Nahverkehr:U-Bahn soll am Wochenende rund um die Uhr fahren

U-Bahn am Marienplatz

Geht es nach CSU und Grünen, fährt die U-Bahn künftig öfter - und am Wochenende auch rund um die Uhr.

(Foto: Sonja Marzoner)
  • Alle 15 Minuten soll nachts eine U-Bahn fahren - auch wenn der Andrang wohl nicht riesig wäre. Das fordern CSU und Grüne in einem gemeinsamen Antrag.
  • Bei der MVG kommt der Vorschlag nicht so gut an: In den Röhren herrsche nachts keineswegs Ruhe.
  • Könnten Baustellen und Materialtransporte nicht mehr nachts abgewickelt werden, seien Streckensperrungen womöglich auch tagsüber notwendig.

Von Dominik Hutter

Dichtere Takte und an den Wochenenden Züge rund um die Uhr: CSU und Grüne wollen die Münchner U-Bahn kräftig aufpeppen. Neben dem Bau neuer Strecken müsse auch das Bestandsnetz attraktiver werden, fordern die beiden Stadtratsfraktionen in einem gemeinsamen Antrag. Kern des Untergrund-Dopings: eine Verdichtung des Fahrplans. Alle Linien sollen mindestens im Zehn-Minuten-Takt unterwegs sein, die jetzt noch üblichen 20-Minuten-Abstände frühmorgens und spätabends sind nicht mehr erwünscht.

Montags bis samstags zwischen 6 und 21 Uhr wollen die Fraktionen den Fünf-Minuten-Takt zur Regel machen. Den gibt es zwar heute auch schon. Allerdings beginnt er später und endet früher, und an Samstagen ist er die absolute Ausnahme. Die neuen Vorgaben, so Bürgermeister Manuel Pretzl (CSU), gelten übrigens stets je Linie. Auf den zentralen Streckenabschnitten, wo sich mehrere Linien einen Tunnel teilen, käme also entsprechend öfter ein Zug vorbei. Neu für München wäre ein regelmäßiger Nachtverkehr an allen Donnerstagen, Freitagen und Samstagen. Bislang gibt es bei der U-Bahn nur an Silvester und im Fasching einen 24-Stunden-Betrieb. Das bestehende Nachtliniennetz wird allein von Tram und Bus bestritten. Pretzl sieht aber eher die U-Bahn als Rückgrat des Nahverkehrs. Für viele Fahrgäste sei dieses System attraktiver, und wer die Verkehrswende wolle, müsse dafür eben auch Geld in die Hand nehmen. Der Kapazitätssprung wäre erheblich: Busse sind normalerweise auf etwa 55 bis 100 Fahrgäste ausgelegt, bei den längsten Trambahnen sind es bis 215. Um diese Zahl zu erreichen, muss das Gros der Passagiere bereits dicht an dicht stehen. Ein kompletter U-Bahn-Zug kommt auf etwa 950 Plätze.

In welchen Abständen die Spätzüge rollen könnten, wissen CSU und Grüne noch nicht. Das müsse man "erst mal schauen" und in Absprache mit der MVG entscheiden, sagt Grünen-Fraktionschefin Katrin Habenschaden. Pretzl hält allerdings einen 15-Minuten-Abstand für das Minimum. Unklar ist auch noch die Finanzierung. Das heutige Nachtliniennetz wird nicht aus den Fahrgeldeinnahmen der MVG, sondern durch Zuschüsse aus dem städtischen Haushalt bezahlt. Ob dies auch bei den Späti-U-Bahnen so laufen könnte, wollen Pretzl und Habenschaden erst noch mit der MVG beraten. Klar ist aus Sicht des Verkehrsunternehmens: Allein über den Ticketverkauf ließe sich der Aufwand niemals stemmen.

Ohnehin hält sich die Begeisterung der Stadtwerke-Tochter für den schwarz-grünen Vorstoß in Grenzen. Bis mindestens 24 Uhr rollten doch schon heute etwa alle zehn Minuten U-Bahnen stadtauswärts, so das kommunale Verkehrsunternehmen. Danach seien schlicht zu wenige Fahrgäste unterwegs, um diesen Aufwand zu rechtfertigen. Was auch für den vorgeschlagenen Nachtbetrieb am Wochenende gelte: Das bestehende Tram- und Busnetz sei zwar gut nachgefragt, und es seien auch schon Solobuslinien auf geräumigere Gelenkbusse umgestellt worden. Für die U-Bahn aber reiche der spätnächtliche Andrang trotzdem nicht aus. Die Tram- und Busstrecken deckten zudem das Stadtgebiet besser ab als die U-Bahn. In deren Röhren, auch das ist der MVG wichtig, nachts ja keineswegs Ruhe herrscht. Dann nämlich würden Baustellen und Materialtransporte abgewickelt, die ansonsten Streckensperrungen auch tagsüber notwendig machen würden.

Die MVG nahm am Montag den ersten von 24 neuen U-Bahn-Zügen des Typs C 2 in Empfang. Bis Anfang 2022 sollen alle in München sein, dann können Takte verdichtet und ältere Wagen aussortiert werden. Für den schwarz-grünen Vorstoß werden allerdings keine zusätzlichen Züge benötigt. Das ist nur notwendig, wenn in der Hauptverkehrszeit mit ihrem maximalen Zugbedarf dichter gefahren wird.

Dass CSU und Grüne politisch gemeinsam agieren, ist zwar keine Premiere im Stadtrat, zumindest bei Verkehrsthemen aber die Ausnahme. Eigentlich herrscht in puncto Mobilität derzeit rot-grüne Einigkeit, während Schwarz-Grün etwa bei der Gasteig-Sanierung oder dem Isarflussbad zum Tragen kam. Die Botschaft, die beide Parteien nun im Vorfeld des Kommunalwahlkampfs senden wollen, ist aber nicht zu übersehen: Es gibt keine Vorabfestlegung. Die Koalitionsfrage für 2020 ist offen.

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