Nahverkehr in München:Ärger um MVV-Tarifreform: Lange Schlangen in Kundencentern

Andrang bei MVG-Servicezentrum nach Tarifreform in München, 2019

Ohne Nummer geht nichts - im MVG-Servicezentrum am Marienplatz herrscht nach Tarifreformgroßer Andrang.

(Foto: Catherina Hess)
  • Seit der Reform des Ticketsystems melden sich viele Kunden beim MVV, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen, oder falsche Monatskarten zugeschickt bekommen haben.
  • Die Umstellung verlief automatisch - und nicht immer wurden alle Wünsche der Kunden berücksichtigt.
  • Ein weiteres Problem: Die neuen Zonengrenzen verlaufen nicht so wie die alten Ringgrenzen.

Von Max Ferstl

Die Kundin hatte sich über die MVV-Tarifreform gefreut. Etwa 25 Euro würde sie bald weniger bezahlen müssen, um mit der S-Bahn aus der Münchner Innenstadt nach Ebersberg zu fahren. Nur 137,90 statt 163,40 Euro - und das jeden Monat. So hatte es ihr der Tarifrechner voraus gesagt. Als vergangene Woche der Brief mit den neuen Tickets ankam, wunderte sich die Kundin. Die Fahrkarte sollten nun doch 162,40 Euro kosten. "Immerhin ein Euro weniger", sagt die Kundin. Hatte sie sich verrechnet?

Am vergangenen Sonntag hat der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) sein Tarifsystem umgestellt. Die Reform gilt als großes Versprechen: Kein kompliziertes Knäuel mehr aus Zonen und Ringen, Bahn- und Busfahren in München soll billiger und einfacher werden. Doch ganz ohne Störungen verläuft die Einführung nicht. Seit Montag sind die Mitarbeiter in den Kundencentern am Hauptbahnhof und Marienplatz äußerst gefragt. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) setzt zwar mehr Berater ein, trotzdem bilden sich vor den Schaltern lange Schlangen.

Da sind zum einen diejenigen, die aus Versehen ein falsches Ticket gekauft haben. Zwar ist das neue System übersichtlicher - es gibt jetzt nur noch Zonen, ohne Ringe -, aber offenbar immer noch kompliziert genug. Wer versehentlich ein falsches Ticket erwischt, kann dieses zwar umtauschen, "muss aber zeitnah ins Kundencenter kommen", wie MVG-Sprecher Matthias Korte sagt. Zudem kämen viele, die grundsätzlich wissen wollen, was es mit der Tarifreform auf sich hat. Korte spricht von einem "hohen Informationsbedürfnis".

Und dann sind noch diejenigen, die ähnliche Probleme haben wie die Pendlerin nach Ebersberg: Jene Menschen, die mehr für ihre Abonnements bezahlen sollen, als sie ihrer Ansicht nach müssten. Die Ursache liegt unter anderem in der alten und der neuen Struktur des MVV-Gebiets. Bisher brauchte die Kundin die Ringe 1 bis 11. Nun würde ihr ein Ticket für die Zonen M bis 3 genügen; zugeschickt bekommen hat sie aber eine Monatskarte für die Zonen M bis 4.

Ein Grund könnte sein, dass die neuen Zonengrenzen nicht exakt so verlaufen wie die alten Ringgrenzen. Der MVV wiederum hat die alten Ringe automatisiert auf die neuen Zonen übertragen - dabei kam es zu Ungenauigkeiten. "Andernfalls hätten wir jeden einzelnen Kunden anrufen müssen", sagt MVV-Sprecherin Franziska Hartmann. "Wir wissen nicht, wie die Kunden fahren und welchen Bereich sie brauchen."

Deshalb werden die Abo-Besitzer - auch in den Briefen, in denen die Tickets verschickt werden - dazu aufgerufen zu überprüfen, ob die Zonen ihres neuen Tickets passen. Es gebe "einige Fälle", in denen das nicht zutreffe, sagt Korte. Wie viele der insgesamt etwa 350 000 Abo-Kunden des MVV betroffen sind, ist unklar.

Korte sagt aber auch: "Niemand muss sich wegen seines Abos vor Weihnachten in eine Schlange stellen." Wer seinen Tarifbereich anpassen will, könne das auch noch im neuen Jahr erledigen. Niemand müsse Sorge haben, für ein Ticket zu bezahlen, das er gar nicht braucht: Wer bis Ende Februar den Geltungsbereich seines Tickets anpasst, bekommt das zu viel bezahlte Geld erstattet.

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