Angebot der MVG:So funktioniert Münchens neue Nacht-U-Bahn

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Vom 3. Januar an fahren die U-Bahnen die Nächte von Freitag auf Samstag, von Samstag auf Sonntag sowie vor Feiertagen durch. (Foto: Stephan Rumpf)

Andere Metropolen haben sie längst, nun bekommt auch die bayerische Hauptstadt eine U-Bahn, die am Wochenende die ganze Nacht fährt. Wie Partygänger von Januar an nach Hause kommen.

Von Andreas Schubert

Mit dem Fahrplanwechsel kommt in München etwas, auf das viele seit Jahren warten und das in vielen Metropolen der Welt längst eine Selbstverständlichkeit ist. Die U-Bahn wird künftig an Wochenenden die ganze Nacht fahren. Schon vor einigen Jahren gab es dazu Stadtratsanträge, etwa von der CSU und den Grünen, doch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat sich immer darauf hinausgeredet, sie brauche die Nachtzeiten für Wartungsarbeiten im Netz – auch an den Wochenenden. Nun können Nachtschwärmer und Schichtarbeitende aber kostengünstig und klimafreundlich auch mitten in der Nacht nach Hause fahren.

Der nächtliche Betrieb läuft so: Vom 3. Januar 2025 an fahren die U-Bahnen die Nächte von Freitag auf Samstag, von Samstag auf Sonntag sowie vor Feiertagen durch: Die Linien U2, U3 und U5 verkehren im 30-Minuten-Takt, mit direkten Anschlüssen an den zentralen Umsteigebahnhöfen Hauptbahnhof, Odeonsplatz und Sendlinger Tor. Die U1, U4 und U6 fahren ebenfalls im 30-Minuten-Takt, und zwar um 15 Minuten zu U2, U3 und U5 zeitversetzt, ebenfalls mit direkten Anschlüssen an Hauptbahnhof, Odeonsplatz und Sendlinger Tor. Mit diesem System besteht in der Innenstadt alle 15 Minuten eine Fahrmöglichkeit pro Richtung.

Der personelle Mehraufwand der MVG hält sich mit vier Vollzeitstellen in Grenzen. Die Kosten übernimmt die Stadt, wie hoch diese sind, wurde in einer nicht öffentlichen Sitzung beschlossen. Im Stadtratsantrag der Grünen von 2023 war aber von jährlich zwei Millionen Euro die Rede.

Das Angebot der nächtlichen Trambahn-Fahrten mit „Rendezvous“ alle 30 Minuten am Stachus bleibt auch mit Einführung der U-Bahn unverändert. Auch die Nacht-Busse fahren weiterhin im 30-Minuten-Takt, die Linien N19, N27, N40 und N41 abschnittsweise sogar alle 15 Minuten. Allerdings werden an Wochenendnächten einzelne Linienwege dort angepasst, wo parallel die U-Bahn fährt.

Für die Nacht-Busse gilt: Der N40 fährt nur noch zwischen Münchner Freiheit und Kieferngarten, den südlichen Abschnitt bedient die U6. Die Linie N41 fährt am Wochenende nur zwischen Harras und Fürstenried West. Den nördlichen Abschnitt ersetzen die U2 und die U3. Im Abschnitt Hatzelweg – Stäblistraße wird der Linienweg an allen Betriebstagen erweitert, an der Haltestelle Forstenrieder Allee gibt es somit einen zusätzlichen Anschluss zur U3.

Der N45 verkehrt an den Wochenenden nur noch im Abschnitt Stachus und Waldperlach. Zwischen Stachus und Münchner Freiheit fahren die U3 und die U6. Die Linie N76 fährt via Georg-Brauchle-Ring und Olympia-Einkaufszentrum statt über Oberwiesenfeld. Damit besteht Anschluss an die Nachttram N27 und die U1 am Olympia Einkaufszentrum. Der Nacht-Bus N71 fährt weiterhin auf seiner Route innerhalb der Stadt München. Der Abschnitt Karlsfelder Straße bis Gartenstraße wird nicht mehr bedient.

Unter der Woche gilt: Montag bis Donnerstag fahren die U-Bahnen bis 1 Uhr nachts. Die vier Nacht-Tram-Linien N17, N19, N20 und N27 verkehren im Stundentakt, ebenso die Buslinien N40-N45, N72 und N74. Alle nächtlichen Tram- und Nacht-Bus-Linien N40 und N41 treffen sich zwischen 1.30 Uhr und 4.30 Uhr jede Stunde zentral am Stachus, wo sie eine gemeinsame Wartezeit von fünf Minuten haben. So können Fahrgäste in alle Richtungen umsteigen. Die Linie N45 fährt rund 15 Minuten zeitversetzt. Das nächtliche Liniennetz ist auch auf der Homepage der MVG zu finden.

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Wie gewohnt, bietet die MVG auch zum Jahreswechsel ein spezielles Programm an. An Silvester gilt der Samstagsfahrplan, an Neujahr der Sonntagsfahrplan. In der Silvesternacht wird das Angebot zusätzlich verdichtet: 

Die U-Bahn bleibt durchgehend in Betrieb. Auf allen Linien verkehren die Züge bis 1 Uhr alle zehn Minuten und danach alle 20 Minuten. Alle Nacht-Bus- und Nacht-Tram-Linien fahren in der Silvesternacht im Halbstunden-Takt durch, teilweise alle 15 Minuten. Die Linien N80 und N81 verkehren stündlich.

Weil am Friedensengel wieder Silvestertrubel zu erwarten ist, muss der Bus 100 am 31. Dezember von 23 Uhr bis Betriebsschluss in diesem Bereich umgeleitet werden. In Fahrtrichtung Ostbahnhof wird daher Haltestelle Reitmorstraße/Sammlung Schack um einige Meter verlegt.

Die Fahrten werden teurer

Wie berichtet, wird das Fahren mit dem ÖPNV wieder teuer. So steigen im Münchner Verkehrsverbund (MVV) die Preise um durchschnittlich 4,9 Prozent. Die Tickets im Abonnement und Zeitkarten heißen nicht mehr Isarcard: Aus der „Isarcard Monat“ etwa wird ganz einfach eine „Monatskarte“, die „Isarcard Abo“ heißt nur noch „Abo“. Der Rabatt für alle, die ihr Abo jährlich vorauszahlen, entfällt, auch das Deutschlandticket wird teurer. Es kostet ab Januar nicht mehr wie bisher 49 Euro, sondern 58 Euro.

Dafür wächst zum Jahreswechsel das MVV-Gebiet: Der MVV-Tarif gilt dann auch in den Landkreisen Weilheim-Schongau und Landsberg sowie auf der Bahnstrecke zwischen Markt Schwaben und Dorfen. Zudem wird etwa die Tram 12 verlängert und fährt vom 1. Januar an vom Scheidplatz weiter über die Parzivalstraße bis Schwabing Nord.

Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht insgesamt das neue Angebot im ÖPNV sehr kritisch, gerade was die Verbindungen ins Umland angeht. „Während im Stadtgebiet künftig die politisch gewünschten Nacht-U-Bahnen fahren und dafür zusätzliches Geld ausgegeben wird, entfällt gleichzeitig der Nacht-Bus nach Karlsfeld“, schreibt der Verband in seiner Vereinszeitung „Pro Bahn Post“.

In der Tat gibt es auch Kürzungen im Angebot. Die U-Bahn fährt an Samstagen seltener nach Garching, auf mehreren Linien fallen einzelne S-Bahn-Verbindungen weg, es gibt ausgedünnte Fahrpläne wegen Personalmangels. Die S-Bahn sei viel zu oft wegen Baustellen gesperrt, kritisiert Pro Bahn. Was die MVG angeht, so ist der Verband der Ansicht, bei der Trambahn existiere das vollständige Liniennetz nur noch auf dem Papier.

„Ein so deutliches Auseinanderlaufen von Leistungs- und Preisentwicklung gab es schon lange nicht. Es sieht so aus, als ob einige Landkreise versuchen, ihre Finanzprobleme zu Lasten des ÖPNV zu lösen“, so Pro Bahn.

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