, ob dereinst eine U-Bahn-Spange gebaut wird, die U26 zwischen Am Hart und Kieferngarten. Laut Wortmann wäre das ein Projekt, das wohl erst in den 2040er-Jahren verwirklicht werden könnte, da als Voraussetzung der U26 der Bau der geplanten Linie U9 gilt. Strittig, vor allem wegen des Lärmschutzes, ist am Kieferngarten immer noch der Verlauf der Tram-Trasse und die geplante Wendeschleife westlich des U-Bahnhofs Kieferngarten. Hier soll die MVG noch einmal prüfen, ob die Trasse nicht doch östlich des Bahnhofs verlaufen könne, so der Wunsch der Stadträte.

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