Dass mit günstigen Fahrpreisen mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen sind, da ist sich der Münchner Stadtrat fraktionsübergreifend einig. Ein 365-Euro-Ticket, das für alle Münchnerinnen und Münchner gelten soll, könnte ein Ansatz sein. Doch die grün-rote Stadtratsmehrheit lehnte das Ticket am Mittwoch in der Vollversammlung ab. Letztendlich scheiterte es an der Frage der Finanzierung.
Das 365-Euro Ticket für Studenten könnte dagegen schon zum Wintersemester 2022/2023 kommen.
Dem Beschluss ging eine lebhafte Debatte voraus, ob sich die Stadt das günstige Ticket für alle leisten sollte oder könnte. Im Dezember hatten CSU, ÖDP/Freie Wähler und die Linke beantragt, spätestens zum Fahrplanwechsel 2023 das 365-Euro-Ticket einzuführen, das im gesamten MVV-Gebiet gültig sein soll.
Andere Städte wie Wien, Nürnberg oder Wiesbaden machten es vor. Gleichwohl sei es nötig, weiter und "ganz massiv" in den Ausbau von Infrastruktur für ÖPNV und Personal zu investieren. Die jährlichen Kosten für die Stadt schätzten die Antragsteller auf 110 Millionen Euro, während die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) eher von einem "Fass ohne Boden" sprach.
Grüne und SPD bekannten sich zwar zum 365-Euro-Ticket. Die Finanzierung müsse aber der Freistaat mit übernehmen, nicht allein die Stadt. Zur Erinnerung: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schlug das Ticket im Wahlkampf 2018 vor. Im Koalitionsvertrag der Staatsregierung ist es auch festgehalten - ohne Zeitangabe. Bisher ist von einer Einführung 2030 die Rede.
Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft und das Wirtschaftsreferat lehnen das Ticket bislang ab, da es einer adäquaten Finanzierung des ÖPNV durch dessen Nutzer widerspreche. CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl kritisierte das ablehnende Votum, die Stadtregierung lotse den ÖPNV aufs Abstellgleis. ÖDP-Fraktionschef Tobias Ruff bezeichnete Grün-Rot als "Abrissbirne, die den Klimaschutz zerstört, anstatt ihn voranzutreiben."