Theaterakademie August EverdingKommission soll Nachfolge für entlassene Barbara Gronau finden

Lesezeit: 2 Min.

Ein schöner Arbeitsplatz wartet auf die künftige Leitung der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Sie hat ihren Sitz im Prinzregententheater, und im Präsidentenbüro blickt man ins Grüne.
Ein schöner Arbeitsplatz wartet auf die künftige Leitung der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Sie hat ihren Sitz im Prinzregententheater, und im Präsidentenbüro blickt man ins Grüne. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Präsidentin der Bayerischen Theaterakademie stürzte im Frühjahr über eine Abhöraffäre. Jetzt beruft das Kunstministerium eine Expertenrunde ein, die Vorschläge für eine neue Besetzung des Postens machen soll.

Von Susanne Hermanski

So manchen wir diese Nachricht beruhigen. Denn es ging ein Gerücht: Nach dem Abhörvorfall an der Bayerischen Theaterakademie in diesem Frühjahr, werde diese womöglich ihre Eigenständigkeit verlieren und die vom großen Theatermann August Everding gegründete Kaderschmiede kurzerhand der Hochschule für Musik und Theater unterstellt. „Doch an diesem Gerücht ist nichts“, sagt Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume. „Im Gegenteil, wir berufen gerade eine Findungskommission für die Nachfolge von Barbara Gronau.“

Gronau war am 17. April als Präsidentin der Bayerischen Theaterakademie August Everding fristlos entlassen worden. Sie wehrte sich dagegen, doch mittlerweile hat das Arbeitsgericht ebenfalls entsprechend entschieden. Laut SZ-Informationen hatte ein Vorfall zur Trennung von Gronau geführt, der sich in der zweiten März-Hälfte im Prinzregententheater ereignete. Barbara Gronau verfolgte dabei über eine Tonanlage ein Gespräch, an dem sie selbst nicht teilnehmen durfte.

Ein Bild aus glücklichen Tagen: 2023 war Barbara Gronau noch Präsidentin der Akademie August Everding. Die Aufnahme entstand bei einem Benefiz-Empfang.
Ein Bild aus glücklichen Tagen: 2023 war Barbara Gronau noch Präsidentin der Akademie August Everding. Die Aufnahme entstand bei einem Benefiz-Empfang. (Foto: Florian Peljak)

Es handelte sich dabei um Evaluierungsgespräche, in die Studierende mit einbezogen waren. Bei diesen Gesprächen klärt ein Gremium, ob bestimmte Studiengänge und deren Abschlüsse auch wirklich die Kriterien für einen Bachelor- oder Masterstudiengang erfüllen. Gronau hat eines der Gespräche zumindest teilweise vom Künstlerischen Betriebsbüro aus mitgehört. Dort steht eine Anlage, die alles überträgt, was sich auf der Bühne ereignet. Just dort fanden die Evaluierungsgespräche statt.

Minister Markus Blume (CSU) erklärte im April, nachdem der Vorfall intern gemeldet worden war, die Trennung sei unvermeidlich gewesen, weil „die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an der Theaterakademie irreparabel zerstört“ war. Gronau hatte erst im Herbst 2022 das Präsidium der von Bayerns einstigem Generalintendant August Everding gegründeten, international renommierten Schule übernommen. Die gebürtige Berlinerin war zuvor Professorin für Theorie und Geschichte des Theaters und Dekanin an der Universität der Künste Berlin. In München leitete sie neben dem Präsidium auch den Studiengang Dramaturgie.

Seit Gronaus unfreiwilligem Ausscheiden führen der Künstlerische Direktor Lars Gebhardt, und der Geschäftsführende Direktor Felix Kanbach die Akademie. Unterrichtet werden dort unter anderem Schauspiel, Regie, Gesang und Bühnenbild. Viele prominente Bühnen- und Filmschaffende haben an der Schule ihre Abschlüsse gemacht, etwa der „Eberhofer“-Krimikomödien-Star Sebastian BezzelGrimme-Preisträgerin Lisa Wagner und der neue Intendant der Hamburger Oper Tobias Kratzer.

Schon vor Gronaus Berufung in der Nachfolge von Hans-Jürgen Drescher waren in Bayerns Theaterwelt Spekulationen vorausgegangen, die Eigenständigkeit der Everding-Akademie könnte in Gefahr sein. Bestätigt haben sie sich nie. „Die Kommission wird auch außerhalb Bayerns nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten suchen. Es gibt auch schon mehrere Persönlichkeiten, die ihrerseits Interesse bekundet haben“, sagt Markus Blume der SZ. „Wir rechnen damit, spätestens im April 2026 die neue Personalie bekannt geben zu können.“

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Dagmar Leupold über Generationenkonflikte
:„Das Schweigen der Mütter war ein anderes als das der Väter“

Vor Jahren hat die Schriftstellerin Dagmar Leupold die Männer der Kriegsgeneration in den Blick genommen, nun im Roman „Muttermale“ die Frauen. Ein Gespräch über Veränderungen in der Gesellschaft wie auch im Erzählen – und über ein spezielles Gift in Mutter-Tochter-Beziehungen.

SZ PlusInterview von Antje Weber

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: