Nahverkehr in MünchenWarum der MVV immer weiter wächst

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Das Gebiet des Münchner Verkehrsverbunds geht weit über die Stadt und ihre angrenzenden Gemeinden hinaus.
Das Gebiet des Münchner Verkehrsverbunds geht weit über die Stadt und ihre angrenzenden Gemeinden hinaus. (Foto: Andreas Haas/imago images)

Der 1972 gegründete Verkehrsverbund reicht bald bis Garmisch und Landshut. Was bringt der Beitritt den Regionen - und wie profitieren die Fahrgäste?

Von Andreas Schubert

Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) ging 1972 an den Start. Damals gehörten zum MVV-Gebiet die Städte und Landkreise im Münchner Speckgürtel. Es umfasste 5000 Quadratkilometer mit 2,1 Millionen Einwohnern. Seit ein paar Jahren ist der MVV auf Expansionskurs. Im kommenden Jahr treten die Stadt und der Landkreis Landshut sowie der Landkreis Garmisch-Partenkirchen bei. Dann wächst das MVV-Gebiet auf über 12 000 Quadratkilometer und bedient insgesamt mehr als vier Millionen Menschen – das entspricht nach Angaben des MVV etwa einem Drittel der bayerischen Bevölkerung. Der Augsburger Verkehrsverbund prüft derzeit noch einen möglichen Beitritt. Doch was bringt so ein großer Verbund überhaupt? Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Wie profitieren Fahrgäste von der Verbunderweiterung?

Alles wird für die Kunden einfacher: Sie profitieren von einheitlichen Fahrplanauskünften, aufeinander abgestimmten Verkehrsmitteln und vereinfachten Ticketkäufen. Beim Umstieg vom Stadtbus auf Regionalzug ist künftig kein separater Fahrschein mehr nötig. Zudem zahlen die meisten Kunden günstigere Preise. Auf Nachfrage liefert der MVV ein paar Rechenbeispiele. So kostet heute zum Beispiel eine Reise von Wörth an der Isar zum Münchner Hauptbahnhof (Hin- und Rückfahrt) mit dem Donau-Isar-Ticket 29 Euro, das Ticket gilt montags bis freitags aber erst ab 9 Uhr. Im MVV kostet eine Einzelfahrt in der Zone M-10 23,10 Euro, günstiger kommen Fahrgäste bei der Hin- und Rückfahrt mit dem Single-Tagesticket M-10 für 24,80 Euro weg.

Drei Personen, die von Vilsbiburg zum Münchner Marienplatz und zurück wollen, zahlen 52 Euro für ein Bayernticket.  Die Gruppentageskarte des MVV (Zone M-9) kostet dagegen nur 36,50 Euro. Für Bewohner des Landkreises Landshut werden einzelne Verbindungen deutlich günstiger. Wer von Neufahrn nach Landshut fährt, zahlt künftig nur noch eine Kurzstrecke, die nach aktuellem Tarif zwei Euro kostet. Bisher sind es 9,70 Euro. Die Verbindung zwischen Garmisch und München würde, Stand heute, einfach 26,50 Euro kosten statt 29, die Strecke Garmisch-Mittenwald nur noch zwei statt 7,90 Euro. Hinweis: Mit einem Anstieg der Preise zum Ende des Jahres ist, wie jedes Jahr, zu rechnen. Sollte es nächstes Jahr noch ein Deutschlandticket geben, kommen damit die Pendler beim jetzigen Preis von 58 Euro deutlich günstiger weg.

Nach Landshut und Garmisch ist auch ein Beitritt des Augsburger Verkehrsverbunds im Gespräch. Hat das Wachstum des MVV Grenzen oder gibt es irgendwann vielleicht sogar einen bayernweiten Verbund?

Nein. Der ÖPNV sei ein regionales Geschäft, heißt es beim MVV. Daher müsse es sinnvolle Verkehrsbeziehungen geben, die der MVV nach eigenen Angaben in Südbayern nun weitgehend abdeckt. Weitergehende Verkehrsbeziehungen seien dann häufig vor allem überregional. Auch sei wichtig, dass alle Verkehrsplaner noch die Geschehnisse vor Ort kennen.

Ist ein Wachstum mit Kosten für die bisherigen MVV-Gesellschafter verbunden oder gibt es durch Synergien sogar Einsparpotenzial?

Es gibt laut MVV große Synergien und, so der Plan, auch eine Verlagerung vom Auto auf den ÖPNV und damit mehr Fahrgäste und auch mehr Einnahmen. Je mehr die Bürger der neuen MVV-Landkreise und Städte umstiegen, desto mehr Einnahmen würden auch im MVV-Gebiet generiert und Straßen entlastet. Gleichzeitig werden die ganzen Kosten für das System ÖPNV wie App oder Reiseauskunft durch mehr Gesellschafter getragen, was zu einer Kostenreduktion in den Bestands-MVV-Kommunen führe.

Welche Kosten entstehen den Beitrittskandidaten?Es kommt vor allem zu sogenannten Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverlusten. Das sind die Kosten, die entstehen, weil ein neues Tarifsystem gilt und weil man künftig nur noch ein Ticket braucht und nicht mehrere.  Die eine Fahrkarte ist für den Fahrgast billiger als die Summe bisheriger Tickets. Daneben fallen noch Umrüstungskosten an Automaten an. Die Stadt Landshut zum Beispiel kalkuliert mit jährlichen Mehrkosten von etwa 385 000 Euro in den ersten fünf Jahren nach dem Beitritt, danach soll die Summe auf etwa 314 000 Euro pro Jahr sinken. Trotz höherer Kosten und des Aufwands bei der Umstellung sieht Landshut aber genügend Vorteile durch eine Aufnahme in den MVV.

Ist der Name Münchner Verkehrsverbund künftig noch zutreffend, oder gibt es Überlegungen für eine Namensänderung?

Eine Namensänderung sei nicht geplant, teilt der MVV mit. Was München im Namen hat, muss nicht auf die Stadt und deren direkte Nachbarn begrenzt sein, die Europäische Metropolregion München, zum Beispiel.

Wie viele Zonen gibt es ab Januar 2026?

Das MVV-Tarifgebiet umfasst weiterhin die Zonen M-12. Auch mit einem möglichen Beitritt des Landkreises Mühldorf würde sich daran nichts ändern. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wird die Zone zwölf zur Anwendung kommen. Der Landkreis Landshut erstreckt sich über die Zonen sechs bis elf.

Wann wird der Landkreis Mühldorf dem MVV beitreten?  

Der Kreistag des Landkreises Mühldorf wird voraussichtlich am 4. April 2025 über einen Beitritt zum 1. Januar 2026 entscheiden. „Uns würde es freuen“, teilt der MVV mit.

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