Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) ist weiter auf Wachstumskurs. Vom 1. Januar 2025 an gehören auch die Landkreise Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau dazu. Doch das ist nicht alles: Schon 2026 könnte der MVV zum XXL-Verbund werden. Denn der Augsburger Verkehrsverbund (AVV) zeigt ebenfalls Interesse, sich mit dem MVV zusammenzuschließen. Laut MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch könnten schon nächste Woche in Augsburg und Umgebung die entsprechenden Beschlüsse fallen. Der MVV-Chef ist überzeugt, dass dann auch die bisherigen Gesellschafter zustimmen.
Am Dienstag hat Rosenbusch die Folgen der Beitritte erläutert. Für die meisten Fahrgäste wird das Reisen nicht nur einfacher, weil sie künftig mit einem einzigen Ticket ihr Ziel erreichen. Vereinheitlicht werden auch das Tarifsystem, der Vertrieb und die Fahrplanauskunft, dazu kommt ein abgestimmter Fahrplan mit kürzeren Umsteigezeiten. Und: Die Fahrten sollen in den meisten Fällen auch günstiger werden.
Ein Beispiel: Vier Erwachsene unternehmen von München aus einen Ausflug zur Wieskirche und fahren am selben Tag zurück. Bisher kostet das mit dem Regio-Ticket-Werdenfels 56 Euro, künftig mit der MVV-Gruppentageskarte, Zonen M-9, nur noch 36,50 Euro. Eine fünfte Person wäre im Preis sogar inbegriffen. Es lohnt sich aber, für jede Fahrt die Preise zu vergleichen. Je nach Ziel und Anzahl der Reisenden ist das Bayernticket günstiger.
Im vergangenen Jahr traten dem MVV bereits der südliche Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, der Kreis Miesbach sowie Stadt und Landkreis Rosenheim bei. Ein größeres Wachstum hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben. Von Januar an besteht der Verbund aus 14 Partnern, die auch Gesellschafter sind. Dazu kommt als Gesellschafter der Freistaat Bayern.
Der Landkreis Mühldorf lehnt einen Beitritt derzeit aus Kostengründen ab, schließt ihn aber für die Zukunft nicht kategorisch aus. Stattdessen prüft der Landkreis, ob ein kleiner Verbund mit den Landkreisen Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land nicht sinnvoller und günstiger sei.
Stadt und Landkreis Landshut haben zunächst auch wegen der Kosten gezögert. Bei einem Beitritt zum MVV werden unter anderem Beiträge fällig, zudem tragen die Kreise und Städte die Kosten für günstigere Tickets. Laut Rosenbusch besteht nun doch wieder Interesse an einem Beitritt zum Jahr 2026. Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen wird sich noch dieses Jahr entscheiden, ob er von 2026 an dem MVV angehören will.
Rund 422 000 Menschen pendeln täglich von außerhalb in den MVV-Raum oder umgekehrt, die meisten dürften aktuell das nur 49 Euro teure Deutschlandticket nutzen, Verbundgrenzen spielen für sie keine Rolle. Wenn das Deutschlandticket von 2025 an 58 Euro kostet, werden es sich aber viele wieder überlegen, ob es sich noch lohnt.
Die allermeisten verkauften Tickets für Gelegenheitsnutzer des MVV – 95 Prozent – sind Einzeltickets, Streifenkarten oder Tagestickets. 800 Millionen Fahrgäste zählt der MVV pro Jahr, das entspricht mehr als zwei Millionen Fahrten pro Tag.